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Dezember 2005
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Das Allerletzte

Zur freundlichen Erinnerung

Abtreten von der Bühne, ob freiwillig oder unfreiwillig, ist immer schwer. Wenigstens ein bisschen will der Mensch seinen Mitmenschen in Erinnerung bleiben. So pflegt der ehemalige Außenminister Joschka Fischer bei Reisen um die Welt seinen Ruf als Privat-Diplomat. Der ehemalige Bundskanzler Gerhard Schröder bleibt seinem Drang nach Publizität treu und berät nun einen Schweizer Medienverlag. Neuerdings sogar will er sich auch im Alltag in unsere Erinnerung bringen, nämlich immer, wenn wir den Gasherd anschalten: Ob er den Job im Aufsichtsrat der russisch-deutschen Gas-Pipeline-Unternehmen seinen fundierten Kenntnissen der Pipeline-Technologie verdankt oder den guten Kontakten zum russischen Staatspräsidenten, wissen wir nicht. Wir wissen auch nicht, wie lukrativ das ist. Am gefälligsten aber hat der ehemalige Präsident der Leibniz-Gesellschaft, Hans-Olaf Henkel, sein Amt abgegeben. Er bleibt der Allgemeinheit in Form eines Schmetterlings in freundlicher Erinnerung: Wenn uns des Nachts der "Bracca olafhenkeli" umschwirrt, ein neu entdeckter Nachtfalter aus der Familie der Geometridae - zu Deutsch "Spanner" - mit einer elegant in Grau-Weiß gehaltenen Flügelzeichnung und leider giftig, dann denken wir wehmütig an den ehemaligen BDI-Chef.

Aber auch die einfachen Leute entwickeln erstaunliche Fantasien, um nicht in Vergessenheit zu geraten, wie man liest. Immer öfter, so ist zu befürchten, ertönt auf irischen Friedhöfen plötzlich ein dumpfes, unterirdisches Handyklingeln. Der Wanderer über den Gottesacker hat es dann nicht etwa mit dem technisch zeitgemäß hochgerüsteten Dracula zu tun, sondern mit einem Verblichenen, der sein Handy mit ins Grab genommen hat.

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