Die Lust zuzuschlagen
TU-Studie: Ein Drittel der befragten Charlottenburger Schülerinnen
und Schüler ist schon einmal gewalttätig geworden
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Prügeleien sind oft an
der Tagesordnung auf den Schulhöfen. Richtig gefährlich
wird es, wenn Waffen im Spiel sind
Foto: TU-Pressestelle |
"Wir haben zwar keinen Anlass zu akuter Sorge, doch die Ergebnisse
dieser Studie legen schon politische und pädagogische Konsequenzen
nahe", sagte die Charlottenburg-Wilmersdorfer Bezirksbürgermeisterin
Monika Thiemen, als sie eine TU-Studie zu Multikulturalität,
Demokratie und Gewalt an Berliner Schulen vorstellte. Die meisten
der befragten Schülerinnen und Schüler unterstützen
danach zwar die Ideale einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung,
sie üben Toleranz und Achtung vor anderen, doch ein kleiner
Teil der Befragten vertrete deutlich rassistische Einstellungen.
Rund 600 Schüler der neunten Jahrgangsstufe waren in den Jahren
2004 und 2005 anonym zu ihren Einstellungen befragt worden. Rund
ein Drittel hatte angegeben, schon einmal gewalttätig geworden
zu sein. Dazu gehörten Beschimpfungen, Diebstähle, Schläge,
Tritte und sogar Attacken mit Messern und Pistolen. Ein großer
Anteil hatte zudem "manchmal richtig Lust zuzuschlagen".
80 Prozent der Schülerinnen und Schüler wünschen
sich allerdings ein multikulturelles Zusammenleben.
"Ein Großteil der Schülerinnen und Schüler
hat noch kein festes Weltbild", stellen die Wissenschaftler
fest. "Sie wechseln noch häufig den Standpunkt, stimmen
einem Postulat zu, in dem Minderheiten ausgegrenzt werden, negieren
dafür aber ein anderes." Diese große Gruppe erscheine
sowohl für Ideologien der Ungleichheit offen als auch für
demokratische Gleichheitspostulate, was eine typische Erscheinung
ihres Alters darstelle. Erzieher sollten die Chance nutzen, gerade
mit ihnen, die sich oft selbst als "unpolitisch" verstehen,
ins Gespräch zu kommen und sie zu Reflexion, Meinungsbildung
und Stellungnahme anzuhalten. Ihnen gelte es zu vermitteln, dass
die schweigende Mehrheit diejenigen unterstützt, die sprechen
oder handeln.
Die vom Bezirksamt beauftragte Studie hatte das Institut
für Gesellschaftswissenschaften und historisch-politische Bildung
an der TU Berlin unter Leitung von Prof. Dr. Hanns-Fred Rathenow,
Prof. Dr. Ulrike C. Nikutta-Wasmuth, Dr. Bernd Overwien von der
Arbeitsstelle
für globales Lernen und Internationale Kooperation und
Dr. Virginia Penrose erstellt.
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