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Dezember 2005
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Immense Herausforderung

"Studentenberg" erfordert große Anstrengungen, eröffnet aber auch große Chancen

 
  KMK-Generalsekretär Erich Thies
Foto: KMK

In den nächsten 15 Jahren kommt auf die Hochschulen in Deutschland eine große Herausforderung zu: Nach der aktuellen Prognose der Kultusministerkonferenz wird die Zahl der Studierenden an deutschen Hochschulen von aktuell 1,9 Millionen auf bis zu 2,7 Millionen in den Jahren 2012-2014 ansteigen. Während die Studierendenzahlen durch verschiedene Einfluss-faktoren wie Fachwechsel, Studiendauer oder Studienabbruch größeren Unsicherheiten unterliegen, sind die Studienanfängerzahlen aus der demographischen Entwicklung und der Bildungsbeteiligung abzuleiten: Hier ist mit einem Anstieg von 360000 im Jahr 2004 auf bis zu 430000 Studienanfänger im Jahr 2011 zu rechnen, wovon bis zu 290000 auf die Universitäten und bis zu 150000 auf die Fachhochschulen zukommen dürften. Für diesen Anstieg gibt es mehrere Gründe:

Bis zum Jahr 2009 steigt die Zahl der jungen Menschen, die in das typische Studienanfängeralter kommen, an. Anschließend sind die Hochschulen mit doppelten Abiturjahrgängen konfrontiert, die infolge der Schulzeitverkürzung auf zwölf Jahre in den meisten Ländern vor allem in den Jahren 2011-2013 anstehen. Darüber hinaus nimmt erfreulicherweise auch der Anteil der jungen Menschen zu, die ihre Studienberechtigung erwerben und ein Studium aufnehmen wollen.

Häufig wird die Frage gestellt: "Wie kommt die Kultusministerkonferenz eigentlich zu diesen Zahlen?" Regelmäßig werden auf Basis der aktuellen Schülerzahlen und der Bevölkerungsprognose der amtlichen Statistik eine Vorausberechnung der Schüler- und Absolventenzahlen und, darauf aufbauend, eine Prognose der Studienanfänger, Studierenden und Hochschulabsolventen erstellt. Die wichtigste Eingangsgröße für die Hochschulprognose hinsichtlich des Zeitraums bis 2020 ist die Zahl der künftigen Schulabgänger mit Studienberechtigung. Sie wird unter den gegebenen Bedingungen im Jahr 2011 mit etwa 450000 einen Höhepunkt erreichen.

Für die Hochschulprognose wird angenommen, dass zwischen 75 Prozent und 85 Prozent der Studienberechtigten in den ersten vier Jahren nach Erreichen der Hochschul- oder Fachhochschulreife ein Studium an einer Universität, Fachhochschule oder Berufsakademie aufnehmen werden. Hinzu kommen jährlich rund 14000 weitere deutsche Studienanfänger, die ihre Studienberechtigung auf anderen Wegen erwerben, wie zum Beispiel durch die Anerkennung beruflicher Qualifikationen oder im Ausland. Nicht zuletzt kommen die Studienanfänger aus dem Ausland: Deren Zahl belief sich im Jahr 2003 auf 60000.

Für die Berechnung der Studierendenzahlen insgesamt spielen darüber hinaus Aspekte wie Fachwechsel und die Gesamtstudiendauer eine Rolle: Etwa ein Drittel der Studierenden an Universitäten und ein Sechstel der Studierenden an Fachhochschulen wechselte das Studienfach. Die durchschnittliche Studienzeit liegt bei etwa 14 Semestern an Universitäten und bei zehn Semestern an Fachhochschulen. Darin sind Fachwechsel sowie Zweit- und Ergänzungsstudiengänge enthalten.

Durch die gestufte Studienstruktur von Bachelor und Master und die damit verbundene Modularisierung erhoffen wir uns allerdings, dass die Studiendauer insgesamt zurückgeht. Beurteilt werden kann dies aber erst, wenn wirklich ein größerer Teil der Studierenden diese Studiengänge durchlaufen hat.

Die Herausforderung, die durch die Entwicklung auf uns zukommt, ist immens. Hier sind alle Beteiligten gefragt, große Anstrengungen zu unternehmen, um den jungen Menschen, die an die Hochschulen kommen, ein qualitativ hochwertiges Studium zu ermöglichen. Hierfür werden besondere Hilfen für die Hochschulen erforderlich sein, um die Spitzen in den Jahren 2011-2014 zu bewältigen. Da es aber erklärtes politisches Ziel ist, angesichts der internationalen Entwicklung den Anteil der Personen, die ein Studium absolvieren, zu erhöhen, sind langfristig größere Anstrengungen der Gesellschaft für die Hochschulen erforderlich. Hierzu gehören die zügige Umsetzung der gestuften Studienstruktur, die Anpassung der personellen und räumlichen Hochschulkapazitäten, eine bessere Ausnutzung vorhandener Kapazitäten, ein verbessertes Beratungs- und Betreuungssystem, Einführung des Teilzeitstudiums sowie ein Studienfinanzierungssystem, das unnötige Verlängerungen des Studiums minimiert.

Letztlich aber ist der Anstieg der Studienanfänger- und Studierendenzahlen eine gute Nachricht: Gerade aufgrund der viel bemühten demographischen Entwicklung braucht unsere Gesellschaft viele gut ausgebildete junge Menschen, die nicht nur "die Alten" ersetzen, sondern auch mit ihrer guten Qualifikation ein entscheidendes Potenzial darstellen, die Herausforderungen der Zukunft zu meistern.

Der Autor, Prof. Dr. Erich Thies, ist Generalsekretär der Kultusministerkonferenz

 

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