Gesten für die Karriere
TU-Alumnus Wolfgang R. Schmidt gibt Softskill-Seminare an der
TU Berlin
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Nicht nur die Kenntnis technischer
Zusammenhänge ist für Ingenieure wichtig, auch so
genannte Softskills sollen im Studium immer mehr Raum einnehmen
Foto: TU-Pressestelle |
Prof. Dr. Jürgen Thorbeck vom Institut
für Luft- und Raumfahrt und TU-Alumnus Wolfgang R. Schmidt
haben in ihrem Berufsleben die gleiche Erfahrung gemacht: Es reicht
nicht, wenn man als Ingenieur fachlich gut ausgebildet ist. Wer
nicht in der Lage ist, mit Menschen richtig umzugehen, kommt auf
der Karriereleiter nicht weit.
Dabei lassen sich viele Dinge der zwischenmenschlichen Kommunikation,
die so genannten Softskills, lernen. Zwar ist dies schon längst
kein Geheimnis mehr, "dennoch werden diese Fähigkeiten
in der universitären Ausbildung noch viel zu stark vernachlässigt",
sagt TU-Alumnus Wolfgang R. Schmidt, der 1971 sein Diplom in der
Luft- und Raumfahrttechnik an der TU Berlin ablegte und anschließend
viele Jahre als Ingenieur in Führungspositionen in verschiedenen
Unternehmen tätig war. Bedingt durch seine Tätigkeit war
er selbst oft Teilnehmer an Seminaren für Führungskräfte,
begann sich im Laufe der Zeit mehr und mehr für dieses Thema
zu interessieren und absolvierte mehrere Ausbildungen zu verschiedenen
Kommunikationsmodellen. Anfang der 90er-Jahre verabschiedete er
sich aus der Firma, für die er tätig war, und machte sich
als Kommunikationstrainer, Coach und Mediator mit der SKE
(Schmidt Kommunikations-Entwicklung) selbstständig. Er arbeitet
hauptsächlich nach der Methodik der Neuro-Linguistischen Programme
(NLP), für die er sich als Trainer und Coach zertifizieren
ließ. Bei NLP geht es um das Zusammenspiel von Körper,
Sprache und Denken, für das lernbare Techniken entwickelt wurden,
die den Teilnehmern Zugang zu ihren verborgenen Fähigkeiten
eröffnen und andererseits die zwischenmenschliche Kommunikation
verbessern. "Sinnesschärfe, Zielklarheit und Verhaltensvielfalt
sind ein großer Vorteil in der Kommunikation, die sich trainieren
lassen, ebenso wie beispielsweise der richtige Einsatz von Gesten",
erklärt Schmidt. "Hätte ich während meines Studiums
mehr über Kommunikation gelernt, dann wäre mir in meinem
Job als Ingenieur vieles leichter gefallen." Diese Erkenntnis
war es schließlich auch, die Wolfgang Schmidt vor drei Jahren
dazu bewegte, Kontakt zu seinem ehemaligen Fachgebiet an der TU
Berlin aufzunehmen und Softskill-Seminare für Ingenieure anzuregen.
Bei Prof. Dr. Jürgen Thorbeck stieß er damit gleich auf
offene Ohren. "Der Lehrplan für Ingenieure sieht keinerlei
Veranstaltungen in diesem Bereich vor, und das, obwohl es dringend
notwendig wäre." Da kam das Angebot von TU-Alumnus Schmidt
gerade recht, der mittlerweile seit fünf Semestern Softskill-Seminare
am Institut für Luft- und Raumfahrt anbietet, und dies fast
unentgeltlich. "Für uns ist das ein echtes Geschenk, könnten
wir doch solche Trainings normalerweise gar nicht bezahlen",
sagt Thorbeck. Wolfgang R. Schmidt sieht dies eher als Herzenssache.
"Ich habe hier damals eine gute Ausbildung genossen und möchte
der Universität auf diesem Weg etwas zurückgeben",
sagt er. Die Nachfrage seitens der Studierenden ist hoch und die
Rückmeldung aus jedem Seminar positiv. Viele wünschen
sich mehr solcher Angebote. Um das Angebot dauerhaft zu finanzieren
und eventuell auszuweiten, sind Professor Thorbeck und Wolfgang
R. Schmidt auf der Suche nach Sponsoren aus der Wirtschaft. Für
Schmidt steht eines fest: "Die Universität benötigt
Unterstützung von außen, sei es durch Unternehmen oder
durch TU-Alumni." Das Fazit liegt auf der Hand: Je besser die
Ausbildung, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass auch
die heutigen Studierenden später ihre Uni fördern.
Bettina Klotz
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