Das Abenteuer der Ideen
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Josef P. Kleihues |
Die Fakultät
Architektur Umwelt Gesellschaft ehrt mit Josef P. Kleihues nicht
nur einen großen Kollegen und Lehrer, sondern auch einen berühmten
Absolventen des Architektur-Fachbereichs der TU Berlin. Er starb
am 13. August 2004 in Berlin im Alter von 71 Jahren.
An der TU Berlin schloss J. P. Kleihues sein Studium 1959 mit dem
Diplom bei Hans Poelzig ab und ging anschließend als Stipendiat
an die Ecole Nationale Supérieure des Beaux Arts in Paris.
Bereits 1962 machte er sich zunächst in Berlin und später
auch in Dülmen-Rorup selbstständig. 1972 wurde J. P. Kleihues
als Professor für Entwerfen und Architekturtheorie an die Universität
Dortmund berufen, seit 1984 hatte er dann den Lehrstuhl für
Entwerfen und Städtebau inne. Von 1994 bis zu seinem Ausscheiden
als Emeritus im Jahre 1998 lehrte er das Fach Baukunst an der Kunstakademie
Düsseldorf.
Kleihues' Erkenntnisinteresse und Leidenschaft galten zeitlebens
der Architektur der Stadt als urbanem Lebensraum. Zwischen 1975
und 1977 realisierte er, als gebaute Kritik an der damaligen Berliner
Stadtbau-Politik (zum Beispiel der "Kahlschlag-Sanierung"
gewachsener Kreuzberger Wohnquartiere oder den Neubau-"Bettenburgen"
des Märkischen Viertels), den viel beachteten "Vineta-Block"
in Berlin-Wedding als erste "Rekonstruktion" eines Baublocks
im Nachkriegs-Westberlin.
Die "Kritische Rekonstruktion" der Stadt sollte später
zum Leitbild der innerstädtischen Neubaugebiete der Internationalen
Bauausstellung Berlin 1979-1987 werden, für die J. P. Kleihues
als Planungsdirektor berufen wurde. In Rückbesinnung auf das
im historischen Stadtgrundriss verborgene Gedächtnis der Stadt
formulierte er einerseits sein städtebauliches Regelwerk einer
"Kritischen Rekonstruktion", forderte andererseits jedoch
eine architekturtheoretisch-philosophische Auseinandersetzung mit
dem Thema "Stadt Bau Kunst" im Sinne einer "kritischen"
architektonischen Neuinterpretation der örtlichen Gegebenheiten
und Rahmenbedingungen.
Er führte damit eine neue Kultur des Architektonischen Diskurses
in die Berliner Bau-Debatte ein. Er provozierte "Das Abenteuer
der Ideen" und ermutigte - neben den gestandenen Berliner und
deutschen Architekten - gerade auch die internationale Architektur-Avantgarde
und den Nachwuchs der jungen Berliner Architekten zur Diskussion
und baulichen Umsetzung ihrer Ideen.
Führende Vertreter der internationalen Architekturszene konnten
damals ihr erstes Bauwerk realisieren. So zum Beispiel Raimund Abraham,
Peter Cook, John Heyduk, Peter Eisenman, Daniel Libeskind, Zaha
Hadid, ebenso Junge Berliner Architekten wie Kollhoff/Ovaska, Brenner
Tonon, Liepe/Steigelmann und der Autor dieses Nachrufs.
Kleihues' Werk, selbst Beispiel hoher Baukunst, ist mit zahlreichen
Preisen und Auszeichnungen versehen worden. Die Deutsche Architekturszene
verliert mit ihm einen ihrer bedeutendsten Architekten und Hochschullehrer
des 20. Jahrhunderts.
Prof. Dipl.-Ing. Klaus Zillich
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