10/05
Oktober 2005
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Was die TU Berlin in die Waagschale wirft

Katalysatoren maßschneidern

Die Umwelt schonen und Energie sparen, das erwartet die Gesellschaft von der modernen Chemie. Kraftstoffe für Autos oder Flugzeuge sollen möglichst schadstoffarm verbrannt werden, Wirkstoffe wie Antibiotika müssen immer feiner auf ihr Einsatzgebiet im menschlichen Körper abgestimmt werden. Die Schlüsselstellung dieser Forschung nehmen dabei Katalysatoren ein, denn sie ermöglichen die zielgerichtete Durchführung chemischer Reaktionen mit dem geringsten möglichen Energie- und Materialaufwand. Als Katalysatoren dienen heute neue, maßgeschneiderte Moleküle und Materialien unterschiedlicher Größe. Im Forschungscluster synthetisieren und charakterisieren aber nicht nur die Chemiker die Katalysatoren. Man bedient sich auch bewährter Methoden der Natur. Mikroorganismen steuern chemische Reaktionen mithilfe von Enzymen, deren Funktionen im Laufe der Evolution optimiert wurden, so genannte Biokatalysatoren. Drei große Bereiche werden so in diesem Konzept verknüpft: Die Entwicklung und Erforschung von Katalysatoren erfolgt sowohl durch die klassische Chemie als auch durch die Bio- und Materialwissenschaften. Die Umsetzung der Ergebnisse in industrielle Anwendungen bearbeiten Ingenieure aus verschiedenen Fachrichtungen. Der Forschungscluster kombiniert damit eine einzigartige naturwissenschaftliche Expertise mit modernen Methoden der Ingenieurwissenschaften, durch deren Zusammenarbeit erhebliche Synergien für die Entwicklung neuer katalytischer Prozesse erwartet werden.

Die Wissenschaftler wollen ihre Ergebnisse den möglichen Anwendern in Demonstrationsprojekten, so genannten Mini-Plants, vorstellen, die die technische und wirtschaftliche Tragfähigkeit der neu entwickelten Verfahren aufzeigen. Mit diesem Forschungskonzept gehen die Naturwissenschaftler und Ingenieure der TU Berlin zusammen mit kompetenten Wissenschaftlern anderer Berliner Forschungseinrichtungen in den Exzellenzwettbewerb der DFG.

Exzellenzcluster Unifying Concepts in Catalysis
Sprecher: Prof. Dr. Matthias Drieß


Höher, schneller, leiser

Alles fließt - oder alles strömt. Besonders für Flugzeuge, Autos und andere Verkehrsträger spielt die Strömungsphysik eine zentrale Rolle. Eine Luftströmung kann den Auftrieb eines Flugzeugs liefern - aber auch den Energie fressenden Strömungswiderstand. Schnelle Strömungen sind oft laut: startende Flugzeuge, das Wummern strömungstechnisch schlecht konstruierter Autoschiebedächer oder das laute Fahrgeräusch eines Zuges. Solch unerwünschter Strömungslärm gerät zunehmend in die Diskussion über zukünftige Verkehrssysteme.

Da eine Strömung immer ihren eigenen naturwissenschaftlichen Gesetzen folgt und nicht den Wünschen der Ingenieure, kann es bei einer Überlastung des Strömungsprozesses zu unerwünschten Effekten kommen, zum Beispiel zu einem Strömungsabriss. Bei einem Flugzeugtragflügel könnte dies zu einem dramatischen Einbruch des Auftriebs führen, abgesehen von dem Lärm, den abgelöste Strömungen verursachen können.

Seit einigen Jahren beschäftigt sich an der TU Berlin der Sonderforschungsbereich 557, "Beeinflussung komplexer turbulenter Scherströmungen", genau mit diesen Phänomenen. Strömungsmechaniker und Aerodynamiker, Akustiker, Regelungstechniker, Mathematiker und Sensorikexperten arbeiten experimentell und theoretisch daran, die unerwünschten Effekte zu verhindern. Sie greifen mit verschiedensten Maßnahmen gezielt in die dynamischen Eigenschaften der Strömung ein, um zum Beispiel eine Ablösung oder den Lärm auszuschalten.

Der Sonderforschungsbereich hat hier auch international schon Bahnbrechendes geleistet, nicht zuletzt aufgrund seiner interdisziplinären Vernetzung wie der Verbindung von Strömungsphysik und Regelungstechnik. Angestrebt ist die Bündelung von Aktivitäten von mehr als 100 Berliner, deutschen und internationalen Forschern zu einer Großforschungsplattform, aufbauend auf der breiten Kompetenz des SFB 557 der TU Berlin.

