Gefährliche Verordnungen
Schneller Informationsaustausch zwischen Ärzten, Apotheken
und Krankenhäusern mit elektronischer Gesundheitskarte
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Herbert Weber präsentiert
gemeinsam mit Gesundheitsministerin Ulla Schmidt die elektronische
Gesundheitskarte
Foto: privat |
In Deutschland sterben jedes Jahr rund 10000 Menschen, so schätzen
Experten, an unerwünschten Wirkungen von Arzneimitteln. Das
sind mehr Tote durch Arzneimittel als durch Unfälle im Straßenverkehr.
Der Grund: Ärzte wissen nicht immer, was andere Kollegen dem
Patienten bereits verordnet haben. Forscher der TU Berlin und des
Fraunhofer-Instituts
für Software- und Systemtechnik entwickelten die elektronische
Gesundheitskarte, die Ärzten, Apotheken, Kliniken und Krankenkassen
alle Informationen über verordnete Medikamente zugänglich
machen und so gefährliche Kontraindikationen vermeiden soll.
Der Prototyp mit ersten Arbeitsergebnissen wurde bereits an Gesundheitsministerin
Ulla Schmidt übergeben.
80 Millionen Versicherte werden in Deutschland von 123000 niedergelassenen
Ärzten, 65000 Zahnärzten, 22000 Apotheken, 2200 Kliniken
und rund 300 Krankenkassen betreut. Die Einführung der von
Forschern unter Leitung von TU-Professor und ISST-Chef Prof. Dr.
Herbert Weber entwickelten elektronischen Gesundheitskarte (eGK)
gilt in Deutschland als wegweisende Innovation, die der deutschen
IT-Industrie auch Perspektiven und Chancen im Ausland eröffnet.
Dabei geht es nicht nur um die Entwicklung der Lösungsarchitektur
der Karte. Um die letztlich angestrebte Vernetzung der Zielgruppe
aus Millionen Menschen und Institutionen zu erreichen, muss auch
eine entsprechende telematische Infrastruktur entwickelt werden.
Arzt, Apotheker oder Krankenhäuser müssen einander schließlich
auf verschiedenen Wegen Informationen übermitteln können.
Die eGK soll, sofern der Patient zustimmt, alle Anamnese- und Diagnosedaten
des Patienten jedem behandelnden Arzt zugänglich machen. Neben
den dramatischen Kontraindikationen können dadurch auch teure
Mehrfachuntersuchungen unterbleiben. Die Karte speichert sowohl
freiwillige als auch Pflichtangaben im Rahmen des 2003 verabschiedeten
Gesetzes zur Modernisierung der gesetzlichen Krankenversicherung.
Experten schätzen die möglichen Einsparungen auf über
80 Millionen Euro pro Jahr.
Für das Projekt wurden die 35 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
des Fraunhofer-Projektteams zeitweilig von bis zu 100 weiteren Mitarbeitern
aus Gesundheitsorganisationen und aus der Industrie sowie von einem
weiteren Projektteam im Bundesgesundheitsministerium unterstützt.
Nun stehen die Ergebnisse zur weiteren Verwendung zur Verfügung.
Patricia Pätzold
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