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Mai 2005
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Neue Perspektiven für Problemkiez

Architekturstudierende planen die Sanierung der High-Deck-Siedlung

Die Neuköllner High-Deck-Siedlung, Paradeprojekt der 1970er-Jahre, wird zunehmend zum Sanierungsfall
Foto: Quartiersmanagement High-Deck-Siedlung, Weeber + Partner

Vor 30 Jahren ein weithin beachtetes Modellvorhaben, heute ein Problemfall: Die "High-Deck-Siedlung" am südlichen Ende der Neuköllner Sonnenallee, Quartier für 5500 Menschen, ein Viertel Migranten, die Hälfte abhängig von Arbeitslosengeld und Sozialhilfe. Dächer, Fassaden, Fenster rotten vor sich hin, energietechnisch ein Desaster. Eine harte Nuss, die 29 Studierende des weiterbildenden Masterstudiengangs "Real Estate Management" (REM) knacken wollen. Ihre Konzepte für die technische und städtebauliche Sanierung der Siedlung sollen nicht nur ideenreich, sondern auch finanzierbar sein.

"Die REM-Studenten sind keine realitätsfernen Träumer", erklärt Rudolf Schäfer, Architektur-Professor und Studiendekan des postgradualen Masterstudiengangs. "Sie sind bereits diplomiert und haben mindestens zwei Jahre Berufserfahrung als Stadt- und Regionalplaner, Architekten, Bauingenieure, Betriebs- und Volkswirte, als Juristen oder Verwaltungsleute."

Der Sinn für Realitäten ist auch nötig, um das ehemals gepriesene, über zwei Ebenen angelegte und durch 100 Brücken sowie ein ausgeklügeltes Fußwegsystem verbundene Wohnquartier wieder auf Vordermann zu bringen.

Mitte der Neunzigerjahre verschlechterte sich die Situation im Kiez. Die Konflikte häuften sich, Unsauberkeit machte sich breit, es fehlte an Freizeitangeboten für Kinder und Jugendliche, die Besserverdienenden zogen weg. Seit 1999 bemüht sich das Quartiersmanagement mit Nachbarschaftstreffs, Computerkursen, Spielplatzgestaltung oder gemeinsamen Renovierungsaktionen mit den Anwohnern um Schadensbegrenzung.

Doch damit allein ist es nicht getan: "High-Deck" ist kein Einzelfall. Nach den Plattensiedlungen in den neuen Bundesländern werden zunehmend westdeutsche Großsiedlungen zu Sanierungsfällen. Sie müssen nicht nur instand gesetzt werden, es geht auch um Veränderungen der Funktions- und Nutzungsmischung. "Neben den technischen, architektonischen und finanziellen Aspekten sind also soziale Gesichtspunkte zu berücksichtigen", sagt Rudolf Schäfer. "Der Erfolg der Lösungsvorschläge hängt wesentlich davon ab, ob die Bewohner bereit sind mitzuwirken."

Dass die REM-Studierenden auch für diesen Härtefall brauchbare Strategien entwickeln, daran zweifelt der Professor nicht: "Unsere Vorgänger-Projekte waren sehr erfolgreich. Sie erdachten zum Beispiel Perspektiven für das ehemalige BEWAG-Kraftwerk Charlottenburg-Nord oder für das Gelände des denkmalgeschützten ehemaligen Paketbahnhofs am Gleisdreieck."

Der vierte Real-Estate-Management-Jahrgang an der TU Berlin startet im Oktober 2005. 30 Studierende werden zugelassen.

Patricia Pätzold

www.a.tu-berlin.de/rem

 

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