Buchtipp
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Foto: privat |
TU intern fragt Menschen in der Uni, was sie empfehlen würden.
Constanze Baum hat Literaturwissenschaft und Kunstwissenschaft an
der TU Berlin studiert. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin
im Institut
für Literaturwissenschaft.
Wer im Heine-Jahr denselbigen zur Hand nehmen möchte, der
sollte mit Heine reisen. Der gebürtige Düsseldorfer und
Berliner Student Heinrich Heine, dessen Todestag sich 2006 zum 150.
Mal jährt, verbrachte viele Jahre seines Lebens in der Fremde.
Seine Erlebnisse veröffentlichte er in seinen Reisebildern,
einer eigens kreierten Mischung aus tagespolitischen Essays, gesellschaftlichen
Karikaturen, lyrischen Stimmungsbildern und malerischen Landschaftsschilderungen.
Dieses abwechslungsreiche Gemisch macht den Text neben den polemischen
Spitzen auf Zeitgenossen besonders lesenswert. Auch wenn nicht alles
für den heutigen Leser auflösbar ist, so muss man doch
dem anonymen Rezensenten beipflichten, der 1831 urteilte: "Besonders
wird die Mischung von Heiterkeit und Ernst, von Laune und Rührung,
von Tiefe und scherzender Leichtigkeit [...] dem sinnigen Leser
zusagen." Die Reisebilder entführen den geneigten Leser
in das Berlin der 20er-Jahre des 19. Jahrhunderts, in den Harz,
an die Nordsee und schließlich nach Frankreich, Italien und
England (1828). Der malerische Blick des Literaten und Wanderers
Heine, der sich hier und da verfängt, reicht dabei von der
groben Skizze bis zum heroischen Ölgemälde, wenn man diesen
Gattungsvergleich wagen möchte: So wird zum Beispiel der Besuch
des Schlachtfeldes von Marengo zur verklärenden Ode auf Napoleon,
die Beschreibung Brixens bleibt dagegen holzschnittartig. Unvergessen
die englische Reisegesellschaft, auf die Heine in der Innsbrucker
Hofkirche trifft: "Der Mops bellte kritisch, der Lakai glotzte,
sein Herr putzte sich die Nase, und Mylady sagte: ,A fine exhibition,
very fine indeed!'"
Heinrich Heine: Reisebilder. Mit Stellenkommentar. Goldmann
Klassiker, München 1994.
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