Exzellenzcluster Flow and noise control for future transportation systems
Sprecher: Prof. Dr.-Ing. Rudibert King


Systeme, die sich selbst heilen

Kommunikation spielt für die Gesellschaft eine ähnliche Rolle wie das Nervensystem für den Menschen. Ziel des H-C3 ist es, an einem neuen Paradigma der Kommunikation zu arbeiten. Heute greift der Mensch auf bereits erstellte Formen (Dokumente, Sprach- oder Videoaufnahmen) der Information zu. In der Zukunft sollten ihm stets ortsabhängige, personen- und aufgabenorientierte Inhalte zur Verfügung gestellt werden, und zwar in einer Form, die den gerade vorhandenen Endgeräten angepasst ist. Die nötigen Inhalte sollten automatisch erfasst werden. Intuitive Bedienbarkeit ist dabei fundamental: Um heute mit einem Freund Kontakt aufzunehmen, muss man sich erst für die Form der Information (zum Beispiel Telefonat oder E-Mail oder Info im Sekretariat) entscheiden und dann alle "Adressen", beispielsweise mehrere Telefonnummern, mühselig abklappern. In der Zukunft würde man einfach sagen: Günther, melde dich dringend - DER Günther wird schon erreicht werden! Intuitive Bedienbarkeit, aber auch Sicherheit der Daten muss gewährleistet werden.

Das zukünftige System muss die Kontinuität der Versorgung, auch bei Katastrophen oder böswilligen Angriffen, sicherstellen, doch gleichzeitig gesetzliche Bestimmungen sowie Datenschutzaspekte berücksichtigen. Es muss daher "selbstkonfigurierend" und selbstheilend sein. Die technischen Aspekte werden durch zahlreiche Fachgebiete der Elektrotechnik und Informatik, unterstützt durch Physik und Mathematik, abgedeckt. Ökonomen, ein Soziologe und ein Mediengestalter von der Universität der Künste ergänzen das Team.

Viele der Beteiligten wurden gemeinsam mit zehn außeruniversitären Forschungsinstituten berufen - diese Institute bilden eine bedeutende Komponente des Clusters H-C3: Eine enge Kooperation mit der Industrieforschung - symbolisiert durch die kürzlich an der TU Berlin eröffneten Telekom Laboratories mit vier Stiftungsprofessuren- ergänzt das Bild.

Exzellenzcluster Human Centric Commmunication Cluster (H-C3)
Sprecher: Prof. Dr.-Ing. Adam Wolisz


Megastädte und Mathematik der Welt

Großstadtregionen in aller Welt wandeln sich derzeit dramatisch. Die Mega-Cities der Dritten Welt explodieren, während die europäischen Städte aufgrund der demographischen Situation schrumpfen. Die Vereinten Nationen haben dieses als Schlüsselproblem der globalen Entwicklung definiert und die Suche nach Lösungen zu einem Teil der so genannten Milleniumsziele erklärt. 40 Fachgebiete aus fünf Fakultäten und 12 Studiengänge der TU Berlin werden an der "Berlin Graduate School for Sustainable Built Environment and Urban Development" beteiligt. Sie baut auf dem vorhandenen breiten, interdisziplinären Potenzial bau- und raumwissenschaftlicher Fachgebiete der TU Berlin auf, um die Zahl hervorragender, insbesondere internationaler Doktoranden zu steigern, die Forschung zu intensivieren und ein international attraktives Exzellenzzentrum für die Diskussion über die Zukunft der Stadtregionen zu bilden.

In der "Berlin Mathematical School" (BMS) sind die drei großen Berliner Universitäten vereint. Hier soll exzellenten Studierenden aus aller Welt das kombinierte Potenzial der international ausgewiesenen Mathematik geboten werden: Eine Kursphase führt mit anspruchsvollen, von den Instituten koordinierten Vorlesungen in zwei Jahren vom Bachelor oder einem äquivalenten Abschluss zum "Qualifying Exam" und damit zur Promotionszulassung. Unter den international anerkannten Professoren sind vier Leibnizpreisträger. Die Promotionsphase führt innerhalb von zwei bis drei Jahren zur Promotion, zum Beispiel in einem der Berliner Mathematik-Graduiertenkollegs. Die BMS baut auf einem starken Netz von Forschung und Zusammenarbeit der Berliner Mathematik auf. So können die BMS-Studierenden Projekte im DFG-Forschungszentrum MATHEON "Mathematik für Schlüsseltechnologien" bearbeiten oder am Sonderforschungsbereich "Raum, Zeit, Materie" der HU Berlin.

Graduiertenschulen:
Berlin Graduate School for Sustainable Built Environment and Urban Development
Sprecher: Prof. Dr. Rudolf Schäfer
Berlin Mathematical School
Sprecher: Prof. Dr. Günter M. Ziegler

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