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Oktober 2005
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Gefährliche Verordnungen

Schneller Informationsaustausch zwischen Ärzten, Apotheken und Krankenhäusern mit elektronischer Gesundheitskarte

Herbert Weber präsentiert gemeinsam mit Gesundheitsministerin Ulla Schmidt die elektronische Gesundheitskarte
Foto: privat

In Deutschland sterben jedes Jahr rund 10000 Menschen, so schätzen Experten, an unerwünschten Wirkungen von Arzneimitteln. Das sind mehr Tote durch Arzneimittel als durch Unfälle im Straßenverkehr. Der Grund: Ärzte wissen nicht immer, was andere Kollegen dem Patienten bereits verordnet haben. Forscher der TU Berlin und des Fraunhofer-Instituts für Software- und Systemtechnik entwickelten die elektronische Gesundheitskarte, die Ärzten, Apotheken, Kliniken und Krankenkassen alle Informationen über verordnete Medikamente zugänglich machen und so gefährliche Kontraindikationen vermeiden soll. Der Prototyp mit ersten Arbeitsergebnissen wurde bereits an Gesundheitsministerin Ulla Schmidt übergeben.

80 Millionen Versicherte werden in Deutschland von 123000 niedergelassenen Ärzten, 65000 Zahnärzten, 22000 Apotheken, 2200 Kliniken und rund 300 Krankenkassen betreut. Die Einführung der von Forschern unter Leitung von TU-Professor und ISST-Chef Prof. Dr. Herbert Weber entwickelten elektronischen Gesundheitskarte (eGK) gilt in Deutschland als wegweisende Innovation, die der deutschen IT-Industrie auch Perspektiven und Chancen im Ausland eröffnet. Dabei geht es nicht nur um die Entwicklung der Lösungsarchitektur der Karte. Um die letztlich angestrebte Vernetzung der Zielgruppe aus Millionen Menschen und Institutionen zu erreichen, muss auch eine entsprechende telematische Infrastruktur entwickelt werden. Arzt, Apotheker oder Krankenhäuser müssen einander schließlich auf verschiedenen Wegen Informationen übermitteln können.

Die eGK soll, sofern der Patient zustimmt, alle Anamnese- und Diagnosedaten des Patienten jedem behandelnden Arzt zugänglich machen. Neben den dramatischen Kontraindikationen können dadurch auch teure Mehrfachuntersuchungen unterbleiben. Die Karte speichert sowohl freiwillige als auch Pflichtangaben im Rahmen des 2003 verabschiedeten Gesetzes zur Modernisierung der gesetzlichen Krankenversicherung. Experten schätzen die möglichen Einsparungen auf über 80 Millionen Euro pro Jahr.

Für das Projekt wurden die 35 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Fraunhofer-Projektteams zeitweilig von bis zu 100 weiteren Mitarbeitern aus Gesundheitsorganisationen und aus der Industrie sowie von einem weiteren Projektteam im Bundesgesundheitsministerium unterstützt. Nun stehen die Ergebnisse zur weiteren Verwendung zur Verfügung.

Patricia Pätzold

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