5/04
Mai 2004
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In Deutschland fehlen Ingenieure

Erfahrungen von Unternehmen auf der Suche nach Technikern

Es ist paradox: Einerseits sind in Deutschland viele Ingenieure über vierzig arbeitslos, andererseits herrscht ein gravierender Ingenieur-Mangel im Land. Aus einer aktuellen Studie des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) geht hervor, dass 40 Prozent der befragten Firmen Probleme hätten, offene Stellen für Ingenieure zu besetzen. Die Bewerberzahl sei gering und es fehlten insbesondere Mitarbeiter in den Bereichen Forschung, Entwicklung und Konstruktion. Dies führe dazu, dass 16 Prozent der Betriebe offene Stellen gar nicht besetzten beziehungsweise jedes fünfte Unternehmen notgedrungen einen weniger geeigneten Bewerber einstelle. Ein Grund für den Mangel sei das geringe Interesse an ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen. TU intern befragte Unternehmen zu ihren Erfahrungen bei der Suche nach Ingenieuren.

Dr.-Ing. Wolfgang Holstein, Geschäftsführer der HMS Technologie GmbH in Berlin

Die Aussage der VDI-Studie können wir aus unserer Sicht nicht nachvollziehen. Für interessante Aufgaben lassen sich immer noch engagierte und fähige Köpfe finden. Wenn es hierzulande unbesetzte Ingenieursstellen gibt, wenn in unserer Spaßgesellschaft der Zeitgeist gegen die Ingenieurlaufbahn spricht, dann liegt es aber auch an der ängstlichen Verweigerungshaltung derjenigen, die kreative Ingenieure mit Risikokapital und gesellschaftlichem Ansehen ausstatten könnten. Damit meine ich Banken, Risikokapitalisten, Personalchefs und Unternehmensinhaber. Überall auf der Welt ist das Klima für die hohe Ingenieurskunst besser als bei uns. Wir haben immer die Ingenieure als Partner und nicht als Erfüllungsgehilfen im Unternehmen gesehen - und sind bisher gut damit gefahren.

Hinrik Weber, Technischer Niederlassungsleiter bei Visolux, Zweigniederlassung der Pepperl + Fuchs GmbH

Die Ergebnisse der VDI-Studie decken sich auch mit den Erfahrungen in unserem Unternehmen. Auch wir können häufig die Stellen von Entwicklungsingenieuren und Konstrukteuren nur mit einem hohen Aufwand besetzen. Aus diesem Grund bauen wir seit zwei Jahren unsere Hochschulmarketingaktivitäten kontinuierlich aus. Durch die regelmäßige Präsenz auf Hochschulmessen und durch die frühzeitige Bindung von Praktikanten und Werkstudenten an unser Unternehmen erhoffen wir uns in Zukunft eine schnellere Besetzung der offenen Positionen. Außerdem haben wir in diesem Jahr ein Traineeprogramm ins Leben gerufen, mit dem wir Absolventen auf die Übernahme einer Führungsaufgabe in der Entwicklungsabteilung vorbereiten.

Beate Allner, Manager Talent Supply Deutschland, Motorola GmbH

Die Besetzung technischer Positionen ist oft eine anspruchsvolle Aufgabe, da einerseits die Anforderungen hoch und vielschichtig sind und andererseits häufig ganz bestimmte Kenntnisse und Erfahrungen notwendig sind, um eine Position wirklich auszufüllen. Umso wichtiger ist die gezielte Nachwuchsförderung in technischen Berufen für zukünftige Innovation und Wettbewerbsfähigkeit. Hier ist die Zusammenarbeit von Wirtschaft, Industrie und Ausbildung gefragt.

Motorola bietet Nachwuchskräften aus Schule und Universität an, bereits vor der Berufswahl technische Berufe kennen zu lernen: durch Besichtigungen, Diskussionen mit Experten, Ausbildungsplätze, interessante Praktika und Diplomarbeiten. Die Technische Universität Berlin ist hierbei ein wichtiger Partner: viele Institute sind international ausgerichtet und bieten eine breit gefächerte Ausbildung, so bereiten sie den Nachwuchs auf globale Zusammenarbeit und vielseitige Aufgabenbereiche vor. Ehemalige Studenten der TU Berlin beteiligen sich als Motorola-Mitarbeiter aktiv an dieser Nachwuchsarbeit - über Generationsgrenzen hinweg.

Christoph Miethke, Geschäftsführer der Christoph Miethke GmbH & Co. KG, Hersteller von Implantaten

Unser Unternehmen hatte bisher keine Probleme, geeignete Ingenieure zu

finden. Seit der Gründung des Unternehmens im Jahre 1992 ist die Einbindung von studentischen Hilfskräften in alle für Ingenieure relevanten Bereiche von strategischer Bedeutung. Einerseits werden hierdurch ähnliche Möglichkeiten für Ingenieur-Studenten angeboten, wie sie auch die in unserer Firma beschäftigten Ingenieure in Unternehmungen während ihres Studiums in Anspruch genommen haben, was bei der Qualifizierung als wesentliche und wichtige Erfahrung erlebt wurde. Andererseits hat das Unternehmen so die Möglichkeit, Nachwuchs selbst auszubilden und zu motivieren, nach Abschluss des Studiums im Unternehmen zu bleiben.

Zurzeit beschäftigen wir vier Ingenieure und zwei Maschinenbaustudenten der Technischen Universität Berlin. Die heutigen Ingenieure waren ebenfalls zunächst studentische Mitarbeiter. Die enge Verflechtung von akademischer Ausbildung und praktischer Erfahrung parallel zum Studium lässt sich aus meiner Sicht keinesfalls im Rahmen der Praktika zufrieden stellend realisieren.

 

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