Ein Leben für die Sicherheit
TU-Alumnus Florian Kramer entwickelt Systeme für Autos
|
Florian Kramer in seinem Büro
in Petersberg |
Legen Sie als Beifahrer auf einer längeren Autofahrt bequem
die Beine aufs Handschuhfach? Beugen Sie sich nach unten zum Proviantkorb,
um das nächste Butterbrot zu greifen? Sie stellen damit Sicherheitstechniker
vor ernsthafte Probleme. Zwar hat sich in den letzten Jahren in
puncto Sicherheit viel in unseren Autos getan. Aber vieles erfordert
noch weitere Entwicklungen, zum Beispiel die häufig falsche
Sitzhaltung von Insassen.
Einer, der sich mit der Sicherheitstechnik im Fahrzeug beschäftigt,
ist TU-Alumnus Prof. Dr. Florian Kramer. Wenn bei jemandem das Sprichwort
"etwas von der Pike auf lernen" passt, dann bei ihm. 1946
in Fürth geboren, absolvierte er nach dem Volksschulabschluss
zunächst eine Lehre als Kraftfahrzeugmechaniker. Eine Lehre
schien nicht genug, und so lernte er noch den Beruf des Technischen
Zeichners. Über den zweiten Bildungsweg kam dann das Abitur
und schließlich die Hochschule. So schrieb er sich an der
Fachhochschule Hamburg für das Fach Karosseriebau ein. Doch
dies schien noch immer nicht genug, und so kam er 1973 an die TU
Berlin, um hier Fahrzeugtechnik zu studieren und später zu
promovieren. Bis 1991 blieb er an der TU Berlin in unterschiedlichen
Positionen, dann zog es ihn in die private Wirtschaft. "Doch
nach dem Aufbau verschiedener Abteilungen in der Industrie wollte
ich endlich wieder stärker eigene Ideen realisieren."
So gründete er, inzwischen auch Honorarprofessor an der TU
Dresden geworden, 2002 die Firma SAFE in Petersberg bei Fulda. Der
Name sagt es schon, hier geht es um Sicherheit, genauer gesagt um
Sicherheitsmethodik und -technologie in der Automobil- und Flugzeug-Entwicklung,
beispielsweise um Unfallvermeidung durch gezielte Verkehrspädagogik.
Passieren sie trotzdem, sind die Folgen möglichst gering zu
halten. Dabei geht es Kramer nicht nur um die Insassen, sondern
auch um Fußgänger. "Zurzeit beschäftigen wir
uns damit, Verbesserungen für Fußgänger durch den
Einsatz von aufstellenden Fronthauben und Airbags zu realisieren."
Auch aus der Flugzeugindustrie kommen Aufträge. Das Sicherheitsbedürfnis
scheint groß. "Vom Ein-Mann-Unternehmen wuchs SAFE schnell.
Heute beschäftigen wir 12 feste und freie Mitarbeiter",
skizziert Florian Kramer die noch kurze, aber erfolgreiche Unternehmensgeschichte.
Da Florian Kramer jedoch immer etwas mehr macht, als der Durchschnitt,
ist er seit letztem Jahr auch noch Professor für KFZ-Sicherheit
und Unfallanalytik an der Hochschule für Technik und Wirtschaft
in Dresden geworden.
Die Studierenden sieht er nicht nur durch die Brille des Professors,
sondern auch durch die des Unternehmers. Im Vergleich zu seiner
eigenen Studienzeit fehlt ihm heute das soziale und politische Engagement
bei den Studenten. "Das Engagement war im Bereich Maschinenbau
schon immer geringer ausgeprägt, aber heute geht das ja gegen
null. Meine Aufforderung an die Studenten von heute: Mischen Sie
sich ein! Kümmern Sie sich um Randfelder außerhalb des
Studiums, in Vereinen, aber auch in der studentischen Selbstverwaltung.
Das fördert Demokratie und wichtige berufsrelevante Kompetenzen",
rät Florian Kramer mit Nachdruck.
Bettina Klotz
|
|