Berühmte geometrische Probleme gelöst
Mathematik ist keineswegs nur etwas für einsame Tüftler
und Denker. Auch hier führt die Arbeit in internationaler Kooperation
zum Erfolg. So wurden durch die gemeinsame Forschung in einem DFG-Projekt
von TU-Mathematikern und ihren wissenschaftlichen Partnern in China
einige berühmte, jahrzehntealte geometrische Probleme gelöst.
Stolz ist Professor Udo Simon, der bisher zusammen mit Dr. Martin
Wiehe das Projekt leitete, vor allem auf die Tatsache, dass zu seinen
chinesischen Kooperationspartnern zwei seiner ehemaligen Doktoranden
und Habilitanden gehörten, Professor Li An-Min und Professor
Wang Changping, inzwischen Preisträger hoher asiatischer und
internationaler Auszeichnungen.
Das Projekt sowie ein assoziiertes deutsch-chinesisches Kooperationsprojekt
befassten sich mit der Geometrie von Untermannigfaltigkeiten und
partiellen Differenzialgleichungen. "Man kann zuweilen spezifische
Datenmengen geometrisch vereinfachend als Untermannigfaltigkeiten
- im einfachsten Fall durch Kurven oder Flächen - darstellen;
zur Beschreibung der Untermannigfaltigkeiten benutzt man häufig
Differenzialgleichungen. Eine solche Beschreibung mithilfe von Differenzialgleichungen
ist bei physikalischen Phänomenen wohl bekannt, denn man kann
in der Physik viele Größen nicht direkt messen, wohl
aber ihre Veränderung", erklärt Professor Udo Simon
und gibt ein einfaches, auch Laien zugängliches Beispiel: "Wenn
man ein radioaktives Fass an einer sehr tiefen Stelle im Meer versenkt,
könnte es durch die Aufprallgeschwindigkeit am Boden zerbrechen.
Leider ist das Meer zu tief, als dass man die Kräfte, die auf
das Fass einwirken, an Ort und Stelle messen könnte. Man muss
also überlegen, von welchen Variablen die Sinkgeschwindigkeit
abhängt, zum Beispiel vom Gewicht des Fasses, vom Salzgehalt
des Meeres und so weiter. Aus diesen Variablen, die eine Änderung
der Sinkgeschwindigkeit hervorrufen, erstellt man dann eine Differenzialgleichung."
Ein Ergebnis des mehrmals verlängerten Forschungsprojektes
war die Lösung von alten, offenen Vermutungen berühmter
Geometer des 20sten Jahrhunderts wie Shiing-Shen Chern und Eugenio
Calabi. Sie sind unter dem Namen "Bernstein-Probleme"
bekannt. Ein weiteres Ergebnis sind Klassifikationen spezieller
Untermannigfaltigkeiten. Das Projekt zählte im Verlauf von
sieben Jahren knapp 100 Forschungsgäste aus aller Welt, für
die jährlich Stipendien und weitere Drittmittel (DAAD,
Alexander von Humboldt-Stiftung)
von durchschnittlich 100000 Euro eingeworben werden konnten. Jährlich
wurden Workshops und Tagungen in Berlin, Peking und Polen durchgeführt.
Kein Wunder, dass man nach den langen Jahren der Forschung sowohl
wissenschaftlich als auch menschlich eng zusammengewachsen ist:
"Die für die Mathematik wichtige China-Kooperation wird
mit weiteren DFG-Projekten von Professor Ulrich Pinkall und mir
fortgesetzt", bestätigt Udo Simon, "und in den Jahren
2005 und 2006 organisieren wir gemeinsam Konferenzen in Europa und
China."
pp
www.math.tu-berlin.de/geometrie/adg/
www.math.tu-berlin.de/geometrie/gpspde/
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