Bernd Bender, ein streitbarer Geist - ein Nachruf
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Bernd Bender
Foto: privat |
Ich lernte Bernd Bender während meiner Präsidentschaft
(1985-1993) in der stürmischen Zeit Ende der Achtzigerjahre
kennen. Die damalige Zeit war von Streiks der Studenten und den
Auswirkungen einer verabsäumten Erneuerung der Strukturen der
Technischen Universität geprägt. Ich hatte seinerzeit
einen Vorschlag für die Neustrukturierung der Universität
gemacht. In den Arbeitsgruppen, die die neue Profilierung und Strukturierung
der TU Berlin weiterentwickeln sollten, wirkte Bernd Bender unter
seinem Geburtsnamen Bernd Fick als Studierendenvertreter mit. Er
fiel mir durch seine weit reichenden Vorschläge für eine
Matrixorganisation für die TU Berlin auf.
Diese Vorschläge waren ihrer Zeit weit voraus und in ihrer
Radikalität mit den realen Bedingungen einer in einem evolutionären
Wandlungsprozess befindlichen Universität kaum vereinbar. Sie
kamen wohl zu früh, wenn man sich die aktuelle Diskussion um
die Modularisierung der Studiengänge und die Einführung
von Bachelor- und Masterstudiengängen ansieht, in der diese
Strukturierungsideen wieder einfließen. Immer wieder trat
Bender als engagierter Vertreter der Studierenden auf und gehörte
zu denjenigen, die die Positionen dieser Gruppe immer klar und eloquent
artikulieren konnten. Er war ein streitbarer Geist, der jedoch auch
zu pragmatisch-konstruktiven Herangehensweisen bereit war. In bestimmten
Fragen war er jedoch auch ein Träger unverrückbarer Positionen.
Ich erinnere mich noch gut an die Auseinandersetzung um die Gründung
des Zentrums für Flugsimulation, das sich in den letzten fünfzehn
Jahren zu einem Beispiel für eine sehr erfolgreiche Kooperation
zwischen Wissenschaft und Wirtschaft entwickelt hat und den modernsten
Flugsimulator Europas an die TU Berlin brachte. Hier zeigte sich
Bender aus mir bis heute nicht nachvollziehbaren Gründen als
harter Opponent.
Unvergessen sind mir auch seine persönlichen Angriffe im Akademischen
Senat gegen Professor Koenigs, in dem er ein "Fossil aus rechtsradikalem
Urgestein" zu erkennen glaubte. Trotz einer solch radikalen
Haltung in Einzelfragen, die bei Beteiligten auf Unverständnis
stoßen musste, war er aber auch immer zu konstruktiver Zusammenarbeit
bereit, wenn er dies aus seiner Sicht im Interesse der TU Berlin
für unabdingbar hielt. Er war eine Persönlichkeit mit
Ecken und Kanten, deren intellektuelle Fähigkeiten außergewöhnlich
waren. Er hat diese seinerzeit voll in die hochschulpolitische Arbeit
eingebracht mit dem Ziel, unserer Universität zu dienen. Bei
persönlichen Begegnungen beeindruckte Bernd Bender mich immer
durch seine optimistische Grundhaltung, die er auch trotz schwerer
Krankheit bewahrte. Nach Abschluss seines Studiums 1993 wurde er
Leiter eines der ersten Studienbüros der TU Berlin, einer Maßnahme
der Studienreform, die noch zu meiner Amtszeit als Präsident
ins Leben gerufen wurde. Dort war er für die Studiengänge
der Energie-, Verfahrens- und Umwelttechnik zuständig und erkannte
die Mühen, die es kostet, theoretische Vorstellungen einer
idealen Studiengestaltung in die Praxis umzusetzen.
Einige Jahre später zog sich Bender aus der Hochschulpolitik
zurück und widmete sich ganz der wissenschaftlichen Arbeit.
Sein Forschungsgebiet war jedoch nicht die Luft- und Raumfahrttechnik,
die er studiert hatte, sondern die Maschinenkonstruktion und ihre
Methodik. Der leider viel zu früh verstorbene Professor Beitz
holte ihn in sein Fachgebiet, wo sich Bender mit dem Konstruktionsverhalten
des Menschen beschäftigte.
Für seine im letzten Jahr erfolgreich bei Frau Professorin
Luciënne Blessing abgeschlossene Promotion, die sich mit erfolgreichen
individuellen Vorgehensstrategien in den frühen Phasen der
Produktentwicklung beschäftigt, wurde er posthum mit dem Wolfgang-Beitz-Preis
ausgezeichnet. Eine Auszeichnung, der er - wie auch die Laudatio
beim Festakt bewies - in hohem Maße gerecht wurde. Die TU
Berlin schuldet ihm Dank für sein waches und nicht immer bequemes
Engagement für unsere Universität.
Bernd Bender starb am 8. November 2005 im Alter von 39 Jahren.
Prof. Dr.-Ing. Manfred Fricke
als ehemaliger Präsident der TU Berlin
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