Von der Stadtwüste zur blühenden Hafenmetropole
Stadtraumplanung für Halbinsel in Kasachstan
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Aktau, auf einer Halbinsel
am Kaspischen Meer gelegen, bietet gute Voraussetzungen für
eine Hafenstadt
Foto: privat |
Eine wechselvolle Geschichte hat die junge westkasachische Stadt
Aktau hinter sich. Sie zählt heute 150000 Einwohner und wird
von ihnen als Tor zur Welt betrachtet. Doch sie trägt schwer
an den Narben, die das zusammengebrochene Sowjetreich hinterlassen
hat, das einst ein hochgeheimes Nuklearzentrum in dem Wüstenort
etablieren wollte. Studierende der Stadt- und Regionalplanung haben
sich mit der Transformation der sowjetischen Planstadt zur modernen
Hafenstadt und zum kasachischen Erdölzentrum am Kaspischen
Meer beschäftigt. Ende Mai tragen sie ihre Planungsergebnisse
auf einer internationalen Konferenz in Almaty vor, begleitet von
einer deutschen Wirtschaftsdelegation.
Von Juni bis September 2004 waren sechs Studierende auf Einladung
der University of Aktau in Kasachstan, dokumentierten die bauliche
Beschaffenheit des Wohnbestandes, untersuchten die vorhandene Infrastruktur
und die Hinterlassenschaften der aufgegebenen Atomindustrie. Was
sie an Ergebnissen mitbrachten, floss sofort in städtebauliche
Konzepte. In Berlin wurden diese bereits vorgestellt.
"Wir haben die Ideen natürlich nicht von heute auf morgen
entwickeln können", erzählt Dipl.-Ing. Asad Mahrad
vom Institut
für Stadt- und Regionalplanung, der das Projekt leitet.
"Seit 2003 konnten wir über das Programm Go east'
und über institutsabhängige Stipendien zwanzig Studierende
nach Kasachstan schicken, um vor Ort Studien zu treiben."
Die kasachische Seite ist sehr interessiert an den Ergebnissen.
Sie bietet den Studierenden, für die DAAD-Stipendien
eingeworben werden konnten, auch exzellente Russischkurse an.
Viele Faktoren müssen bei der Planung in diesem Gebiet beachtet
werden. Die junge Stadt Aktau, ehemals Sewtschenko, verdankt ihre
Entstehung den reichen Öl-, Gas- und Uranerzvorkommen. In den
1960er-Jahren entstand unter Führung des Moskauer Ministeriums
für Nukleartechnik ein territorialer Produktionskomplex auf
der Halbinsel Mangyschlak. In diesem Wüstenklima wurde der
weltweit erste "schnelle Brüter" realisiert. Mit
dem Zusammenbruch der Sowjetunion ging jedoch die privilegierte
Stellung der Region verloren. Mit der Unabhängigkeit in den
1990er-Jahren war der überalterte Reaktor vom Netz genommen
worden, viele Fachkräfte kehrten der Stadt den Rücken,
und die Perspektive der Stadt war unklar. Erst seit wenigen Jahren
rücken eigene Ressourcen in den Vordergrund, allerdings ohne
dass regionale Akteure einbezogen sind. Doch die soziale Stabilität
ist sehr wichtig in dieser Region. Immerhin ist Kasachstan das einzige
zentralasiatische Land, das bislang von bürgerkriegsartigen
Konflikten verschont geblieben ist. Ein weites Feld also für
die angehenden Stadt- und Regionalplaner.
pp
Vortrag
"Aktau am Kaspischen Meer: Transformationen einer sowjetischen
Idealstadt der Moderne", Birgit Schlieps
30. Mai, 20.15 Uhr, Architekturgebäude, Hörsaal A 053,
Eintritt frei
Ein Vortrag der Reihe "STADTUMBAU anderswo" des Schinkel-Zentrums für Architektur, Stadtforschung und Denkmalpflege der TU
Berlin
Kasachstan schaut nach Westeuropa
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Byrganym
Aitimova an der TU Berlin
Foto: TU Berlin/ABZ |
Kasachstan ist etwa siebenmal so groß wie Deutschland,
hat 15 Millionen Einwohner aus 130 verschiedenen Völkern.
Das riesige Land ist reich an Rohstoffen, die zukünftig
nicht mehr exportiert, sondern im Land verarbeitet werden
sollen. Dazu braucht es gut ausgebildete Spezialisten. Seit
2005 räumt Kasachstan der Bildungspolitik Priorität
ein.
Im April 2005 besuchte daher Byrganym Aitimova, die Ministerin
für Bildung und Wissenschaft der Republik Kasachstan,
die TU Berlin, um mit Präsident Kurt Kutzler Möglichkeiten
zur Entsendung von Masterstudierenden und Doktoranden nach
Berlin zu besprechen. Nur sehr gut qualifizierte Studierende,
die auch sprachlich entsprechend vorbereitet wurden, kommen
dafür infrage.
Inzwischen unterzeichneten der Deutsche
Akademische Austauschdienst (DAAD) und die kasachische
Bildungsministerin eine Absichtserklärung über die
Erweiterung ihrer Zusammenarbeit. Konkret liegt bereits ein
Konzept vor zur Ausbildung von 150 kasachischen Studierenden
an deutschen Hochschulen, in die die kasachische Regierung
rund sechs Millionen Euro investieren will. Besonders interessiert
sind die Kasachen an der weltweit renommierten Ausbildung
deutscher Ingenieure und wollen sowohl Master- als auch Bachelorstudierende
sowie Doktoranden schicken.
tui
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