Vom Lochband-Programm zum modernen Interface
Wie Studenten aus einem Wrack einen Hightech-Flugsimulator bauten
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Vorher (links) und nachher:
Zweieinhalb Jahre bauten die Studierenden um, dann hatte der
Flugsimulator eine moderne Ausstattung
Foto: TU-Pressestelle |
Besonders beliebt bei Studierenden der Luft- und Raumfahrttechnik
ist die Lehrveranstaltung "Praxis der Flugsimulation",
weshalb die Glücklichen, die sie besuchen können, auch
immer Wartesemester hinter sich haben. Das dafür in den 70er-Jahren
angeschaffte "Flight Training Device", ein DC9-Simulator,
wurde mit der Zeit jedoch immer wartungsintensiver, die alten Teile
immer schwerer zu beschaffen, die Wartesemester länger. Und
schließlich - pünktlich zum Ende des Sommersemesters
2003 gab die veraltete Computertechnik endgültig den Geist
auf - irreparabel! Doch zweieinhalb Jahre später stand plötzlich
AARES da, ein mit moderner Software ausgestatteter "Advanced
Aeronautical Research and Education Simulator", auferstanden
wie Phönix aus der Asche! Und neben ihm fünf glückliche
Studenten, die viele Monate jede freie Minute unentgeltlich damit
zugebracht hatten, AARES Flügel zu verleihen.
"Unser alter DC9-Simulator hatte noch einen Hybridrechner
gehabt, analog/digital. Das Simulationsprogramm musste sogar noch
mit einem Lochband geladen werden!", erzählt Christian
Berth, der seit 2002 als Tutor am Institut
für Luft- und Raumfahrt für die Lehrveranstaltung
zuständig war. Sie ist das Bindeglied zwischen dem Piloten
und dem Ingenieur, gedacht für Studierende, die sich später
mit Flugversuchen oder mit Cockpitauslegung beschäftigen. Christian
Berth überzeugte die damals Verantwortlichen, den Lehrsimulator
nicht ins Museum abzuschieben, sondern neu aufzubauen. Zusammen
mit einem Techniker entkernte er den Simulator, bis nur noch die
Sitze, die Bedienelemente und die Bewegungsplattform übrig
blieben. In seiner Studienarbeit entwickelte er ein Konzept, nach
dem der Simulator mit dem Namen A33X neu aufgebaut werden sollte,
basierend auf einem Airbus A 330. Die Lehrveranstaltung fand inzwischen
am PC-Simulator statt. Christian Berth programmierte nebenbei den
Flight Display und den Navigation Display neu und entwickelte außerdem
ein komplexes Interface-Programm, das die Piloteneingaben vom Cockpit
an das Flugmodell weiterleitet und zusätzliche Koordinations-,
Steuer- und Regelaufgaben übernehmen kann.
Nach und nach stießen vier weitere studentische Tüftler
zu ihm: Björn Appel, Thomas Buchsler, Alexander Pettelkau und
Richard Wollenheit, und gemeinsam kamen sie schneller voran. Christian
Berth konnte sich nun - neben seinen "Betteltouren" über
Luftfahrtausstellungen, denn Geld gab es keines - seiner Diplomarbeit
widmen. Thema war, wie nicht anders zu erwarten, die Entwicklung
eines Interface-Communication-Modul-Programms, das mit Eingabesystemen
aus dem Cockpit verbunden werden kann.
Anfang November 2005 konnte nun das Gesamtsystem erstmals in Betrieb
genommen werden. "Es gibt noch viel zu programmieren",
sagt Christian Berth, "aber ich bin zuversichtlich, dass wir
mit dieser modernen, hochwertigen Lehr- und Forschungseinrichtung
zum kommenden Sommersemester die Lehrveranstaltungen wieder aufnehmen
können und unser Institut für Forschung und Lehre flexibler
und attraktiver gemacht haben."
Patricia Pätzold
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