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Oktober 2004
 
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Gefährlicher Aufprall

Wissenschaftler untersucht den Einfluss der Fahrzeugfront auf Unfallverletzungen

Crashsimulation mit Dummy: Dabei gewinnen die Wissenschaftler wertvolle Informationen auch über die beste Gestaltung der Fahrzeugfront

Jährlich sterben in der Europäischen Union 39200 Menschen bei Verkehrsunfällen, darunter sind etwa 6000 Fußgänger und 2100 Fahrradfahrer. Hauptunfallursache ist die Kollision mit einem Pkw. Um die Sicherheit der Fußgänger zu erhöhen, wird im nächsten Jahr europaweit ein zulassungsrelevantes Prüfverfahren für Pkw eingeführt, ein so genannter Komponententest. Dieser soll bewerten, wie fußgängerfreundlich eine Fahrzeugfront im Falle eines Zusammenpralls ist. Der Test aber ist nicht unumstritten.

Die Hauptkritik besteht darin, dass das Verfahren das reale Unfallgeschehen in seiner Vielzahl an Variationen nicht ausreichend abbilde. So bleibt zum Beispiel der Einfluss von Frontscheibe und A-Säule (das sind die vertikal verlaufenden Streben rechts und links der Frontscheibe) auf Kopfverletzungen unberücksichtigt, obwohl die Auswertung von Unfällen belegt, dass nicht nur die Fronthaube, sondern eben auch Frontscheibe und A-Säule die schwersten Kopfverletzungen verursachen. Zudem gewinnen diese Fahrzeugzonen angesichts des Trends hin zu kleinen, kompakten Stadtfahrzeugen zunehmend an Bedeutung.

Ausgehend von dieser Erkenntnis wurde nun an der TU Berlin im Rahmen einer Dissertation am Institut für Land- und Seeverkehr unter Leitung von Prof. Dr. Volker Schindler ein alternatives, realitätsnahes Testverfahren zum Fußgängerschutz entwickelt. Dieses Hybrid-Testverfahren besteht aus vier Modulen: den Faktoren des realen Unfallgeschehens, der rechnerischen Simulation, dem Komponententest und der Quantifizierung der Fußgängersicherheit.

Diese vier Module werden miteinander gekoppelt. Kernpunkte des von Matthias Kühn entwickelten Verfahrens sind die rechnerische Simulation des Einflusses der Fahrzeugfrontform auf die Kinematik, also die Bewegung des Fußgängers bei einem Zusammenprall, und insbesondere die Bewertung der Fahrzeugfrontform hinsichtlich der Schwere von Kopfverletzungen. Aus der Vielzahl von Frontformen heutiger Fahrzeugmodelle wurden neun Fahrzeugfrontkategorien abgeleitet.

Kühn konnte in seiner Dissertation zum einen nachweisen, dass die rechnerische Simulation zur Analyse des Fußgänger-Fahrzeug-Unfalls geeignet ist, weil Unfallkonstellationen fahrzeugspezifisch beliebig oft nachgestellt werden können. Und zum anderen, dass die Form der Fahrzeugfront die Bewegung des angefahrenen Fußgängers ursächlich beeinflusst und damit auch seine Verletzungen.

sn

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