5/05
Mai 2005
Sonderbeilage Lange Nacht der Wissen- schaften 2005 als pdf-Datei
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Dreirad für gehobene Ansprüche

TU-Ingenieure entwickeln ein Stadtfahrzeug der Zukunft

Quelle: BMW AG

"Was gut ist, kommt wieder!" Dieser Gedanke schießt einem durch den Kopf, wenn man zum ersten Mal die Skizzen sieht, auf denen Heiko Johannsen vom Institut für Land- und Seeverkehr der TU Berlin ein "Clever" genanntes Kleinfahrzeug vorstellt. "Clever" ist die Abkürzung für "Compact Low Emission Vehicle for Urban Transport". Dieses neue Stadtfahrzeug mit geringem Schadstoffausstoß aber ähnelt auf den ersten Blick deutschen Nachkriegsfahrzeugen wie dem Messerschmidt-Kabinenroller und der Isetta von BMW. Genau wie diese beiden Fahrzeuge, die später beinahe Kultstatus erreichten, ist auch "Clever" ein Dreirad mit einer Kabine, die zwei Insassen auch bei Regen trocken und warm hält.

Je kleiner, schmaler und leichter ein Auto ist, umso weniger Treibstoff braucht es. Die Billigauto-Varianten aus den Nachkriegsjahren lieferten daher auch die Idee für das Energie und Platz sparende Fahrzeug der Zukunft, mit dessen Entwicklung die Europäische Union die TU Berlin, zwei weitere Hochschulen in England und Österreich sowie sechs Partner aus der Industrie beauftragt hat, von denen BMW in München vielleicht der bekannteste ist. Gleichzeitig überprüfen die Forscher auch, wie sich durch ein solches Vehikel die Mobilität in Städten verändert und welche Marktchancen es überhaupt hat.

Im einen Meter breiten und drei Meter langen "Clever" sitzen die beiden Fahrgäste hintereinander und fühlen sich bei einer Höchstgeschwindigkeit von mehr als 80 Kilometern in der Stunde auch bei Ausflügen wohl, selbst wenn sie über den Stadtrand hinausführen. Ein Erdgasmotor pustet bei gleicher Leistung rund ein Fünftel weniger Kohlendioxid in die Luft als ein Benziner und sorgt so im "Clever" nach ersten Berechnungen für einen Verbrauch, der umgerechnet 2,5 Liter Benzin auf hundert Kilometern entspricht. Damit werden herkömmliche Kleinfahrzeuge klar unterboten. Obendrein sind Erdgasmotoren von Haus aus sauberer und bleiben so deutlich unter den gesetzlichen Grenzwerten für Abgase. Vor allem im Stadtverkehr ist ein weiteres Plus dieses Antriebs wichtig: Erdgasmotoren laufen deutlich leiser als Benziner oder Diesel. Da es inzwischen in größeren Städten mehr als eine Erdgastankstelle gibt, ist auch die Versorgung in den meisten Regionen gesichert. Andernorts sollen zwei Gasflaschen der bayerischen Firma WEH für die angestrebte Reichweite von beinahe 200 Kilometern reichen. Sie könnten an Tankstellen und Supermärkten ausgetauscht werden.

Ergänzt wird das Konzept von einer Kabine, in der die Insassen den Sicherheitsstandard eines guten Kleinwagens genießen, obwohl "Clever" herkömmliche Knautschzonen fehlen, die sonst die Passagiere schützen. Die "Clever"-Konstrukteure entwickeln daher neue Methoden zum Energieabbau bei einem Unfall und einen besonders steifen Kabinenrahmen. Aufwändige Rückhaltesysteme vermeiden bei einem eventuellen Crash lebensgefährliche Beschleunigungen für die Passagiere.

Roland Knauer

www.clever-project.net

 

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