Schulbausteine für Burkina Faso
Internationaler Architekturpreis für TU-Absolvent Diébédo
Francis Kéré
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Mit der funktionsfähigen
Schule ist der Weg zur Bildung in Gando geebnet
Foto: privat |
Die Geschichte von Diébédo Francis Kéré
würde sich bestens als Vorlage für ein Drehbuch eignen.
Diébédo Francis Kéré, TU-Absolvent im
Fach Architektur, wurde Ende vergangenen Jahres mit einem der bedeutendsten
Architekturpreise, mit dem "Aga Khan Award for Architecture"
ausgezeichnet. Gemeinsam mit international bekannten Projekten wie
unter anderem den Petronas-Towern in Kuala Lumpur oder der Bibliotheca
Alexandrina in Ägypten wurde Kéré für ein
Schulgebäude, das er in seinem Heimatort in Burkina Faso errichtet
hat, ausgezeichnet.
Es ist absolut außergewöhnlich, dass ein "Berufsanfänger"
mit einem solchen Preis, der in Fachkreisen als der Nobelpreis der
islamischen Welt für Architektur gilt, geehrt wird. Er ist
der höchste internationale Preis für Architektur in der
islamischen Welt. Der Preis ist insgesamt mit 500000 US-Dollar prämiert
und wurde am 27. November 2004 in New Delhi vergeben. Insgesamt
wurden sieben Projekte ausgezeichnet. Diébédo Francis
Kéré erhielt für sein Projekt ein Preisgeld in
Höhe von 70000 US-Dollar. Dieser Preis ist die Krönung
einer ungewöhnlichen Geschichte, wie sie kein Drehbuchautor
besser hinbekommen könnte.
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In Diébédo Francis
Kérés Büro im Architekturgebäude liegen
nicht nur die Schulbaupläne, dort steht auch der Aga Khan
Award (l.)
Foto: TU-Pressestelle |
Diébédo Francis Kéré wurde 1965 in
Gando geboren, einem kleinen Ort in Burkina Faso. Schon früh
musste er seine Familie verlassen, um zur Schule zu gehen, da es
im Heimatort keine passende Schule gab. In den Achtzigerjahren kam
er nach Deutschland, legte hier sein Abitur ab und schrieb sich
1995 an der TU Berlin für das Fach Architektur ein. Sein kompliziertet
Weg zur Bildung ließ in ihm die Pflicht wachsen, etwas für
die Bildung in seiner Heimat zu unternehmen. Nach dem Vordiplom
fasste er 1998 den Entschluss, ein Schulgebäude in seinem Heimatort
zu errichten. Es sollte aber nicht nur einfach irgendein Bau sein,
wichtig war ihm dabei, lokale Materialien wie zum Beispiel Lehm
zu verarbeiten und die Bewohner Gandos in das Projekt einzubinden.
Nur wie macht man das als finanziell mager ausgestatteter Student,
der noch dazu keinerlei Lobby oder Netzwerk besitzt? Er musste nicht
nur die Leute in seiner Heimat überzeugen, die anfänglich
dieser Idee sehr skeptisch gegenüberstanden, er musste vor
allem eine Finanzierung dafür finden. Zunächst sah es
nicht gut aus für sein Projekt, keine Organisation wollte helfen
- Geld war nicht in Sicht. Kéré ließ nicht locker
und gründete einen Verein "Schulbausteine für Gando
e.V.". Was sich hier schnell aufschreiben lässt, ist eigentlich
zu viel Arbeit für eine Person: Vereinsgründung und -führung,
Sponsorensuche, das Projekt entwerfen, betreuen und durchführen,
ein Hin und Her zwischen zwei Welten und das eigene Studium nicht
ganz aus den Augen verlieren, darüber hinaus wurde Kéré
in dieser Zeit auch noch Vater. Aber Beharrlichkeit zahlt sich bekanntlich
aus: Über den Verein ist es ihm gelungen, private Spender von
dem Projekt zu überzeugen und die notwendige Summe in Höhe
von rund 35000 US-Dollar zu sammeln. Im Jahr 2000 konnte mit dem
Bau der Schule begonnen werden und seit 2001 werden hier die Schüler
unterrichtet.
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Schule passend zur Landschaft:
luftig und aus regionalem Material wie Holz und Lehmbausteinen
Foto: privat |
Diébédo Francis Kéré schaffte es auch
noch, 2003 sein Architekturstudium erfolgreich zu beenden. Zurzeit
arbeitet er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachgebiet
Architektur und Stadtentwicklung im globalen Zusammenhang HABITAT
UNIT von Professor Peter Herrle, der ihn auch während des
Projekts gemeinsam mit seiner Kollegin Professor Ingrid Goetz unterstützt
hat.
Durch den Architekturpreis wurde er zu einem gefragten Mann. Er
ist eingeladen, auf internationalen Tagungen über sein Projekt
zu berichten, und hat bereits weitere Planungsaufträge erhalten.
Bettina Klotz
www.fuergando.de
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