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Januar 2005
 
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Starke Böen für Windkraftanlagen

Warum Deutschland Weltmeister bei der Windenergie ist

16000 Energie erzeugende Windräder standen Ende 2004 in Deutschland, insbesondere auf Feldern und an Küsten Norddeutschlands, wie diese Anlage in Bremen
Foto: TU-Pressestelle

Berlin komplett mit Energie versorgt durch Windkraft? Das hätte 2003 Wirklichkeit werden können. 19 Terawattstunden Windenergie wurden in jenem Jahr eingespeist, 3,7 Prozent des deutschen Nettostromverbrauchs, ausreichend etwa für Berlin. In mehr als 16000 dieser modernen Windmühlen ist am Ende des Jahres 2004 mit knapp 16000 Megawatt fast die gleiche Leistung installiert wie in den zur gleichen Zeit noch betriebenen 19 deutschen Kernkraftwerken mit 19400 Megawatt. Mit solchen Zahlen gilt Deutschland als Windenergieweltmeister!

Die Diplom-Politologin Dörte Ohlhorst und Dr. Susanne Schön vom Zentrum Technik und Gesellschaft (ZTG) der Technischen Universität Berlin sowie Prof. Dr. Johann Köppel vom Fachgebiet Landschaftsplanung gehen in den kommenden zweieinhalb Jahren der Frage nach, welche Faktoren diesen Boom ausgelöst haben und welche sich als hemmend herausgestellt haben. Gefördert wird ihr Forschungsprojekt von der VW-Stiftung mit 260000 Euro.

Die Forscher schauen sich alle Aspekte der Windenergie von Fördermaßnahmen über Hindernisse bis hin zu allgemeinen Diskussionen in der Gesellschaft an. Vor einem Vierteljahrhundert eroberte zum Beispiel das "Waldsterben" durch Luftverschmutzung die Schlagzeilen und man empfand unter anderem die Windräder als alternative Energielieferanten.

An der Verringerung von Schwefeldioxid und Stickoxiden änderten jedoch vor allem bessere Filter in den Kraftwerken und Katalysatoren in den Autos etwas. Inzwischen aber eroberte ein anderes Thema den Spitzenplatz in der Umweltdiskussion: Beim Verbrennen von Kohle, Öl und Gas entstehen große, das Klima beeinflussende Mengen des Treibhausgases Kohlendioxid, das sich nicht mit preiswerten Methoden herausfiltern lässt. Um den Klimawandel zu bremsen, waren daher Methoden gefragt, die Heizenergie und elektrischen Strom ohne Kohlendioxid als Abgas liefern und außerdem nachhaltig sind, also Ressourcen schonen. Mit dem Rückenwind solcher gesellschaftlicher Diskussionen begann die Bundesregierung, Windenergie zu fördern.

Die technische Entwicklung beschleunigte sich, die Windräder wurden immer größer, wuchsen zu ganzen Windparks heran. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler schauen sich aber auch hemmende Einflüsse genauer an: Bei den riesigen Windparks zum Beispiel, die etliche Meilen vor der Nordseeküste geplant sind, befürchten Umweltschützer eine Beeinflussung des Vogelflugs oder eine Gefährdung der Schifffahrt. Am Ende des Projektes im Jahr 2007 möchten die TU-Forscher wissen, wie stark jeder einzelne dieser Faktoren den Windenergie-Boom in Deutschland beeinflusst hat.

Roland Knauer

www.tu-berlin.de/ztg

Mit Methode zum Erfolg

Sozialwissenschaft will erklären, Ingenieurwissenschaft will gestalten. Daran scheitern oft viel versprechende, interdisziplinäre Kooperationen. Ein unübersichtliches Geflecht aus Betreibern von Windkraftanlagen, Finanziers, Gesetzgebungen, Standortfragen, der Größe der Anlagen, Stromnetzbetreibern, wirtschaftlicher Nachfrage, Natur und Umwelt hat dazu beigetragen, die Innovationstechnologie Windenergie zum internationalen Erfolgsfall zu machen. Wie kann man nun charakteristische Muster und treibende Kräfte identifizieren, die dazu geführt haben? Um das herauszufinden, kommt ein im Zentrum Technik und Gesellschaft der TU Berlin entwickeltes methodisches Konzept zum Einsatz, das es ermöglicht, den Graben zwischen Sozial- und Ingenieurwissenschaften zu überbrücken und einen Forschungsverlauf direkt zu strukturieren und zu verfolgen: die Konstellationsanalyse. Sie fügt Technik, natürliche Elemente, Menschen, Organisationen und Zeichensysteme wie Wertvorstellungen zu einer grafisch darstellbaren Konstellation zusammen, deren Elemente zunächst alle gleich bewertet werden. Schon bald ergeben sich Leerstellen (Nichtwissen) in dieser Konstellation, die nun genau verortet werden können: blinde Flecken einer Disziplin, die durch eine andere gefüllt werden könnten, oder auch neue Probleme und Fragestellungen. Dann werden Funktionsprinzipien und Steuerungsimpulse herausgearbeitet, zum Beispiel Richtlinien und Gesetze, ebenso wie die Wirkung hemmender Faktoren. Eine umfassende Kartierung des Zusammenwirkens verschiedener Elemente entsteht und wird zur Voraussetzung für eine vernünftige Strategieentwicklung.

tui

www.ztg.tu-berlin.de/pdf/Konstellationsana.pdf

 

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