Das ganze Schiff auf einen Blick - Hilfen für den Kapitän
Rund 80 Prozent aller Schiffsunfälle werden mit "menschlichem"
Versagen in Zusammenhang gebracht: ein Zeichen dafür, dass
das Transportmittel Schiff technisch unvollkommen oder schlecht
ausgerüstet ist, unseemännisch gehandhabt wird oder in
einer nicht beherrschbaren Umwelt agiert. Als technisch unvollkommen
muss heute ein Schiff gelten, das die geistige Leistungsfähigkeit
des Menschen als Regler und Entscheider nicht oder nur partiell
berücksichtigt.
Die Informationen, die vom Schiffsführer zu bewältigen
sind, werden mit dem Anwachsen von Problemlösungsanforderungen
mehr und können ihn sowohl fachlich wie psychisch überfordern.
Das vorhandene geistige Potenzial wird bei drohender Gefahr nicht
rechtzeitig oder fachlich fehlerhaft abgerufen.
Die Firma AVECS
entwickelt derzeit zusammen mit Kapitän AG Dr.-Ing. habil.
Kersandt ein Assistenzsystem für die Schiffsführung, das
dem Schiffsführer die wesentlichen Risiken "auf einen
Blick" online auf der Brücke anzeigt. Es soll ihm eine
rasche Situationsorientierung ermöglichen, auf drohende Gefahren
und zu ergreifende Maßnahmen hinweisen.
Das System soll zunächst auf großen Schiffen wie Tankern
und Passagierschiffen eingesetzt werden. Erste Untersuchungen führt
derzeit das Zentrum
Mensch-Maschine-Systeme (ZMMS) der Technischen Universität
Berlin mit einem Prototypen durch. Ziel ist dabei sowohl eine Validierung
der ermittelten acht Teilrisiken als auch die Entwicklung einer
geeigneten Bedienoberfläche. Die Entwicklungen sollen bis zum
Jahr 2006 abgeschlossen sein, sodass das Assistenzsystem, vorbehaltlich
der Zustimmung der Reeder, bis 2008 eingeführt werden könnte.
tui
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