5/05
Mai 2005
Sonderbeilage Lange Nacht der Wissen- schaften 2005 als pdf-Datei
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Von der Stadtwüste zur blühenden Hafenmetropole

Stadtraumplanung für Halbinsel in Kasachstan

Aktau, auf einer Halbinsel am Kaspischen Meer gelegen, bietet gute Voraussetzungen für eine Hafenstadt
Foto: privat

Eine wechselvolle Geschichte hat die junge westkasachische Stadt Aktau hinter sich. Sie zählt heute 150000 Einwohner und wird von ihnen als Tor zur Welt betrachtet. Doch sie trägt schwer an den Narben, die das zusammengebrochene Sowjetreich hinterlassen hat, das einst ein hochgeheimes Nuklearzentrum in dem Wüstenort etablieren wollte. Studierende der Stadt- und Regionalplanung haben sich mit der Transformation der sowjetischen Planstadt zur modernen Hafenstadt und zum kasachischen Erdölzentrum am Kaspischen Meer beschäftigt. Ende Mai tragen sie ihre Planungsergebnisse auf einer internationalen Konferenz in Almaty vor, begleitet von einer deutschen Wirtschaftsdelegation.

Von Juni bis September 2004 waren sechs Studierende auf Einladung der University of Aktau in Kasachstan, dokumentierten die bauliche Beschaffenheit des Wohnbestandes, untersuchten die vorhandene Infrastruktur und die Hinterlassenschaften der aufgegebenen Atomindustrie. Was sie an Ergebnissen mitbrachten, floss sofort in städtebauliche Konzepte. In Berlin wurden diese bereits vorgestellt.

"Wir haben die Ideen natürlich nicht von heute auf morgen entwickeln können", erzählt Dipl.-Ing. Asad Mahrad vom Institut für Stadt- und Regionalplanung, der das Projekt leitet. "Seit 2003 konnten wir über das Programm ‚Go east' und über institutsabhängige Stipendien zwanzig Studierende nach Kasachstan schicken, um vor Ort Studien zu treiben."

Die kasachische Seite ist sehr interessiert an den Ergebnissen. Sie bietet den Studierenden, für die DAAD-Stipendien eingeworben werden konnten, auch exzellente Russischkurse an.

Viele Faktoren müssen bei der Planung in diesem Gebiet beachtet werden. Die junge Stadt Aktau, ehemals Sewtschenko, verdankt ihre Entstehung den reichen Öl-, Gas- und Uranerzvorkommen. In den 1960er-Jahren entstand unter Führung des Moskauer Ministeriums für Nukleartechnik ein territorialer Produktionskomplex auf der Halbinsel Mangyschlak. In diesem Wüstenklima wurde der weltweit erste "schnelle Brüter" realisiert. Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion ging jedoch die privilegierte Stellung der Region verloren. Mit der Unabhängigkeit in den 1990er-Jahren war der überalterte Reaktor vom Netz genommen worden, viele Fachkräfte kehrten der Stadt den Rücken, und die Perspektive der Stadt war unklar. Erst seit wenigen Jahren rücken eigene Ressourcen in den Vordergrund, allerdings ohne dass regionale Akteure einbezogen sind. Doch die soziale Stabilität ist sehr wichtig in dieser Region. Immerhin ist Kasachstan das einzige zentralasiatische Land, das bislang von bürgerkriegsartigen Konflikten verschont geblieben ist. Ein weites Feld also für die angehenden Stadt- und Regionalplaner.

pp

Vortrag
"Aktau am Kaspischen Meer: Transformationen einer sowjetischen Idealstadt der Moderne", Birgit Schlieps
30. Mai, 20.15 Uhr, Architekturgebäude, Hörsaal A 053, Eintritt frei
Ein Vortrag der Reihe "STADTUMBAU anderswo" des Schinkel-Zentrums für Architektur, Stadtforschung und Denkmalpflege der TU Berlin

 

Kasachstan schaut nach Westeuropa

 
  Byrganym Aitimova an der TU Berlin
Foto: TU Berlin/ABZ

Kasachstan ist etwa siebenmal so groß wie Deutschland, hat 15 Millionen Einwohner aus 130 verschiedenen Völkern. Das riesige Land ist reich an Rohstoffen, die zukünftig nicht mehr exportiert, sondern im Land verarbeitet werden sollen. Dazu braucht es gut ausgebildete Spezialisten. Seit 2005 räumt Kasachstan der Bildungspolitik Priorität ein.

Im April 2005 besuchte daher Byrganym Aitimova, die Ministerin für Bildung und Wissenschaft der Republik Kasachstan, die TU Berlin, um mit Präsident Kurt Kutzler Möglichkeiten zur Entsendung von Masterstudierenden und Doktoranden nach Berlin zu besprechen. Nur sehr gut qualifizierte Studierende, die auch sprachlich entsprechend vorbereitet wurden, kommen dafür infrage.

Inzwischen unterzeichneten der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) und die kasachische Bildungsministerin eine Absichtserklärung über die Erweiterung ihrer Zusammenarbeit. Konkret liegt bereits ein Konzept vor zur Ausbildung von 150 kasachischen Studierenden an deutschen Hochschulen, in die die kasachische Regierung rund sechs Millionen Euro investieren will. Besonders interessiert sind die Kasachen an der weltweit renommierten Ausbildung deutscher Ingenieure und wollen sowohl Master- als auch Bachelorstudierende sowie Doktoranden schicken.

tui

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