Bürger fahren Bürger
Forscher konzipierten den ersten Selbsthilfebus Ostdeutschlands
Es gibt Gegenden in Deutschland, in denen auf 1000 Einwohner 950
Autos kommen. Die Uckermark nordöstlich von Berlin, für
den außen stehenden Betrachter ein ländliches Idyll,
gehört dazu. Die Region ist so dünn besiedelt, dass ein
regelmäßiger öffentlicher Nahverkehr mit großen
Linienbussen nicht zu finanzieren ist, weil die Auslastung fehlt.
Insbesondere die Beweglichkeit älterer Menschen schränkt
das stark ein. In vielen Regionen Brandenburgs sieht es nicht viel
anders aus. Jetzt wurde der erste Bürgerbusverein Ostdeutschlands
im oberhavelländischen Gransee gegründet: In Kleinbussen
des Verkehrsverbundes werden ehrenamtliche Fahrerinnen und Fahrer
ihre Mitbürger auf festen Linien durch den Landkreis kutschieren.
Das Konzept dafür entwickelte das Zentrum
Technik und Gesellschaft (ZTG) der TU Berlin.
In den alten Bundesländern haben sich die Bürgerbusse,
die von ehrenamtlichen Fahrerinnen und Fahrern in rund 100 Vereinen
gelenkt werden, bereits seit rund 20 Jahren bewährt. Noch älter
ist die englische Variante, wo die ersten Bürgerbusse schon
in den Sechzigerjahren fuhren. "Überall müssen die
alternativen Nahverkehrsprojekte den individuellen Bedürfnissen
der Bevölkerung und den Gegebenheiten der Infrastruktur angepasst
werden", so erläutert Eckart Schenk, Diplomingenieur des
Verkehrswesens und verantwortlich für das Projekt an der TU
Berlin. "Die Menschen müssen so motiviert sein, die Kleinbusse
regelmäßig zu fahren, dass eine verlässliche Linie
aufgebaut werden kann."
Das Projekt ist Teil des vom Bundesministerium
für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Forschungsvorhabens
"Impuls 2005", an dem 17 Partner aus Wissenschaft und
Praxis beteiligt sind.
pp
www.ztg.tu-berlin.de/reg005004038.shtml
www.impuls2005.de
|