Historische Schätze endlich gesichert
TU-Plansammlung digitalisiert 80000 Blätter und macht sie
für Forschung, Lehre und Öffentlichkeit zugänglich
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Hans-Dieter Nägelke zeigt
ein Kleinod aus der Plansammlung: eine kolorierte Skizze der
Alten Nationalgalerie von Friedrich August Stüler
Foto: TU-Pressestelle |
Welche genialischen Pläne Hans Poelzig, August Stüler
und Alfred Messel hatten, die niemals verwirklicht wurden, welche
Ideen in den letzten Jahrzehnten bei den Schinkelwettbewerben eingereicht
wurden, wie die durch Kriege und andere Katastrophen zerstörten
Bauwerke aussahen - die Plansammlung
der TU Berlin hütet über 80000 derartige Zeichnungen,
Skizzenbücher und Fotografien, zum großen Teil wertvolle
und einzigartige Schätze. Bislang wurden sie verwahrt und waren
mangels geeigneter Räumlichkeiten und Mitarbeiter nur für
wenige ausgesuchte Experten zugänglich. Jetzt hebt die TU Berlin
diesen Schatz für Studium und Lehre und für die Öffentlichkeit.
Die unübersehbar große Menge an Zeichnungsblättern
und Plänen soll fotografiert, gescannt, digitalisiert und in
einer Internetdatenbank dokumentiert werden. Die Deutsche
Forschungsgemeinschaft bewilligte dafür mehr als 600000
Euro, eine für ein derartiges Projekt außergewöhnlich
hohe Summe. Gleichzeitig wurden im Untergeschoss des denkmalgeschützten,
von Hans Scharoun entworfenen Architekturgebäudes große
Flächen umgebaut, die ausreichend Platz für das Archiv,
für einen Lesesaal, für Arbeitsräume und für
Ausstellungen bieten.
"Unsere rote Wand' bietet rund 50 laufende Meter Ausstellungsfläche",
erzählt Dr. Hans-Dieter Nägelke, Leiter der Plansammlung
und Initiator des gesamten Projektes. Die Feuerprobe hat die "rote
Wand" bereits überstanden. Am 22. September wurden die
neuen Räume mit einem Festakt, an dem auch TU-Präsident
Kurt Kutzler teilnahm, eingeweiht. Eine Auswahl von Projekten und
Zeichnungen sollen noch bis 22. Dezember 2005 einen Überblick
über 250 Jahre Bau- und Entwurfsgeschichte geben. Künftig
sind vier historische und aktuelle Ausstellungen im Jahr geplant.
"Die Luftfeuchtigkeit wird im Archiv konstant auf 50 Prozent
gehalten, damit das teilweise sehr empfindliche Papier keinen Schaden
nimmt", erklärt Projektleiter Nägelke. Zu der Lehrsammlung,
die Julius Raschdorff 1885 begonnen hatte, den Vorkriegssammlungen,
den Beständen der 50er-Jahre sowie den aktuellen Nachlasssammlungen
können jetzt auch die Nachlässe von TU-Architekturprofessoren
gesammelt werden. Vier studentische und ein wissenschaftlicher Mitarbeiter
sowie vier Dokumentare werden künftig für die Erfassung,
die Digitalisierung und die Erstellung des Online-Kataloges sorgen.
Ein Hochleistungsscanner, der Dokumente von bis zu 1,60 Meter Seitenlänge
erfassen kann, wird samt einem Spezialisten ebenfalls für die
nächsten zwei Jahre zur Verfügung stehen.
Hans-Dieter Nägelke schwebt außerdem noch ein weiterer
wissenschaftlicher Leckerbissen vor: Er möchte mit Zugriff
auf seine neuen Medien Kolloquien für Fachwissenschaftler veranstalten,
um im Verbund mit anderen Experten aktuelle Probleme zu lösen.
Denn ganz ohne Schwierigkeiten ist das architektonische Kulturerbe
nicht zu erhalten. Wenn man das Problem von knitterndem oder sich
zersetzendem Papier gelöst hat, tauchen neue Hindernisse auf:
Wie wird man etwa zukünftig die ausschließlich virtuell
vorhandenen, in CAD-Animationen gegossenen Ideen heutiger architektonischer
Visionäre sichern?
Patricia Pätzold
Die Ausstellung "Neues Altes" mit rund 50 Neuerwerbungen
der letzten Jahrzehnte läuft noch bis zum 22. Dezember
2005
Öffnungszeiten: Mo-Do, 14 bis 18 Uhr
Architekturgebäude, Untergeschoss
Eintritt frei
www.ub.tu-berlin.de/plansammlung/
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