Mehr Internationales schon in der Schule
Globale Zusammenhänge auch in der Lehrerbildung berücksichtigen
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Privatdozent
Bernd Overwien |
Herr Overwien, Wirtschaftssenator Harald Wolf hat Sie kürzlich
in den Beirat der Landesstelle
für Entwicklungszusammenarbeit berufen. Was ist das für
eine Einrichtung?
Die Landesstelle für Entwicklungszusammenarbeit koordiniert
die entwicklungspolitischen Aktivitäten des Landes Berlin,
sowohl auf der Nord-Süd-Achse als auch auf der Ost-West-Achse.
Natürlich hat Berlin dabei wirtschaftliche Interessen: Wo sollte
man investieren, wo schwerpunktmäßig Integrationsarbeit
leisten, wo Netzwerke schaffen? Städtepartnerschaften spielen
dabei eine große Rolle. Momentan ist beispielsweise das Thema
"Wasserwirtschaft" eines der ganz großen.
In dem 12-köpfigen Beirat aus gesellschaftlich relevanten
Gruppen bin ich einer von zwei Hochschulvertretern. Die andere Vertreterin
ist übrigens ebenfalls TUlerin, Dr. Brigitte Fahrenhorst vom
Fachgebiet "Umweltpolitik und Ressourcenmanagement". Wir
haben sowohl die Aufgabe, Informationen aus dem Beirat in die Universitäten
hineinzutragen als auch die Standortvorteile von Berlins Bildungs-
und Wissenschaftslandschaft ins rechte Licht zu rücken.
Wieso berief der Wirtschaftssenator mit Ihnen und Frau Fahrenhorst
ausgerechnet zwei Leute von der TU Berlin?
Wir haben an der TU Berlin viele anerkannte Projekte, sowohl auf
der Ebene von Wissenschaft und Forschung als auf der studentischen,
die sich mit Internationalisierung und Integration befassen (siehe
auch Artikel "Global lernen voin Nord
nach Süd", Red.). Wir haben ein intensives "Nachkontakteprogramm",
wir haben das Zentrum
für Internationale und Interkulturelle Kommunikation und
natürlich auch den höchsten Ausländeranteil in der
Studierendenschaft. Ich persönlich habe viel Erfahrung in der
Bildungs- und Berufsbildungsforschung, zum Beispiel über die
Arbeitsstelle
Globales Lernen und Internationale Kooperation. Außerdem
arbeiten wir intensiv an der Internationalisierung der Lehrerbildung.
Was können Sie konkret tun?
Wir betreiben beispielsweise Lobbyarbeit in den Medien, um in der
Gesellschaft bewusst zu machen, welch große Ressource die
Internationalität ist. So konnten wir im Beirat mit dafür
sorgen, dass der Berliner Sender "Radio Multikulti" eine
stärkere Frequenz bekommen hat. Wir versuchen darüber
hinaus, mehr Transparenz in der Entwicklungsarbeit zu schaffen.
Wir organisieren Fachkonferenzen, um den Themen "Umwelt und
Entwicklung" oder "Internationale Wasserressourcen und
-aufbereitung" mehr Öffentlichkeit zu verschaffen und
die Vernetzung voranzutreiben. Das kann für Berlin sehr nützlich
sein. Wir laden regelmäßig Politiker zu Diskussionen
ein, um Ihnen den Schatz nahe zu bringen, den wir heben müssen:
die internationalen Verbindungen. Für die Universitäten
spielt die Beschäftigung mit der Integration ausländischer
Studierender eine besonders große Rolle. Denn die Netzwerksarbeit,
die mit dem Studium beginnt, sich mit Doktoranden und Wissenschaftleraustausch
fortsetzt und auch in wirtschaftliche Kooperationen mündet,
bringt auch Geld in die Stadt. Da stehen die Unis ganz vorne mit
in der Pflicht.
Derzeit bereiten wir für den Sommer ein Positionspapier zu
Wirtschaft und internationaler Entwicklung mit Handlungsempfehlungen
für die Politik des Senats vor. Beispielsweise schlagen wir
zur Verstärkung der Städtepartnerschaften ganz konkret
Kandidaten aus Mexiko, Indonesien oder China vor. Auch zu den Lehr-
und Rahmenplänen gibt es Vorschläge von uns, damit schon
die Schule globale Zusammenhänge mehr berücksichtigt.
Das Gespräch führte Patricia Pätzold
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