Nachgefragt
Kosmische Heimatkunde
TU intern befragt Wissenschaftsjournalistinnen und -journalisten,
was für sie die spannendste Forschungsnachricht der jüngsten
Zeit war und welches Thema mehr Aufmerksamkeit in den Medien verdient.
Hilmar Schmundt ist Redakteur bei "Der
Spiegel", Ressort Wissenschaft und Technik.
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Hilmar Schmundt,
Der Spiegel
Foto: Der Spiegel |
Fast wöchentlich überraschen Planetenforscher mit neuen
Einsichten und Bildern. Und obwohl noch kein Mensch persönlich
vor Ort war, vermitteln ihre Raumsonden uns eine gewisse Vertrautheit
mit unseren Nachbarn im All, eine Art kosmische Heimatkunde. Nur
ein Beispiel: Der riesige Saturnmond Titan weist verblüffende
Ähnlichkeiten mit der frühen Erde auf, das legen zumindest
die Messungen der Raumsonde "Huygens" nahe: Faustgroße
Brocken aus Wassereis übersäen den Boden, Vulkane pusten
Methan in die rötliche Atmosphäre aus, der Regen rieselt,
der mit organischen Molekülen angereichert ist und sich in
Bächen und Seen sammelt - beste Voraussetzungen für die
Entstehung einfacher Organismen. Als Titan 1655 vom niederländischen
Forscher Christiaan Huygens entdeckt wurde, erschien er noch fremdartig
und fern. Heute dagegen gilt Titan schon fast als ein Geschwister
unseres Heimatplaneten, dank Huygens' robotischem Namensvetter.
Ein unterbelichtetes Thema: Die Rhetorik der Wissenschaft. Welche
Erzählmuster verwendet zum Beispiel die Planetenforschung,
um Aufmerksamkeit und Geld zu bekommen? Und was wären alternative
Plots zum abgedroschenen Märchen von der Kolonisierung des
Alls durch den Menschen?
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