Büros im Schatten
Immobilienentwicklung auf dem New Yorker Büromarkt nach
dem 11. September
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Foto: privat |
Mehr als drei Jahre sind seit den Terroranschlägen des 11.
September 2001 auf das World Trade Center vergangen. Noch immer
sind die politischen Auswirkungen und ein politischer Paradigmenwechsel
weltweit spürbar. Gravierende Konsequenzen gab es besonders
auch für die Wirtschaftsentwicklung in New York City, zum Beispiel
für den New Yorker Büroimmobilienmarkt. Rund 1,25 Millionen
Quadratmeter Büroraum und 23 Bürohochhäuser wurden
durch den Angriff entweder komplett zerstört oder schwer beschädigt.
Mehr als 100000 Beschäftigte wurden an über 1000 verschiedenen
Ausweichstandorten untergebracht.
Mit den Wirkungen auf Angebot und Nachfrage im Büromarkt beschäftigt
sich Dipl.-Ing. Franz Fürst, wissenschaftlicher Mitarbeiter
am Fachgebiet
Stadt- und Regionalökonomie an der Fakultät VII der
TU Berlin. Seine Arbeit, vor Ort am Center for Urban Research der
City University
durchgeführt, ist Teil eines Projektverbundes zu den ökonomischen
und sozialen Folgen der Anschläge, den die Russell
Sage Foundation initiiert hat, eine der größten und
renommiertesten Stiftungen für Forschung in den Wirtschafts-
und Sozialwissenschaften in den USA.
Aus umfangreichen Daten, die er mit Unterstützung verschiedener
Institutionen und Unternehmen in New York sammeln konnte, ermittelte
Fürst die Auswirkungen der Anschläge auf einzelne Immobilienteilmärkte
in New York. Erstaunliches kam dabei ans Licht: Ein Massenexodus
von Unternehmen und Beschäftigten des für New York wichtigen
Finanzsektors, wie er nach den Ereignissen des 11. September von
vielen Wirtschaftsexperten prognostiziert worden war, hatte nicht
stattgefunden. Dennoch waren deutliche Einschnitte in der Beschäftigungsentwicklung
und in den Büromieten und -leerständen, gerade in Lower
Manhattan, zu verzeichnen. Vor allem Gebäude mit Berühmtheitswert
wie das Empire State Building oder das Chrysler Building waren nach
dem 11. September vermutlich aus Angst vor weiteren Anschlägen
von überdurchschnittlich hohem Leerstand betroffen.
Paradoxerweise sanken die Leerstandsraten von Büros trotz
signifikanter Angebotsverknappung infolge der Zerstörung des
World Trade Centers nicht, sondern stiegen deutlich an und zogen
einen Mietpreisverfall nach sich. Als Ursache fand Franz Fürst,
neben der wirtschaftlichen Rezession, ein Phänomen, das Immobilienforscher
"Shadow Space" nennen: Büroraum, der von Unternehmen
in Erwartung künftiger Flächenexpansion angemietet wird.
Diese Räume sind für Marktforscher nicht als Leerstand
erkennbar.
Die Untersuchung des TU-Wissenschaftlers Fürst zu den Standortbewegungen
der Unternehmen des zerstörten World Trade Centers ergab, dass
große Unternehmen viele Mitarbeiter an anderen Standorten,
etwa in Midtown Manhattan, unterbringen konnten, ohne zusätzlichen
Büroraum anmieten zu müssen. Auch kleinere und mittlere
Unternehmen im World Trade Center siedelten an Standorte mit einer
kritischen Masse an Unternehmen der gleichen Branche. Diese intakten
Agglomerationseffekte unter Krisenbedingungen können, so der
TU-Wissenschaftler, in den USA als positives Signal für eine
Erholung der New Yorker Bürobeschäftigung gewertet werden.
Die Ergebnisse des Forschungsprojekts, die bereits von der amerikanischen
Presse aufgegriffen wurden, werden in Kürze gemeinsam mit weiteren
Ergebnissen des Forschungsverbundes in einer Buchreihe veröffentlicht.
tui
fuerst@gp.tu-berlin.de
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