Mit Delfinen vor Tsunamis warnen
TU-Wissenschaftler entwickeln drahtlose Übertragungstechnik
für Messstationen in der Tiefsee
|
Von Delfinen lernen die Wissenschaftler,
wie sich elektronische Daten störungsfrei bis zu zwei Kilometer
weit im Meer verbreiten lassen
Foto: TU Berlin/Kebkal |
Bilder vom Meeresgrund, Messdaten für Tsunami-Warnsysteme
oder seismische Fühler für Seebeben: Um solche Informationen
möglichst schnell und störfrei an die Meeresoberfläche
zu leiten, können Wissenschaftler von Delfinen lernen. Einem
Team der TU Berlin um den ukrainischen Forscher Dr. Konstantin Kebkal
ist es gelungen, die von den Meeressäugern genutzte komplexe
Kommunikation in technische Systeme umzusetzen.
Damit wird es möglich, auch große Datenmengen wie beispielsweise
für Videosequenzen kabellos aus der Tiefe zu übertragen.
"Aus Beobachtungen und Experimenten am Schwarzen Meer wissen
wir, dass die Delfine in der Lage sind, ihre Informationen im Ultraschallbereich
komplex zu modulieren", erläutert Dr. Konstantin Kebkal.
"Sie können ihre Frequenzbänder spreizen und die
Signale derart modulieren, dass Störungen ausgeschaltet werden.
Delfine können zum Beispiel erkennen, ob sie ein Signal direkt
oder nur auf Umwegen erreicht, etwa durch Reflexion an Klippen oder
dem Meeresgrund." Aufbauend auf diesen Erkenntnissen entwickelten
die Berliner Forscher ein Übertragungsmodem, mit dem sich elektronische
Daten bis zu zwei Kilometer weit im Meer verbreiten lassen. "Ein
industriereifer Prototyp existiert bereits", bestätigt
Konstantin Kebkal, der die fünfköpfige Arbeitsgruppe bei
den TU-Bionikern leitet. "Unsere Tests unter den akustischen
Bedingungen der Ostseeküste und in der Nordsee haben erwiesen,
dass es allen anderen technischen Systemen deutlich überlegen
ist. Derzeit arbeiten wir an einem zweiten Modem, das noch robuster
sein wird und Distanzen zwischen sechs und acht Kilometern überbrücken
kann." Damit wären auch große Teile der Tiefseegräben
direkt erreichbar, deren seismische und vulkanische Aktivität
immer wieder die gefürchteten Tsunamis heraufbeschwört.
"Will man in den instabilen Zonen ein effektives Frühwarnsystem
installieren, ist es nicht damit getan, Messsonden in den Meeresboden
zu versenken", sagt Konstantin Kebkal. "Entscheidend wird
sein, die Daten schnell und zuverlässig nach oben zu den Informationszentralen
zu leiten."
Das BMBF unterstützt
das Projekt innerhalb des Bionik-Wettbewerbs mit 200000 Euro.
hs
|
|