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Oktober 2005
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Das Temperament zum Gebärden

Die TU Berlin hält besondere Hilfen für hörgeschädigte Studierende bereit

Katharina Koch hält inzwischen selbst Kurse in Deutscher Gebärdensprache
Foto: TU Berlin/Weiß

Als Kleinkind konnte Katharina Koch immer schlechter hören, in der Pubertät war sie nahezu gehörlos. Doch sie hat gelernt, damit umzugehen, die Schule besucht und studiert jetzt Technischen Umweltschutz an der TU Berlin. Sie hat sogar ein Auslandspraktikum in Spanien absolviert. Nun engagiert sie sich in der Studienberatung für Studierende mit Behinderungen, um anderen Gehörlosen oder hörgeschädigten Kommilitonen Mut zu machen. Die TU-Studienberatung bietet als einzige Studienberatung in Berlin eine Sprechstunde in Deutscher Gebärdensprache an. Hier suchen auch gehörlose Studierende anderer Universitäten manchmal Rat. Und Katharina Koch hat, zusammen mit der TU-Beauftragten für Studierende mit Behinderungen, Brigitte Lengert, noch mehr für ihre behinderten Kommilitonen erreicht.

"Die Kurse in Gebärdensprache, die ich gebe, besuchen überwiegend Hörende", freut sich die 26-jährige Katharina Koch. "Die besondere Aufmerksamkeit, die man in der TU Berlin den Gehörlosen schenkt, hat sich inzwischen herumgesprochen." Die Nachfrage ist inzwischen - auch über die TU Berlin hinaus - weitaus größer als das Angebot.

Mittlerweile studieren mindestens 15 Betroffene an der TU Berlin. Um das Angebot bekannter zu machen, informierten Brigitte Lengert und Katharina Koch auch auf den TU-Infotagen und pflegen einen regen Austausch mit der Margarethe-von-Witzleben-Schule für Hörbehinderte.

Katharina Koch hat für ihre Kommilitonen einen Chat im Internet eingerichtet, um Hilfen und Auskünfte zu geben. "Wichtige Fragen ranken sich natürlich darum, wo man Anträge nach Dolmetschern oder nach einer Mitschriftkraft für die Lehrveranstaltungen stellen kann."

Für Betroffene, die noch eine Resthörkraft haben, gibt es inzwischen eine weitere technische Hilfe. Nach Tests mit freiwilligen Probanden hat die TU Berlin 15 neue Geräte aus der Hörbehindertentechnik angeschafft: Das sind störungsunempfindliche Sender und Empfänger, die den Studierenden über die gesamte Zeit ihres Studiums zur Verfügung gestellt werden. Der oder die Lehrende muss das Gerät während der Vorlesung oder des Seminars umhängen, den Empfänger trägt der oder die Studierende.

Auch über ihre Auslandserfahrung berichtet Katharina Koch nun in ihrer Sprechstunde. Sie will andere Studierende motivieren, es ihr gleichzutun. "Die US-Universitäten Gallaudet und Rochester sind in der Gehörlosenwelt bekannt", sagt sie, "doch eigentlich eignet sich jede Universität." Sie selbst landete schließlich in Valencia. Dort hatte sie sich in eigener Initiative ein Projektpraktikum besorgt. Ihre Hörbehinderung erwähnte sie der Professorin gegenüber erst, als sie die Zusage schon hatte. "Die Spanier haben ohnehin das Temperament zum Gebärden, sodass man sie sogar nur über ihre Gebärden verstehen kann", lacht Katharina, "doch die Zeit war ungeheuer spannend und bereichernd, die Kollegen haben sich sehr bemüht und dank der guten Vorbereitung hatte ich keine Probleme."

Patricia Pätzold

Katharina Koch ist im Chat mittwochs und donnerstags von 14 bis 16 Uhr zu erreichen. ICQ-Nr. 213 901 664
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