Signale vom Gelben Fluss
TU Berlin und Jiao-Tong-Universität eröffneten in
Shanghai ein gemeinsames Software-Institut
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Günter Hommel beim Festakt
in Shanghai
Foto: privat |
Intelligente Kleidung soll Biodaten messen, auf körperliche
Probleme aufmerksam machen und Gesundheitsempfehlungen geben: Mitte
März gründeten die TU Berlin und die Jiao-Tong-Universität
in Shanghai ein gemeinsames deutsch-chinesisches Software-Institut,
um diese und andere Probleme aus der Informations- und Kommunikationstechnologie
zu lösen. Doch nicht nur Wissenschaft wird ausgetauscht, sondern
auch Studierende. Erster Direktor des Instituts ist TU-Professor
Dr.-Ing. Günter Hommel.
"Für Deutschland ist es sehr wichtig, auf dem unerhört
wachsenden chinesischen Bildungs- und Wirtschaftsmarkt eine Rolle
zu spielen", erklärt der Informatiker Günter Hommel
das Engagement in China. Beinahe noch größer ist das
Interesse Chinas, an das westliche Know-how durch den Austausch
von Studierenden, Wissenschaftlern und so genannten High Potentials
aus der Wirtschaft anzuknüpfen. Und die Chinesen zeigten sich
dabei großzügig: Das neue Software-Institut ist auf dem
Campus am Gelben Fluss in einem nagelneuen, modern ausgestatteten
Gebäude untergebracht, in dem die Projekte zukünftig angesiedelt
sein werden. Finanziert werden die Projekte durch Drittmittel.
"TU Berlin - Shanghai JTU Research Lab for Information and
Communication Technology" heißt das neue Software-Institut
mit vollem Namen. Es wird die Kompetenzen von Wissenschaft und Wirtschaft
in beiden Ländern bündeln. Zur Eröffnung trafen sich
rund ein Dutzend TU-Professoren aus informationstechnologischen
Fachgebieten mit ihren chinesischen Kollegen, um über gemeinschaftliche
Projekte und den wissenschaftlichen Austausch zu beraten. In dem
ersten Kooperationsprojekt, in dem Biodaten bis hin zu Hirnströmen
analysiert werden sollen, arbeiten das DAI-Labor
der TU Berlin unter Leitung von Prof. Dr. Sahin Albayrak und die
Deutsche Telekom
AG mit ihren chinesischen Partnern zusammen.
Der gegenseitige Nutzen ist erheblich. Immer mehr deutsche Unternehmen
strecken ihre Fühler nach dem Reich der Mitte aus. Sie brauchen
langfristig Führungskräfte, die sich mit den Gepflogenheiten
in beiden Kulturen auskennen. So ist es nicht nur der wissenschaftliche
Gewinn, der die Kooperation interessant macht: Seit zwei Jahren
existiert im TU-Studiengang Informatik das erste Doppeldiplom-Abkommen,
das China mit einer deutschen Universität abschloss. Zwei Jahre
lang können Chinesen in Berlin studieren oder Deutsche in Shanghai,
um anschließend ein Diplom von beiden Universitäten zu
erwerben. Anlässlich der Eröffnung des "Research-Lab"
wurde das Abkommen nun auch auf die Fächer Technische Informatik
und Elektrotechnik der TU Berlin erweitert. "Außerdem
können wir ab sofort jährlich zusätzlich zehn Studierende
für jeweils ein bis zwei Semester an die Jiao-Tong-Universität
nach China schicken", erzählt Günter Hommel, der
engen Kontakt zu den ersten mittlerweile zehn deutschen Studierenden
in China hält. "Auch die ersten Chinesen sind bereits
in Berlin eingetroffen."
Die Hochachtung der Chinesen für die deutschen Partner wurde
bei der feierlichen Eröffnung deutlich: Günter Hommel
wurde zum "Advisory Professor" der chinesischen Universität
ernannt, eine Ehre, die hierzulande einer Ehrendoktorwürde
entspricht. Schließlich war er es, der durch sein über
zwanzigjähriges Engagement in Shanghai der Gründung den
Weg bereitete.
Patricia Pätzold
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