Wasser in die richtigen Bahnen leiten
Neu berufen: Paul Uwe Thamsen leitet die "Fluidsystemdynamik"
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Paul Uwe Thamsen |
Der Mann weiß Prioritäten zu setzen. Während seines
Studiums tat Paul Uwe Thamsen ein Jahr lang nichts anderes, als
alle wichtigen Bücher über Kreiselpumpen zu lesen. Nur
geheiratet hat er in jenem Jahr noch. Diese Zeit intensivster Beschäftigung
mit einem Thema legte den Grundstein für seine Karriere als
Pumpenfachmann. Im November 2003 trat er nach elf Jahren Industrieerfahrung
die Nachfolge von Professor Helmut E. Siekmann am Hermann-Föttinger
Institut an und leitet nun das Fachgebiet
Fluidsystemdynamik - Strömungstechnik in Maschinen und Anlagen.
Die eher magere Finanzausstattung in Berlin schreckte Thamsen, der
an der TU Braunschweig Maschinenbau studierte, nicht. "Wir
werden den Großteil für die Forschung durch Drittmittel
bestreiten", sagt Thamsen. Die Kontakte zur Industrie, wie
zum Bespiel zum Verband
Deutscher Maschinen- und Anlagenbau oder zur Arbeitsgemeinschaft
industrieller Forschungsvereinigungen Otto von Guericke e.V.
sind bereits geknüpft. Damit lässt Professor Thamsen keinen
Zweifel daran, woran sich seine Forschung orientieren wird - an
industriellen Anwendungen. So beschäftigt er sich zum Beispiel
mit der Entwicklung von Kontroll- und Steuersystemen für Schöpfwerke
im Oderbruch, damit diese im Falle eines Hochwassers autark arbeiten
können. Dass das Institut "sehr industrienah geprägt"
sei, komme ihm besonders zugute.
Er untersucht strömungstechnische Maschinen und Anlagen, insbesondere
laserunterstützte Geschwindigkeitsmessungen, forscht an technischer
Fehlerdiagnose in Kreiselpumpen, Seitenkanalverdichtern, an wind
und solarbetriebenen Kreiselpumpen sowie in der Abwasserförderung
und -reinigung mit Kavitation, "kalter Verdampfung" im
Unterdruck.
Eingebettet sieht Professor Thamsen seine Forschung jedoch in die
Auseinandersetzung um ein hochbrisantes globales Problem: die Wasserversorgung
der Menschheit. Nicht der Mangel an Süßwasser sei das
Problem, so Thamsen, sondern dass sich die Süßwasserreservoirs
an den falschen Stellen befänden, in den nördlichen Regionen
des Planeten. Als Strömungsfachmann ist es für ihn die
wissenschaftliche Herausforderung, das Wasser dorthin zu bringen,
wo es gebraucht wird - in den wasserarmen Süden.
Sybille Nitsche
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