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Januar 2006
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Probleme mit dem Deutschen

Zeitreihen-Untersuchung bei Berliner Kindern mit und ohne Migrationshintergrund

 
  "Es war einmal ein Pferd, der ging durch die Wiese. Und die Kuh verbindete den Pferd das Bein, weil das Pferd hat sich das Bein gebrochen." Mit Bilderfolgen wie diesen bringen die Forschenden die Kinder zum Sprechen.
Quelle: privat

Die Studie hieß "Bärenstark", aber die Ergebnisse waren alles andere als das. 2002 hatte die Berliner Schulbehörde 9874 künftige Schulanfänger in den Bezirken Mitte, Friedrichshain-Kreuzberg, Tempelhof-Schöneberg und Neukölln getestet mit dem erschreckenden Resultat, dass zwei Drittel der Mädchen und Jungen die deutsche Sprache nur unzureichend beherrschten und gezielt gefördert werden mussten. Sprachdefizite wiesen allerdings sowohl Kinder mit einem Migrationshintergrund auf als auch Kinder deutscher Herkunft.

Ein Jahr später wurde an der TU Berlin unter Leitung von Prof. Dr. Ulrich Steinmüller und Privatdozent Dr. Bernt Ahrenholz am Institut für Sprache und Kommunikation ein Forschungsprojekt initiiert, das die mündliche Sprachkompetenz bei Schülerinnen und Schülern nicht-deutscher Herkunftssprache in Berlin untersucht; weitere Mitarbeiterinnen sind Beate Lütke und Privatdozentin Dr. Martina Rost-Roth. Ziel dieses von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projektes ist es, die mündlichen Sprachfähigkeiten und ihre Entwicklung zu analysieren und den Einfluss des Förderunterrichtes auf die Entwicklung der sprachlichen Kompetenzen zu erfassen. Dieses Wissen ist schließlich die Basis für die Erarbeitung von Förderkonzepten und -materialen und für eine gezielte Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern, die Deutsch als Zweitsprache in der Grundschule im Förderunterricht lehren.

Die TU-Studie untersuchte 23 Drittklässler nicht-deutscher Herkunftssprache an zwei Berliner Grundschulen. Zum Vergleich wurde ebenfalls eine Gruppe von Schülern einbezogen, deren Muttersprache Deutsch ist. Ein Jahr später, also in der vierten Klasse, wurden die Untersuchungen bei denselben Schülerinnen und Schülern wiederholt, um eine Entwicklung zu dokumentieren und für jedes Kind ein individuelles Profil der Sprachentwicklung zu erfassen.

Die Sprachkompetenz wurde hauptsächlich im Bereich des mündlichen Erzählens untersucht. Den Kindern wurde eine Bilderfolge vorgelegt, ein Stummfilm gezeigt, sie wurden aufgefordert, ein Erlebnis zu erzählen oder eine Geschichte nachzuerzählen. Durch die Berücksichtigung solch komplexer Äußerungen werden Probleme im Sprachgebrauch sichtbar, die in der Alltagskommunikation nicht auffallen und den Lehrern häufig entgehen.

"Auch wenn die Datenauswertung noch nicht abgeschlossen ist, zeichnet sich bei Kindern nichtdeutscher Herkunftssprache hinsichtlich ihrer Sprachkompetenz ein äußerst heterogenes Bild ab", sagt Dr. Bernt Ahrenholz. Gravierende Probleme konstatieren die Wissenschaftler unter anderem in dem zur Verfügung stehenden Wortschatz, in der Beherrschung komplexerer Satzstrukturen in Verbindung mit dem Gebrauch von Konjunktionen, der Zuordnung des Genus (ein Vogel - der, ein Pferd - das) oder auch in der Verwendung der Personalpronomen oder der Pronominaladverbien (darauf, dadurch, wofür). "In manchen Punkten haben Kinder, bei denen Deutsch die Erstsprache ist, genauso viele Probleme wie die Kinder mit einem Migrationshintergrund, nur treten bei diesen die Probleme massiver auf", sagt Ahrenholz. Insgesamt zeigten sich bei Kindern mit Migrationshintergrund aber so viele Probleme, dass eine gesonderte Förderung dringend geboten sei.

Sybille Nitsche

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