Leserbrief
Eigentlich hätte die neue Grundordnung
bereits Anfang November 2005 im Konzil verabschiedet werden können.
Das Kuratorium hatte im Juni die Vorlage des Präsidenten im
Wesentlichen gebilligt, jedoch Auflagen formuliert, deren wichtigste
lautete, dass der Erlass von Verwaltungsvorschriften in Personal-
und Personalwirtschaftsangelegenheiten weiterhin in die Regelungskompetenz
des Kuratoriums (und nicht des Präsidenten) fallen solle. Die
Reformfraktion war dieser Auflage durch die Änderungsanträge
von Ulf Preuss-Lausitz gefolgt.
Doch die konservativ-liberale Mehrheit im Konzil lehnte im November
diese Änderungsanträge ab, unverständlicherweise
auch mit den Stimmen der Liste "Liberaler Mittelbau/Dauer-WM".
Nach ihrem Willen sollte künftig der Präsident Verwaltungsvorschriften
in Personalangelegenheiten erlassen können, und dies, obwohl
der Präsident dargelegt hatte, seine Kompetenzen entsprechend
den Wünschen der Dekane zur vermehrten Einführung von
Teilzeitstellen für den wissenschaftlichen Mittelbau zu nutzen.
Die liberalen Mittelbauvertreter und ihre Fraktion strebten an,
durch Teilzeitstellen die Anzahl der WM zu erhöhen und damit
die Ausstattung der Fachgebiete vermeintlich zu verbessern.
Ein "Gewinn" für die TU kann jedoch nur erzielt
werden, wenn stillschweigend davon ausgegangen wird, dass Teilzeit-WissenschaftlerInnen
Vollzeit arbeiten. Dass derartige arbeits- und tarifrechtlich illegalen
Bedingungen bereits zum TU-Alltag gehören und nicht noch zusätzlichen
Vorschub benötigen, zeigt die Überstundenbilanz der WM-Studie
2002: Auf halben Stellen wurden im Durchschnitt 19,5 (unbezahlte!)
Überstunden pro Woche geleistet.
Mit der neuen Grundordnung sollte diese Fehlentwicklung weiter
verstärkt werden. Doch unsere Kuratoriumsmitglieder der Reformfraktion
konnten das Kuratorium im Dezember davon überzeugen, den alten
Auflagenbeschluss zu bekräftigen und damit eine erneute Beschlussfassung
im Konzil herbeizuführen.
Der Präsident und das Konzil sind nunmehr den Auflagen gefolgt
- diesmal auch mit den Stimmen der konservativ-liberalen Fraktion
- und die TU hat ihre neue Grundordnung, das Ping-Pong-Spiel ist
beendet. Warum nicht gleich so?
Konrad Leitner, Mittelbauinitiative
www.tu-berlin.de/presse/doku/wm-studie/
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