Sport spült viel Geld in die Kassen
Wissenschaftler untersuchten die wirtschaftlichen Auswirkungen
sportlicher Großereignisse in Berlin
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Der jährliche
Berlin-Marathon zieht nicht nur viele Läufer an, sondern
auch Touristen
© Land Berlin/Thie |
Die vier bedeutendsten Sportereignisse des Jahres 2005 - das
Internationale Stadionfest (Istaf), der Berlin-Marathon, die Beachvolleyball-WM
und das Turnfest - haben der Berliner Wirtschaft 156 Millionen Euro
in die Kassen gespült. Das ergab eine Untersuchung des TU-Marketing-Lehrstuhls
von Professor Volker Trommsdorff, die im Auftrag der Industrie-
und Handelskammer (IHK) und des Landessportbundes durchgeführt
worden war. Das Highlight dieses Jahres, die Fußball-Weltmeisterschaft
wird nach Einschätzung der IHK sogar rund 500 Millionen Euro
bringen.
"1124 Besucher und Teilnehmer dieser Sportereignisse sowie
rund 400 Berliner Unternehmen haben wir für die Studie befragt",
erläutert Jana Neuß, die projektleitende wissenschaftliche
Mitarbeiterin des Marketing-Lehrstuhls. "Jeder Besucher, so
stellten wir fest, ließ im Durchschnitt 482 Euro in der Hauptstadt,
das sind rund 104 Euro pro Tag." Am meisten von dem warmen
Regen bekämen dabei das Hotel- und Gaststättengewerbe
und der Einzelhandel ab. Shopping in Bekleidungsläden stehe
meist ganz oben auf der Wunschliste.
Die Basis dieser Studie war eine Praxisübung im Sommersemester
2005. Mit 24 Studierenden, hauptsächlich Betriebswirtschaftlern,
aber auch zwei Wirtschaftsingenieuren und einem Techniksoziologen,
erarbeitete Professor Trommsdorff die Befragung, die die Studierenden
dann selbstständig durchführten. "Für ausgewählte
Praxisprojekte wie dieses", so erklärt Jana Neuß,
"kooperiert der Lehrstuhl mit der von Volker Trommsdorff und
einem seiner ehemaligen Doktoranden, der heute selbst Professor
ist, gegründeten Unternehmensberatung. Die Wissenschaft profitiert
hier von der Praxis und umgekehrt, denn die Studierenden lernen
sowohl von den Erfahrungen der Unternehmensberatung als auch von
derjenigen des Lehrstuhls."
Vor der Veröffentlichung wurde das Studierendenprojekt durch
die Unternehmensberatung, die auch die Studie konzipiert hatte,
aufgearbeitet und ergänzt.
Zwischen 150000 und 400000 Gäste werden zur Fußball-WM
im Sommer erwartet. Man hofft, dass die Fans das Ergebnis der Marathonläufer
noch toppen werden. Immerhin hatte der Berlin-Marathon im September
2005 den größten Teil zu dem Umsatzplus von 156 Millionen
Euro beigetragen, nämlich 65 Millionen Euro. Danach folgten
die Turner mit 40,5 Millionen Euro, die Beachvolleyballer mit 29,9
Millionen und schließlich die Leichtathleten mit 20,9 Millionen
Euro. Die Einnahmen hängen immer auch vom Einkommen der Gäste
ab. Unter den Turnfest-Teilnehmern waren überdurchschnittlich
viele Schülerinnen und Schüler. Beim Marathonlauf konnte
jeder zweite Gast ein Nettoeinkommen von rund 3000 Euro vorweisen.
Auch der "Berlin-Effekt" spielt eine nicht unerhebliche
Rolle. Ein Großteil der Gäste gab an, auch wegen der
Stadt Berlin gekommen zu sein.
Die Funktion als Hauptstadt ist übrigens nicht so lukrativ
für Berlin, sondern eher ein Verlustgeschäft, wie das
Deutsche Institut
für Wirtschaftsforschung jetzt ermittelte. Die TU-Studie
mit vielen Details ist im Internet zu erhalten.
Patricia Pätzold
www.berlin.ihk24.de
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