Starke Böen für Windkraftanlagen
Warum Deutschland Weltmeister bei der Windenergie ist
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16000 Energie erzeugende Windräder
standen Ende 2004 in Deutschland, insbesondere auf Feldern und
an Küsten Norddeutschlands, wie diese Anlage in Bremen
Foto: TU-Pressestelle |
Berlin komplett mit Energie versorgt durch Windkraft? Das hätte
2003 Wirklichkeit werden können. 19 Terawattstunden Windenergie
wurden in jenem Jahr eingespeist, 3,7 Prozent des deutschen Nettostromverbrauchs,
ausreichend etwa für Berlin. In mehr als 16000 dieser modernen
Windmühlen ist am Ende des Jahres 2004 mit knapp 16000 Megawatt
fast die gleiche Leistung installiert wie in den zur gleichen Zeit
noch betriebenen 19 deutschen Kernkraftwerken mit 19400 Megawatt.
Mit solchen Zahlen gilt Deutschland als Windenergieweltmeister!
Die Diplom-Politologin Dörte Ohlhorst und Dr. Susanne Schön
vom Zentrum
Technik und Gesellschaft (ZTG) der Technischen Universität
Berlin sowie Prof. Dr. Johann Köppel vom Fachgebiet
Landschaftsplanung gehen in den kommenden zweieinhalb Jahren
der Frage nach, welche Faktoren diesen Boom ausgelöst haben
und welche sich als hemmend herausgestellt haben. Gefördert
wird ihr Forschungsprojekt von der VW-Stiftung
mit 260000 Euro.
Die Forscher schauen sich alle Aspekte der Windenergie von Fördermaßnahmen
über Hindernisse bis hin zu allgemeinen Diskussionen in der
Gesellschaft an. Vor einem Vierteljahrhundert eroberte zum Beispiel
das "Waldsterben" durch Luftverschmutzung die Schlagzeilen
und man empfand unter anderem die Windräder als alternative
Energielieferanten.
An der Verringerung von Schwefeldioxid und Stickoxiden änderten
jedoch vor allem bessere Filter in den Kraftwerken und Katalysatoren
in den Autos etwas. Inzwischen aber eroberte ein anderes Thema den
Spitzenplatz in der Umweltdiskussion: Beim Verbrennen von Kohle,
Öl und Gas entstehen große, das Klima beeinflussende
Mengen des Treibhausgases Kohlendioxid, das sich nicht mit preiswerten
Methoden herausfiltern lässt. Um den Klimawandel zu bremsen,
waren daher Methoden gefragt, die Heizenergie und elektrischen Strom
ohne Kohlendioxid als Abgas liefern und außerdem nachhaltig
sind, also Ressourcen schonen. Mit dem Rückenwind solcher gesellschaftlicher
Diskussionen begann die Bundesregierung, Windenergie zu fördern.
Die technische Entwicklung beschleunigte sich, die Windräder
wurden immer größer, wuchsen zu ganzen Windparks heran.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler schauen sich aber auch
hemmende Einflüsse genauer an: Bei den riesigen Windparks zum
Beispiel, die etliche Meilen vor der Nordseeküste geplant sind,
befürchten Umweltschützer eine Beeinflussung des Vogelflugs
oder eine Gefährdung der Schifffahrt. Am Ende des Projektes
im Jahr 2007 möchten die TU-Forscher wissen, wie stark jeder
einzelne dieser Faktoren den Windenergie-Boom in Deutschland beeinflusst
hat.
Roland Knauer
www.tu-berlin.de/ztg
Mit Methode zum Erfolg
Sozialwissenschaft will erklären, Ingenieurwissenschaft
will gestalten. Daran scheitern oft viel versprechende, interdisziplinäre
Kooperationen. Ein unübersichtliches Geflecht aus Betreibern
von Windkraftanlagen, Finanziers, Gesetzgebungen, Standortfragen,
der Größe der Anlagen, Stromnetzbetreibern, wirtschaftlicher
Nachfrage, Natur und Umwelt hat dazu beigetragen, die Innovationstechnologie
Windenergie zum internationalen Erfolgsfall zu machen. Wie
kann man nun charakteristische Muster und treibende Kräfte
identifizieren, die dazu geführt haben? Um das herauszufinden,
kommt ein im Zentrum Technik und Gesellschaft der TU Berlin
entwickeltes methodisches Konzept zum Einsatz, das es ermöglicht,
den Graben zwischen Sozial- und Ingenieurwissenschaften zu
überbrücken und einen Forschungsverlauf direkt zu
strukturieren und zu verfolgen: die Konstellationsanalyse.
Sie fügt Technik, natürliche Elemente, Menschen,
Organisationen und Zeichensysteme wie Wertvorstellungen zu
einer grafisch darstellbaren Konstellation zusammen, deren
Elemente zunächst alle gleich bewertet werden. Schon
bald ergeben sich Leerstellen (Nichtwissen) in dieser Konstellation,
die nun genau verortet werden können: blinde Flecken
einer Disziplin, die durch eine andere gefüllt werden
könnten, oder auch neue Probleme und Fragestellungen.
Dann werden Funktionsprinzipien und Steuerungsimpulse herausgearbeitet,
zum Beispiel Richtlinien und Gesetze, ebenso wie die Wirkung
hemmender Faktoren. Eine umfassende Kartierung des Zusammenwirkens
verschiedener Elemente entsteht und wird zur Voraussetzung
für eine vernünftige Strategieentwicklung.
tui
www.ztg.tu-berlin.de/pdf/Konstellationsana.pdf
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