Wie sich die Universität wandelt
Oder: Was ist eigentlich der Bologna-Prozess?
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Bei schönem Wetter nutzen
die Studierenden auch den Platz vor dem TU-Hauptgebäude
zur Muße, zu Diskussionen und zum Wissensaustausch
Foto: TU-Pressestelle |
Bachelor, Master, Modularisierung, Bologna-Prozess. Wenn man
dieser Tage neu an der Uni ist, kann einem schon der Kopf schwirren.
Nicht nur von dem vielen neuen Fachwissen, das man bislang noch
aus sicherer Entfernung betrachtet. Auch eine neue, undurchdringlich
scheinende Begriffswelt deutet darauf hin, dass ein großer
Wandel im Gange ist. Die Universität, wie sie noch die Eltern
kannten, hat sich verändert.
Angefangen hatte alles vor sechs Jahren im italienischen Bologna.
29 Bildungsminister aus Europa diskutierten, wie man einen gemeinsamen
europäischen Hochschulraum schaffen könne. Sie wollten
überlange Studienzeiten abbauen und vor allem das Studium über
Grenzen hinweg erleichtern, der jungen Generation die Tore zur Internationalität
öffnen. Sie unterzeichneten die "Bologna-Erklärung",
das Versprechen, bis zum Jahr 2010 in allen Staaten ein vergleichbares
Studiensystem, gestuft in zwei Phasen, eingerichtet zu haben. Nach
weiteren "Gipfeltreffen" sind nun nahezu alle europäischen
Staaten dabei, insgesamt 45.
Deutschland ist inzwischen recht weit vorangeschritten in diesem
Prozess. Im Sommersemester 2005 boten die deutschen Hochschulen
rund 2900 Bachelor- und Masterstudiengänge an, etwa 27 Prozent
des gesamten Studienangebots in Deutschland.
Doch die Umstellung bleibt nicht ohne Probleme. Die vorhandenen
Studiengänge müssen zunächst "modularisiert"
werden. Das heißt, sie werden abgespeckt und gleichzeitig
mit neuen, aufeinander abgestimmten Bausteinen gefüllt und
zu Modulen zusammengefasst. Schließlich soll der erste Abschluss,
der Bachelor, bereits für den Beruf qualifizieren. Mehrere
Module bilden einen Studiengang. Außerdem sollen die Module
auch an ausländischen Universitäten anerkannt werden.
Damit ist eine Hauptforderung aus Bologna erfüllt: Studierende
werden international beweglicher und können ihren Horizont
auch im Ausland erweitern, ohne mit einer großen Verlängerung
der Studienzeit rechnen zu müssen. Die TU Berlin bietet inzwischen
zehn Bachelorstudiengänge an, Modularisierungskonzepte liegen
bereits für die Hälfte aller Studiengänge vor.
Die ersten Bachelors der Elektrotechnik stehen kurz vor ihrem Abschluss.
Gleichzeitig engagiert sich die TU Berlin in der TU9-Gruppe.
Führende deutsche technische Universitäten setzen sich
darin dafür ein, den Master als Regelabschluss für Ingenieurstudiengänge
durchzusetzen, damit er dem Niveau des weltweit anerkannten deutschen
Markenzeichens "Dipl.-Ing." entspricht.
Patricia Pätzold
www.hrk-bologna.de
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