Kunstfälschungen auf der Spur
Röntgenspots unterscheiden kostbare Emaille von billiger
Nachahmung
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Emaille aus
Limoges (16. Jahrhundert)
Foto: privat |
Emaillebilder, eingelegt in Wandtäfelungen, prunkvoll verzierte
Teller, Salznäpfchen oder Henkelkannen waren in der Renaissance
sehr en vogue. In Limoges verstanden sich die Kunsthandwerker auf
eine ganz besondere Technik - die Maler-Emaille.
Mit Wasser angerührtes Glaspulver trugen sie mit Pinseln und
Nadeln auf Kupferplatten auf und verschmolzen es in mehreren Brennschritten
bei 800 Grad Celsius zu kleinen Gemälden. Im 19. Jahrhundert
stand alte Limosiner Emaille bei Sammlern wieder hoch im Kurs. Doch
längst nicht jedes Stück stammte wirklich aus den berühmten
südwestfranzösischen Werkstätten. Mit billigen Nachahmungen
ließen sich lukrative Geschäfte machen.
Ob es sich bei Exponaten in Museen um Originale oder Fälschungen
handelt, kann Stefan Röhrs heute leicht feststellen. Der Chemiker
untersuchte mit mobiler Mikro-Röntgenfluoreszenzspektrometrie
über 160 Maler-Emaillen - unter anderem im Kunstgewerbemuseum
Berlin, der Staatlichen Kunstkammer Dresden, dem Nationalmuseum
Stockholm sowie dem Victoria & Albert Museum London. Die Glasmatrix
einer Emaille besteht aus fein verriebenem Quarzsand, eintrübenden
Salzen und farbgebenden Metalloxiden. Zur Analyse wird der Röntgenstrahl
auf einen Punkt fokussiert, sodass mit hoher Intensität ein
winziger Spot von nur einem Zehntel Millimeter Durchmesser bestrahlt
wird. Die Atome werden dadurch ionisiert, kernnahe Elektronen herausgesprengt.
In die Lücken "hüpfen" spontan Elektronen von
höheren Energieniveaus. Ihre überschüssige Energie
geben sie jedoch ab: Sie wird als Röntgenquant vom Fluoreszenzdetektor
gemessen. Die Energiedifferenzen sind charakteristisch. Aus ihnen
lässt sich auf ganz bestimmte chemische Elemente schließen.
Silizium, Alkali- oder Erdalkalielemente wie Kalzium, Kalium oder
Magnesium findet Röhrs in fast jeder Probe. Erst die Nebengruppenelemente
entlarven die Fälschung. Denn während in der Renaissance
vorwiegend Mangan, Kobalt oder Eisen in den Glaszusätzen enthalten
war, verwendete man im 19. Jahrhundert gern Pigmente und Salze auf
Basis von Chrom, Indium, Cadmium oder gar Uran.
Seine Dissertation über Authentizitätsuntersuchungen
an Limosiner Emaille erhielt den Tiburtius-Anerkennungspreis 2005.
Seit Februar ist Stefan Röhrs am Pariser Centre
de Recherche et de Restauration des Musées de France,
dem Forschungslabor des Louvre, Postdoktorant für zwei Jahre.
Catarina Pietschmann
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