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Mai 2004
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Chancenlos Spitze - in Deutschland fehlt die Wissenschaftskultur

Tagung der Hochschulrektorenkonferenz: Für exzellente junge Wissenschaftler gibt es in Deutschland kaum Stellen

Seine Bewerbung damals in Amerika war zwar nicht erfolgreich, aber Dr.-Ing. Olaf A. Cirpka, der heute in der Schweiz forscht, erinnert sich gern daran. Die Professoren vermittelten ihm das Gefühl, sich für seine Arbeit zu interessieren. Anders in Deutschland. Da hatte er als junger Wissenschaftler bei Bewerbungen an den Universitäten selten dieses Gefühl.

Damit beschrieb der 40-Jährige auf der Jahresversammlung der Hochschulrektoren in Berlin, die sich mit der Situation des wissenschaftlichen Nachwuchses beschäftigte, eine Erfahrung, die wohl nicht nur er machen musste. Vier junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beklagten während der Diskussion über Chancen für den Nachwuchs ein zum Teil erschreckend frostiges Klima gegenüber Leistungsbereitschaft und Qualität. In Deutschland fehle schlicht eine Wissenschaftskultur. Zu wenig würden innovative Diskurse, die junge Wissenschaftler einbrächten, zugelassen, sagte Monika Sokol, Juniorprofessorin an der Universität Bayreuth.

Ein anderes Problem sei die Perspektivlosigkeit im eigenen Land. Dennoch war man sich einig, dass die Ausbildung des Nachwuchses hervorragend sei. Warum sonst rekrutierten die Amerikaner ihren Nachwuchs maßgeblich aus dem deutschen Pool? Aber es gebe in Deutschland für den mit viel Aufwand geförderten Nachwuchs keine Stellen. Cirpka: "Absurd. So finanziert Deutschland die wissenschaftliche Exzellenz in den USA."

Kritisiert wurde auch, dass hierzulande noch immer nicht Leistung allein über eine wissenschaftliche Karriere entscheide, Personalentscheidungen zu wenig transparent seien und es an den Fakultäten an professionalisierten Leitungsstrukturen mangele. "Die Mandatsträger sind zu selten auch die Leistungsträger in den Fakultäten. Das verhindert Wettbewerb", sagte Dr. med. Oliver Eickelberg aus Gießen. Auch würden bürokratische Barrieren der Juniorprofessur den Garaus machen, war sich das Auditorium einig.

In seinem Resümee der Tagung forderte HRK-Präsident Prof. Dr. Peter Gaehtgens unter anderem eine Revision der Berufungsverfahren, eine stärkere Strukturierung des Promotionswesens und eine mentale Erneuerung der Universitäten, damit sich junge Leute nicht mehr fragen müssten, ob sie an deutschen Universitäten willkommen seien.

Sybille Nitsche

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