Wie Physiker das Chaos im Gehirn ordnen
Neue Konzepte der Nichtlinearen Dynamik werden auf Bio- und
Nanosysteme angewendet
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Selbstorganisierte
Muster bei einer Gasentladung. Ausstellungstück zur TU-Tagung
"Dynamics Days"
Foto: TU-Pressestelle |
Das Netzwerk der Nervenzellen im Gehirn, der Neuronen, weist ein
subtiles Wechselspiel von Chaos und selbstorganisierter Ordnung
auf. Krankheiten wie Parkinson oder Tremor zeugen von deren gestörtem
Verhalten, zum Beispiel von gleichzeitigem, synchronisiertem Feuern
elektrischer Impulse der Neuronen. Die Physik entwickelt im Rahmen
der Nichtlinearen Dynamik neuartige Konzepte, um dieses Chaos in
Bio- oder Nanosystemen zu kontrollieren. Vorgestellt wurde ein solches
Konzept für die Hirnforschung auf dem internationalen Kongress
"XXV Dynamics Days Europe" Ende Juli an der TU Berlin
von Erwin-Schrödinger-Preisträger Professor Peter Tass
aus Jülich. Diese wichtigste europäische Tagung auf dem
interdisziplinären Gebiet der Nichtlinearen Dynamik fand unter
der Leitung von TU-Professor Eckehard Schöll vom Institut
für Theoretische Physik statt und versammelte 350 Wissenschaftler
aus 37 Ländern. Aktuelle Forschungsergebnisse mit Anwendungen
in Physik, Mathematik, Lebens- und Ingenieurwissenschaften wurden
dort präsentiert. Während man in der Hirnmedizin traditionell
versucht, durch massive Eingriffe von außen - elektrische
oder magnetische Impulse hoher Intensität - die Krankheit zu
bekämpfen, gehen die Physiker anders vor. Die neu entwickelten
Methoden der Nichtlinearen Dynamik versuchen durch interne Rückkopplungsschleifen,
das unerwünschte Verhalten der Neuronen zu unterdrücken,
und bieten dadurch eine wesentlich schonendere Behandlungsmöglichkeit.
Die Kontrolle durch Rückkopplung kann auch auf elektronische
Schaltkreise oder optoelektronische Bauelemente angewendet werden,
um zum Beispiel stabilere Laserstrahlung oder elektronische Schwingungen
zu bewirken. Nichtlineare Nano-Bauelemente von nur wenigen Nanometern
(Millionstelmillimetern) Durchmesser werden weltweit intensiv für
technische Anwendungen erforscht. Die nichtlineare Dynamik zeigt
darüber hinaus, dass universelle Gesetze und Eigenschaften
unabhängig von den speziellen Materialeigenschaften gelten.
pp
http://wwwnlds.physik.tu-berlin.de/ddays05
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