Das Temperament zum Gebärden
Die TU Berlin hält besondere Hilfen für hörgeschädigte
Studierende bereit
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Katharina Koch hält inzwischen
selbst Kurse in Deutscher Gebärdensprache
Foto: TU Berlin/Weiß |
Als Kleinkind konnte Katharina Koch immer schlechter hören,
in der Pubertät war sie nahezu gehörlos. Doch sie hat
gelernt, damit umzugehen, die Schule besucht und studiert jetzt
Technischen Umweltschutz an der TU Berlin. Sie hat sogar ein Auslandspraktikum
in Spanien absolviert. Nun engagiert sie sich in der Studienberatung
für Studierende mit Behinderungen, um anderen Gehörlosen
oder hörgeschädigten Kommilitonen Mut zu machen. Die TU-Studienberatung
bietet als einzige Studienberatung in Berlin eine Sprechstunde in
Deutscher Gebärdensprache an. Hier suchen auch gehörlose
Studierende anderer Universitäten manchmal Rat. Und Katharina
Koch hat, zusammen mit der TU-Beauftragten für Studierende
mit Behinderungen, Brigitte Lengert, noch mehr für ihre behinderten
Kommilitonen erreicht.
"Die Kurse in Gebärdensprache, die ich gebe, besuchen
überwiegend Hörende", freut sich die 26-jährige
Katharina Koch. "Die besondere Aufmerksamkeit, die man in der
TU Berlin den Gehörlosen schenkt, hat sich inzwischen herumgesprochen."
Die Nachfrage ist inzwischen - auch über die TU Berlin hinaus
- weitaus größer als das Angebot.
Mittlerweile studieren mindestens 15 Betroffene an der TU Berlin.
Um das Angebot bekannter zu machen, informierten Brigitte Lengert
und Katharina Koch auch auf den TU-Infotagen und pflegen einen regen
Austausch mit der Margarethe-von-Witzleben-Schule
für Hörbehinderte.
Katharina Koch hat für ihre Kommilitonen einen Chat im Internet
eingerichtet, um Hilfen und Auskünfte zu geben. "Wichtige
Fragen ranken sich natürlich darum, wo man Anträge nach
Dolmetschern oder nach einer Mitschriftkraft für die Lehrveranstaltungen
stellen kann."
Für Betroffene, die noch eine Resthörkraft haben, gibt
es inzwischen eine weitere technische Hilfe. Nach Tests mit freiwilligen
Probanden hat die TU Berlin 15 neue Geräte aus der Hörbehindertentechnik
angeschafft: Das sind störungsunempfindliche Sender und Empfänger,
die den Studierenden über die gesamte Zeit ihres Studiums zur
Verfügung gestellt werden. Der oder die Lehrende muss das Gerät
während der Vorlesung oder des Seminars umhängen, den
Empfänger trägt der oder die Studierende.
Auch über ihre Auslandserfahrung berichtet Katharina Koch
nun in ihrer Sprechstunde. Sie will andere Studierende motivieren,
es ihr gleichzutun. "Die US-Universitäten Gallaudet und
Rochester sind in der Gehörlosenwelt bekannt", sagt sie,
"doch eigentlich eignet sich jede Universität." Sie
selbst landete schließlich in Valencia. Dort hatte sie sich
in eigener Initiative ein Projektpraktikum besorgt. Ihre Hörbehinderung
erwähnte sie der Professorin gegenüber erst, als sie die
Zusage schon hatte. "Die Spanier haben ohnehin das Temperament
zum Gebärden, sodass man sie sogar nur über ihre Gebärden
verstehen kann", lacht Katharina, "doch die Zeit war ungeheuer
spannend und bereichernd, die Kollegen haben sich sehr bemüht
und dank der guten Vorbereitung hatte ich keine Probleme."
Patricia Pätzold
Katharina Koch ist im Chat mittwochs
und donnerstags von 14 bis 16 Uhr zu erreichen. ICQ-Nr. 213
901 664 |
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