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Mai 2005
Sonderbeilage Lange Nacht der Wissen- schaften 2005 als pdf-Datei
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Kunstfälschungen auf der Spur

Röntgenspots unterscheiden kostbare Emaille von billiger Nachahmung

 
  Emaille aus Limoges (16. Jahrhundert)
Foto: privat

Emaillebilder, eingelegt in Wandtäfelungen, prunkvoll verzierte Teller, Salznäpfchen oder Henkelkannen waren in der Renaissance sehr en vogue. In Limoges verstanden sich die Kunsthandwerker auf eine ganz besondere Technik - die Maler-Emaille.

Mit Wasser angerührtes Glaspulver trugen sie mit Pinseln und Nadeln auf Kupferplatten auf und verschmolzen es in mehreren Brennschritten bei 800 Grad Celsius zu kleinen Gemälden. Im 19. Jahrhundert stand alte Limosiner Emaille bei Sammlern wieder hoch im Kurs. Doch längst nicht jedes Stück stammte wirklich aus den berühmten südwestfranzösischen Werkstätten. Mit billigen Nachahmungen ließen sich lukrative Geschäfte machen.

Ob es sich bei Exponaten in Museen um Originale oder Fälschungen handelt, kann Stefan Röhrs heute leicht feststellen. Der Chemiker untersuchte mit mobiler Mikro-Röntgenfluoreszenzspektrometrie über 160 Maler-Emaillen - unter anderem im Kunstgewerbemuseum Berlin, der Staatlichen Kunstkammer Dresden, dem Nationalmuseum Stockholm sowie dem Victoria & Albert Museum London. Die Glasmatrix einer Emaille besteht aus fein verriebenem Quarzsand, eintrübenden Salzen und farbgebenden Metalloxiden. Zur Analyse wird der Röntgenstrahl auf einen Punkt fokussiert, sodass mit hoher Intensität ein winziger Spot von nur einem Zehntel Millimeter Durchmesser bestrahlt wird. Die Atome werden dadurch ionisiert, kernnahe Elektronen herausgesprengt. In die Lücken "hüpfen" spontan Elektronen von höheren Energieniveaus. Ihre überschüssige Energie geben sie jedoch ab: Sie wird als Röntgenquant vom Fluoreszenzdetektor gemessen. Die Energiedifferenzen sind charakteristisch. Aus ihnen lässt sich auf ganz bestimmte chemische Elemente schließen.

Silizium, Alkali- oder Erdalkalielemente wie Kalzium, Kalium oder Magnesium findet Röhrs in fast jeder Probe. Erst die Nebengruppenelemente entlarven die Fälschung. Denn während in der Renaissance vorwiegend Mangan, Kobalt oder Eisen in den Glaszusätzen enthalten war, verwendete man im 19. Jahrhundert gern Pigmente und Salze auf Basis von Chrom, Indium, Cadmium oder gar Uran.

Seine Dissertation über Authentizitätsuntersuchungen an Limosiner Emaille erhielt den Tiburtius-Anerkennungspreis 2005. Seit Februar ist Stefan Röhrs am Pariser Centre de Recherche et de Restauration des Musées de France, dem Forschungslabor des Louvre, Postdoktorant für zwei Jahre.

Catarina Pietschmann

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