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Oktober 2005
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Historische Schätze endlich gesichert

TU-Plansammlung digitalisiert 80000 Blätter und macht sie für Forschung, Lehre und Öffentlichkeit zugänglich

Hans-Dieter Nägelke zeigt ein Kleinod aus der Plansammlung: eine kolorierte Skizze der Alten Nationalgalerie von Friedrich August Stüler
Foto: TU-Pressestelle

Welche genialischen Pläne Hans Poelzig, August Stüler und Alfred Messel hatten, die niemals verwirklicht wurden, welche Ideen in den letzten Jahrzehnten bei den Schinkelwettbewerben eingereicht wurden, wie die durch Kriege und andere Katastrophen zerstörten Bauwerke aussahen - die Plansammlung der TU Berlin hütet über 80000 derartige Zeichnungen, Skizzenbücher und Fotografien, zum großen Teil wertvolle und einzigartige Schätze. Bislang wurden sie verwahrt und waren mangels geeigneter Räumlichkeiten und Mitarbeiter nur für wenige ausgesuchte Experten zugänglich. Jetzt hebt die TU Berlin diesen Schatz für Studium und Lehre und für die Öffentlichkeit.

Die unübersehbar große Menge an Zeichnungsblättern und Plänen soll fotografiert, gescannt, digitalisiert und in einer Internetdatenbank dokumentiert werden. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft bewilligte dafür mehr als 600000 Euro, eine für ein derartiges Projekt außergewöhnlich hohe Summe. Gleichzeitig wurden im Untergeschoss des denkmalgeschützten, von Hans Scharoun entworfenen Architekturgebäudes große Flächen umgebaut, die ausreichend Platz für das Archiv, für einen Lesesaal, für Arbeitsräume und für Ausstellungen bieten.

"Unsere ‚rote Wand' bietet rund 50 laufende Meter Ausstellungsfläche", erzählt Dr. Hans-Dieter Nägelke, Leiter der Plansammlung und Initiator des gesamten Projektes. Die Feuerprobe hat die "rote Wand" bereits überstanden. Am 22. September wurden die neuen Räume mit einem Festakt, an dem auch TU-Präsident Kurt Kutzler teilnahm, eingeweiht. Eine Auswahl von Projekten und Zeichnungen sollen noch bis 22. Dezember 2005 einen Überblick über 250 Jahre Bau- und Entwurfsgeschichte geben. Künftig sind vier historische und aktuelle Ausstellungen im Jahr geplant.

"Die Luftfeuchtigkeit wird im Archiv konstant auf 50 Prozent gehalten, damit das teilweise sehr empfindliche Papier keinen Schaden nimmt", erklärt Projektleiter Nägelke. Zu der Lehrsammlung, die Julius Raschdorff 1885 begonnen hatte, den Vorkriegssammlungen, den Beständen der 50er-Jahre sowie den aktuellen Nachlasssammlungen können jetzt auch die Nachlässe von TU-Architekturprofessoren gesammelt werden. Vier studentische und ein wissenschaftlicher Mitarbeiter sowie vier Dokumentare werden künftig für die Erfassung, die Digitalisierung und die Erstellung des Online-Kataloges sorgen. Ein Hochleistungsscanner, der Dokumente von bis zu 1,60 Meter Seitenlänge erfassen kann, wird samt einem Spezialisten ebenfalls für die nächsten zwei Jahre zur Verfügung stehen.

Hans-Dieter Nägelke schwebt außerdem noch ein weiterer wissenschaftlicher Leckerbissen vor: Er möchte mit Zugriff auf seine neuen Medien Kolloquien für Fachwissenschaftler veranstalten, um im Verbund mit anderen Experten aktuelle Probleme zu lösen. Denn ganz ohne Schwierigkeiten ist das architektonische Kulturerbe nicht zu erhalten. Wenn man das Problem von knitterndem oder sich zersetzendem Papier gelöst hat, tauchen neue Hindernisse auf: Wie wird man etwa zukünftig die ausschließlich virtuell vorhandenen, in CAD-Animationen gegossenen Ideen heutiger architektonischer Visionäre sichern?

Patricia Pätzold

Die Ausstellung "Neues Altes" mit rund 50 Neuerwerbungen der letzten Jahrzehnte läuft noch bis zum 22. Dezember 2005
Öffnungszeiten: Mo-Do, 14 bis 18 Uhr
Architekturgebäude, Untergeschoss
Eintritt frei
www.ub.tu-berlin.de/plansammlung/

 

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