Keine vorschnellen Alleingänge
Heftige Diskussionen um mögliche Studiengebühren bundesweit
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Am 3. Februar fand die erste
bundesweite Demonstration gegen Studiengebühren statt.
Die Berliner Studierenden protestierten am Schlossplatz
Foto: TU-Pressestelle/Dahl |
"Lernen ist Luxus - Luxus für alle!" Dieses Motto
hatte sich der Allgemeine Studierendenausschuss der TU Berlin auf
die Fahnen geschrieben, mit denen die Studierendenvertreterinnen
und -vertreter zusammen mit rund 1500 Kommilitoninnen und Kommilitonen
aus ganz Berlin am 3. Februar zum Schlossplatz in Mitte zogen.
Dort - wie auch in Leipzig, Hamburg, Mannheim und Essen - fand
die erste große Demo gegen Studiengebühren statt, seit
am 26. Januar die Bundesrichter in Karlsruhe die Verfassungswidrigkeit
des Studiengebührenverbots aus der 6. Novelle des Hochschulrahmengesetzes
erklärt hatten.
Nun müsse auch in Berlin neu über Studiengebühren
diskutiert werden, verlautete unmittelbar aus der Finanzverwaltung
der Stadt. Gerade Berlin mit seiner extremen Haushaltsnotlage, so
Senator Thilo Sarrazin (SPD), könne sich der Gebührendiskussion
nicht entziehen, da es nach den Vorgaben des Landesverfassungsgerichts
nachweisen müsse, dass es alle Einnahmemöglichkeiten auch
wahrnehme. Dennoch plädierte er für eine Studienfinanzierung
nach dem Verursacherprinzip. Die Länder, die weniger Hochschulausbildung
anbieten, sollten an das Bundesland, in dem ihre Landeskinder studieren,
einen Ausgleich zahlen. Das sei für Berlin mit seinen zehntausenden
an auswärtigen Studierenden das Sinnvollste. Wissenschaftssenator
Thomas Flierl (PDS) beruft sich dagegen auf den Koalitionsvertrag,
der zumindest bis 2006 ein kostenloses Studium garantiert.
Derweil wollen nun Bayern, Baden-Württemberg, Hamburg, Niedersachsen
und das Saarland so schnell wie möglich Studiengebühren
einführen. Bremen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und
Sachsen sprechen sich überwiegend für das so genannte
Studienkontenmodell aus, also Gebühren erst nach Beendigung
der Regelstudienzeit. Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern wollen
das Erststudium gebührenfrei lassen. Es mehren sich jedoch
die Stimmen, die einen kaum finanzierbaren Run auf die Bundesländer
befürchten, die keine Gebühren erheben. Die Hochschulrektorenkonferenz
(HRK) begrüßte das Urteil. Sie betrachtet die Gebührenfreiheit
als internationalen Wettbewerbsnachteil, der den deutschen Hochschulen
die dringend benötigten Zusatzmittel für die Lehre vorenthalte.
Bei den Studierenden auf der Demo überwogen allerdings die
Zweifel, ob mögliche Gebühren wirklich der Uni zugute
kämen oder nicht doch zum Stopfen der Haushaltslöcher
verwendet würden.
Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn appellierte inzwischen
an die Bundesländer, keine vorschnellen Alleingänge zu
machen. Zunächst müsse die Urteilsbegründung genauestens
geprüft werden.
Patricia Pätzold
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