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Wie schnell vergeht der Ruhm der Welt

Orte der Erinnerung: Adolf Miethe, Erfinder der Dreifarbenfotografie, wollte Gold aus Quecksilber machen

Aussegnungshalle auf dem Alten Friedhof Potsdam, der Ruhestätte Adolf Miethes
Foto: Förster

Der Geheimrat galt schon zu Lebzeiten als bedeutender, vielseitig begabter und über die deutschen Grenzen hinaus bekannter Wissenschaftler. Nur wenige Jahre nach seinem Tod schien sein wissenschaftliches Wirken vergessen. Als er 1899 an die Technische Hochschule Berlin berufen wurde, wo sein Vorgänger Hermann Wilhelm Vogel seit 1873 den weltweit ersten Lehrstuhl für Fotochemie, Fotografie und Spektralanalyse innegehabt hatte, waren die Erwartungen groß. Dr. Miethe enttäuschte nicht. Er erweiterte das fotochemische Labor, ergänzte es 1909 durch eine fotografische Sternwarte, baute die fotomechanische Reproduktionstechnik aus. Als er 1924 behauptete, Quecksilber auf chemischem Wege in Gold umwandeln zu können, widersprach ihm Nobelpreisträger Fritz Haber vehement. Wie konnte ein Chemiker am Ende seiner akademischen Karriere zur Alchemie zurückkehren? Seither verdunkelt dieser Fehlschlag Miethes Nachruhm. Geboren am 25. 4. 1862 in Potsdam als Sohn eines Schokoladenfabrikanten, interessierten ihn bereits als Schüler Fotografie und optische Geräte. Später studierte er Physik, Astronomie und Chemie in Berlin und Göttingen. Bereits 1887 erfand er zusammen mit einem Freund das Magnesiumblitzlicht und benutzte später als einer der Ersten die neuen Jenaer Glassorten zur Vermeidung des Astigmatismus. Er machte sich verdient bei der Entwicklung von Marine- und Zielfernrohren, entwickelte ein Teleobjektiv und führte es erfolgreich in den Markt ein, arbeitete bei Voigtländer & Sohn in Braunschweig und gab einen Kalender für Amateur-Fotografen heraus. Schließlich berief ihn die TH Berlin auf den Lehrstuhl für Fotochemie, Fotografie und Spektralanalyse, wo er die Studenten mit neuen fotografisch-astronomischen Methoden bekannt machte. Auf seine Initiative entstand daneben eine Prüf- und Versuchsanstalt für Kinotechnik; das Fach Kinotechnik etablierte sich an der TH. Bereits 1909 hatte er die Dreifarbenfotografie entwickelt und förderte fotomechanische Reproduktionsverfahren und den Dreifarbendruck. Er nahm an Expeditionen nach Ägypten und Norwegen teil, wo er mit seinen Methoden seltene Naturerscheinungen analysierte. Beide Reisen hat er in zwei Büchern dokumentiert. In seinen letzten Lebensjahren konzentrierte Miethe sich auf die Umwandlung von Quecksilber in Gold durch elektrische Entladung. Bereits 1904 hatte er ein Verfahrung zur synthetischen Herstellung von Edelsteinen entwickelt. Jetzt wollte er Gold synthetisieren. Die Zeitungen verfolgten diese Experimente mit Sensationslust. Gold aus Quecksilber - das wäre eine umwälzende Neuerung. Bedeutende Chemiker jedoch trauten den Ergebnissen nicht. Die Spuren von Gold erwiesen sich als "Verunreinigungen", nicht als Syntheseprodukte. Aber Miethe hielt eigensinnig an seiner Theorie fest. Er starb am 5. Mai 1927 in Berlin an den Folgen einer Operation und wurde auf den Alten Friedhof in Potsdam beigesetzt.

Hans Christian Förster

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