Orte des Chaos oder der Zivilisation?
Die Metropolenforschung der TU Berlin will Politiker beraten
Um Fragen der Zukunft von MegaCities geht es in dem interdisziplinären
Transatlantischen Kolleg "Berlin - New York. Geschichte und
Kultur der Metropolen im 20. Jahrhundert". Erstmals hat die
Deutsche Forschungsgemeinschaft
ein solches Transatlantisches Kolleg in Berlin eingerichtet. Neben
der TU Berlin sind auch die New Yorker Columbia
University und die New
York University sowie die Freie
Universität und die Humboldt-Universität
daran beteiligt. Die Themen, mit denen sich 16 Nachwuchsforscher
aus sieben verschiedenen Fachdisziplinen und fünf Nationen
beschäftigen, sind zum Beispiel die Entstehung kreativer Milieus,
das veränderte Selbstverständnis von Musliminnen unterschiedlicher
Generationen in Berlin oder die Wiederentdeckung der historischen
Stadt.
Das Graduiertenkolleg ist Kern des jüngst an der TU Berlin
gegründeten Zentrums für Metropolenforschung. "Dieses
Zentrum wird Berlins Politikern das Wissen zur Lösung konkreter
Stadtprobleme liefern", sagt Professor Heinz Reif, Leiter des
Zentrums sowie des Kollegs.
So beschäftigt sich Professor Adrian von Buttlar vom Institut
für Geschichte und Kunstgeschichte mit der Frage, wie Großstädte
nationale und regionale Identität stiften können, indem
historische Bauwerke bewahrt werden. Er betrachtet das vor dem Hintergrund
der Globalisierung und der damit einhergehenden Gefahr, dass Lebensräume
austauschbar werden. "Bei der Rekonstruktion geht es sogar
um die Frage, welcher Vergangenheit möchten wir uns für
welche Zukunft erinnern." So soll unter seiner Leitung untersucht
werden, ob und wie sich Denkmalpflege in New York unter dem Druck
wirtschaftlicher Effizienz von der in Berlin unterscheidet. Wie
schwierig das ist, zeigen die vielen Debatten, die in den vergangenen
Jahren in Berlin geführt wurden: etwa um den Wiederaufbau des
Schlosses, Wolkenkratzer oder Berlins Traufhöhe.
Auch die Verkehrsplanung ist ein brisantes Thema. Stadtforscherin
Deike Peters widmet ihre Arbeit im Transatlantischen Graduiertenkolleg
den Anforderungen an urbane Mobilität in Großstädten.
"Spätestens seit den 80er-Jahren setzte eine Abkehr vom
Leitbild der autogerechten Stadt ein", sagt Deike Peters. Die
aktuelle Frage ist aber längst nicht mehr öffentlicher
Verkehr kontra Auto, sondern wie die unterschiedlichen Verkehrssysteme
in einer Stadt so miteinander vernetzt werden, dass bei höchstmöglicher
Mobilität Lärm und Smog minimiert werden.
Sybille Nitsche
www.stadtgeschichte.tu-berlin.de/projekte/graduiertenkolleg/graduiertenkolleg.htm
Verkehr der Metropolen
Vom 11.-15. Mai ist Berlin Gastgeberin der 8. Weltkonferenz
"Metropolis". In diesem Netzwerk von 80 internationalen
Haupt- und Großstädten tauschen diese Erfahrungen
aus und arbeiten international zu aktuellen Problemen zusammen.
Im Auftrag einer der Kommissionen erstellte das Fachgebiet
Integrierte Verkehrsplanung der TU Berlin eine Studie zu sozialen
Fragen, Finanzierung, Umweltwirkung und Planung urbaner Mobilität.
Sie wird auf dem Kongress vorgestellt.
tui
www.verkehrsplanung.tu-berlin.de
www.metropolis2005.org
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