"Wir werden den Ansturm sorgfältig beobachten"
Wissenschaftssenator Flierl sieht auch den bisherigen Landesanteil
im Hochschulbau gefährdet
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"Ich bleibe bei meiner Position der Ablehnung von Studiengebühren." |
Dr. Thomas Flierl
(Linke.PDS), Berliner Senator für Wissenschaft, Forschung
und Kultur
Foto: Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und
Kultur |
Herr Senator, der Föderalismusstreit ist beigelegt. Jetzt
geht es um die Ausgestaltung des Gesetzes. Welchen Einfluss nimmt
hier Berlin mit welchen Themen und Schwerpunkten? Welche Position
wird die Stadt insbesondere im Hinblick auf die Weiterentwicklung
ihrer Hochschulen einnehmen?
Der Senat von Berlin wird sich im Bundesrat bei der Umsetzung der
Föderalismusreform, einer Änderung des Grundgesetzes,
einschalten. Ich als Wissenschaftssenator werde mich vor allem für
die Möglichkeiten von Sonderprogrammen des Bundes für
die Hochschulen einsetzen, die vor allem zur Bewältigung der
verstärkten Nachfrage nach Studienplätzen auch in Berlin
durch die Doppeljahrgänge von Hochschulzugangsberechtigten
im Jahr 2012 notwendig werden.
Im Hochschulbau befürchten die Universitäten künftig
Nachteile, da die Föderalismusreform vorsieht, dass der Hochschulbau
überwiegend von den Ländern getragen wird. Das ist für
finanzschwache Länder wie Berlin ein großes Problem.
Wie wollen Sie sicherstellen, dass dadurch nicht Mittel in anderen
Bereichen der Hochschulförderung gekürzt werden?
Es ist vorgesehen, dass 70 Prozent der ehemaligen Mittel des Hochschulbauförderungsgesetzes
zweckgebunden für den Hochschulbau ab 2007 auf die Länder
aufgeteilt werden, für die anderen 30 Prozent müssen Bund
und Länder Regelungen zur Ausgestaltung finden. Hier geht es
um Investitionen. Ein Problem wird sein, die bisherige landesseitige
Kofinanzierung für den Hochschulbau im Landeshaushalt ebenfalls
zu retten. Die Hochschulen haben aber durch die Hochschulverträge
sichere Finanzzusagen bis zum Jahr 2009 und damit Planungssicherheit.
Ich gehe davon aus, dass dieses System der Hochschulverträge
auch nach 2009 fortgeführt wird.
Auch die Studienfinanzierung wird zukünftig stärker
in der Verantwortung der Länder liegen. Wenn Berlin bei dem
gebührenfreien Studium bleibt, wie wollen Sie verhindern, dass
die Stadt von Studierenden aus "teureren" Bundesländern
überrannt wird und die Berliner Studierenden auf der Strecke
bleiben?
Ich bleibe bei meiner Position der Ablehnung von Studiengebühren.
Ob Berlin überrannt wird von Bewerberinnen und Bewerbern aus
"Gebühren-Ländern", werden wir sorgfältig
beobachten. Wir wissen natürlich, dass Berlin als Studienort
attraktiv ist. Um ein angemessenes Angebot für die steigenden
Zahlen von Berliner Abiturientinnen und Abiturienten, vor allem
in den Jahren 2012 bis 2014, vorhalten zu können, fordern wir
ein Bundessonderprogramm, weil Berlin finanziell allein nicht in
der Lage sein wird, zusätzliche Studienplätze für
eine verstärkte Studiennachfrage aufzubauen.
Wie groß ist die Gefahr, dass partikulare Interessen der
Länder das einheitliche Bild Deutschlands im europäischen
Forschungsraum beeinträchtigen?
Ich kritisiere entschieden, dass die Ergebnisse der Föderalismusreform
der Kleinstaaterei Vorschub leisten werden. Wir brauchen nicht weniger,
sondern mehr Bundeskompetenz zur Aufrechterhaltung der vergleichbaren
Lebensbedingungen mit Blick auf die Bildungschancen und die Mobilität
sowie die Qualitätssicherung.
Was halten Sie von der Idee, eine Bildungskonferenz (KMK) zu
gründen, die aus der bisherigen Kultusministerkonferenz und
der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung
(BLK) gebildet wird? Wäre sie zusätzlicher bürokratischer
Ballast oder eine Hilfe bei wichtigen übergeordneten Entscheidungen?
Ich halte die BLK nicht für überflüssig, sie muss
ihre Aufgaben bei der gemeinsamen Forschungsförderung weiter
wahrnehmen, ebenso wie die KMK eine stärkere Rolle spielen
muss, um ein Auseinanderdriften der Bundesländer zu verhindern.
Ich sehe nicht die Notwendigkeit für eine neue Institution.
Das Gespräch führte Patricia Pätzold
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