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Juni 2004
 
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Wohl überlegte Schwerpunkte statt Rasenmäher

Mit dem neuen Strukturplan schärft die TU Berlin ihr Profil als technische Universität der Hauptstadt

 
  In neuem Glanz: Der Lichthof der TU Berlin hat wieder seine Glaskuppel

Der Akademische Senat hat den Strukturplan der TU Berlin für die Jahre 2006 bis 2009 verabschiedet (14 Ja-, 11 Nein-Stimmen). Ausgangspunkt war ein Rahmenkonzept, das TU-Präsident Prof. Kurt Kutzler vorlegte. Nach langen kontroversen Beratungen in der TU-Präsidialkommission und im Akademischen Senat stimmten die Mitglieder dieses Gremiums in ihrer Sitzung am 2. Juni 2004 dem Strukturplan zu.

"Mit dem nun vorgelegten Plan ergreifen wir trotz dramatischer Budgetkürzungen unsere Chance und initiieren einen konstruktiven Umstrukturierungsprozess. Wir schärfen auf diese Weise das Profil der TU Berlin, schaffen gegenüber den beiden Schwesteruniversitäten Freie Universität und Humboldt-Universität zu Berlin, die den Typ der klassischen Universität im Humboldt'schen Sinne verkörpern, eine Zukunftsperspektive und positionieren uns als Technische Universität in der Hauptstadt", kommentiert TU-Präsident Professor Kurt Kutzler.

Der Strukturplan berücksichtigt die drastischen Kürzungsvorgaben des Berliner Senats. Diese sehen eine Gesamtkürzungssumme von 75 Millionen Euro vor, die überwiegend die drei großen Berliner Universitäten bis 2009 erbringen müssen. Davon entfallen laut Planungen des Berliner Wissenschaftssenators 29,7 Millionen Euro auf die TU Berlin. Die TU Berlin müsste damit die größte Sparsumme unter den drei Universitäten erbringen.

Der nun vorliegende Strukturplan wurde - entsprechend einem Auftrag aus dem Kuratorium der TU Berlin - in enger Abstimmung mit Freier Universität und Humboldt-Universität zu Berlin ausgearbeitet. Ein wichtiges Ziel war es, Doppelangebote von Studiengängen in der Stadt abzubauen. Dass dies der TU Berlin mit der jetzigen Planung gelungen ist, zeigen die zahlreichen Exklusivangebote, die sie mit ihrer neuen Struktur und dem Studienangebot für den Standort Berlin aufweisen wird.

Mit den nun beschlossenen Strukturveränderungen wird sich die TU Berlin weitgehend auf ingenieur-, planungs- und angewandte naturwissenschaftliche Bereiche konzentrieren.

"Bei der Aufstellung des Strukturplanes folgten wir nicht dem Rasenmäherprinzip, sondern einer wohl überlegten Schwerpunktsetzung", so TU-Präsident Kutzler weiter. "Dabei mussten wir inneruniversitäre Auseinandersetzungen in Kauf nehmen. Aber nur dieser von uns gewählte Weg führt zu Exzellenz in Forschung und Lehre und zu einer Zukunft für die TU Berlin."

Vor allem über die Lehrerbildung und die Geisteswissenschaften an der TU Berlin gab es lange und zähe Verhandlungen. Im Bereich der Lehrerbildung wurde ein Abstimmungsprozess unter den drei Universitäten initiiert.

Aufgrund der Vorgabe des Berliner Bildungssenators, der die Absolventenquote für angehende Lehrer prognostizierte, und der Vorgabe des Berliner Wissenschaftssenators, der die Lehrerbildung an FU und HU konzentrieren möchte, einigte man sich auf ein Angebotsmodell, bei dem die meisten Lehramtsstudiengänge der TU Berlin gestrichen wurden. Einzig die Angebote "Arbeitslehre" und "Studienrat mit beruflicher Fachrichtung" bleiben an der TU Berlin erhalten, da sie ebenfalls ein Exklusivangebot darstellen. In der Lehrerbildung stehen nun FU und HU in der Verpflichtung, den größten Bedarf an Absolventen auszubilden. Zusätzliche Ressourcen der TU Berlin werden hierfür künftig nicht mehr zur Verfügung stehen.

Die geisteswissenschaftlichen Fächer werden an der TU Berlin in erheblich verringertem Umfang erhalten bleiben, um Serviceangebote insbesondere für die ingenieurwissenschaftlichen Studiengänge anbieten zu können. Diese Entscheidung beruht vor allem auf der Tatsache, dass die beiden anderen Universitäten ein umfangreiches Angebot an geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächern bereithalten.

