Das Allerletzte
Bei Anruf - Ausparken!
Triefend nass, zitternd vor Kälte und abgekämpft stand
mitternächtlich mein guter Freund Paul vor der Tür. "Kann
ich bei dir übernachten?", keuchte er erschöpft und
sah mich mit waidwunden Augen an. Er wohnt außerhalb Berlins,
an einen öffentlichen Transport ist um diese Zeit nicht mehr
zu denken.
"Mein Auto musste ich in der Innenstadt stehen lassen, weil
der Akku von meinem Handy leer ist!"
???
Paul denkt politisch und versucht in vorbildlicher Weise, sein
Umfeld immer auf dem neuesten Stand der Technik zu halten, um damit
die daniederliegende Wirtschaft anzukurbeln. Dafür bringt er
auch Opfer. Neulich musste er seinen Job aufgeben, weil er einfach
keine Zeit mehr zum Arbeiten findet. Allein das Updaten seines Computers
mit der immer neuen Software, das Sichten und Digitalisieren seines
umfangreichen Foto-,Video- und Textmaterials, das alle zwei Monate
anstehende Umprogrammieren und Neueinrichten des aktuellsten Handymodells
- von Fernseher, DVD-Playern und HiFi-Anlagen gar nicht zu reden
- nimmt sehr viel Zeit in Anspruch.
Finanziell ist er natürlich etwas klamm. "Ich nehme daher
am neuen Handy-Parken teil. Da sparst du richtig Geld", erläuterte
er mir bei einer heißen Tasse Tee.
"Du rufst eine bestimmte Nummer an, wenn du einparkst. Wenn
du ausparkst, rufst du wieder an und bekommst eine minutengenaue
Abrechnung. Nie wieder zu viel zahlen, nie wieder Knöllchen!"
Begeistert sah er mich an.
"Und wieso steht dein Auto jetzt in der Stadt?"
"Na, hab ich Geld zu verschenken? Ich muss doch den Parkplatz
bezahlen, bis ich zu Hause meinen Akku aufgeladen, den Wagen abgeholt
und mich dann telefonisch abgemeldet habe." Zugegeben: eine
tolle Sache! Sofort wollte ich mich ebenfalls anmelden. Leider war
mein Akku gerade leer.
pp
|