Die Kürzungsvorgaben des Berliner Senats ziehen konkret die Einstellung von 62 Fachgebieten und 27 Studiengängen nach sich. Damit sinkt die derzeitige Ausstattung von 335 Professuren auf 273. Die daraus resultierende Einsparsumme liegt bei rund 26,54 Millionen Euro. Einsparungen durch Abmietungen von Flächen sowie zwei Millionen Euro, die in den zentralen Servicebereichen erbracht werden sollen, sind auch Bestandteil dieser Einsparsumme.

"Der Abbau von Fachgebieten und Studiengängen, der uns in diesem Maße durch die Kürzungsvorgaben des Berliner Senats vorgegeben wurde, zieht unwillkürlich den Abbau von Studienplätzen nach sich", erklärt TU-Präsident Kurt Kutzler. "Aber neben dem Abbau werden an der TU Berlin auch neue, innovative Strukturen und Studienangebote entwickelt. Beispielsweise im Bereich Wirtschaftswissenschaften. Hier schließen wir die Studiengänge Volkswirtschaftslehre und Betriebswirtschaftslehre, da sie in der Stadt mehrfach angeboten werden. Wir werden aber unseren Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen neben neuen Angeboten im Bereich Management profilbildend ausbauen. Hier stärken wir unsere Stärken." Dies bezieht sich auch auf die Ausrichtung der Fakultäten. Indem die jetzige Fakultät Bauingenieurwesen und angewandte Geowissenschaften und die Fakultät Architektur Umwelt Gesellschaft zusammengeführt werden, erhofft man sich wissenschaftliche Synergien und eine Schärfung des Angebotes.

Mit der Umsetzung des Strukturplans steigt auch der Anteil des Exklusivangebotes, also der Fachgebiete und Studiengänge, die nur an der TU Berlin angeboten werden: in den Ingenieurwissenschaften auf 48 Prozent (gegenüber 43 Prozent 1998), in den Naturwissenschaften auf 22 Prozent (20 Prozent 1998). In der Architektur, den Planungs- und Sozialwissenschaften bleibt der Alleinstellungsanteil bei 16 Prozent.

Hinzu kommt, dass durch den Generationswechsel in der Professorenschaft gezielt Schwerpunkte gesetzt werden sollen. Die TU Berlin will die Chance nutzen, sich durch eine strategische Berufungspolitik weiter mit einem spezifischen Forschungs- und Lehrprofil innerhalb der Berliner Hochschullandschaft zu profilieren. Außerdem ermöglicht der Bologna-Prozess - die Schaffung eines gemeinsamen europäischen Hochschulraumes durch Ersatz von Diplom-, Magister- und Lehramtsstudiengängen durch Bachelor- und Masterstrukturen - die Einrichtung innovativer Bildungsangebote, die nun verstärkt entwickelt werden.

"Die TU Berlin ist die wichtigste Ideenschmiede der Region und damit tragende Säule der Berliner Innovations- und Technologiepolitik. Wir bedienen 12 der 13 vom Berliner Senat definierten Innovationsfelder des Landes. Mit unseren Ausgründungen schaffen wir zahlreiche hochwertige Arbeitsplätze für Berlin. Unsere Drittmittelerfolge sichern zudem hunderten Nachwuchswissenschaftlern ihre Ausbildung. Im Zentrum der deutschen Hauptstadt und damit im politischen Fokus der Europäischen Union liegend, beraten unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in relevanten regionalen, nationalen und internationalen Fragen. Unsere interdisziplinären Forschungsverbünde liefern entscheidende Beiträge zu den relevanten ökonomischen und gesellschaftlichen Fragen", fasst Professor Kurt Kutzler zusammen.

Die Schwerpunktthemen der Zukunft, an deren Bearbeitung sich die TU Berlin mit ihren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in Forschung und Lehre fächerübergreifend beteiligen wird, werden in den folgenden Bereichen liegen: Energie, Gestaltung von Lebensräumen, Gesundheit und Ernährung, Information und Kommunikation, Mobilität und Verkehr, Wasser, Wissensmanagement.

tui

Lesen Sie auch den Artikel "Unterhaken zum Stärken".

Den Strukturplan finden Sie unter:
www.tu-berlin.de/presse/doku/strukturplan/strukturplan-endversion.pdf

 

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