"Erst haben und ein Ende weg sein"
Mit fünf nominierten Fulbright-Stipendiaten ist die TU
Berlin dieses Jahr besonders erfolgreich
|
Wunschziel vieler Studierender,
die es ins Ausland zieht, ist das Massachusetts Institute of
Technology in Boston. In den letzten Jahren kam auf dem Campus
interessante Architektur hinzu - hier das erst 2004 fertig gestellte
StataCenter von Frank Gehry
Foto: privat |
Glücklich ist zumeist - zu Recht -, wer ein Stipendium
des deutsch-amerikanischen Fulbright-Programms
bekommt. Jährlich werden nur 70 davon in ganz Deutschland vergeben,
doch die Anzahl der Bewerbungen übersteigt in der Regel die
Zahl der zur Verfügung stehenden Stipendien um ein Vielfaches.
In diesem Jahr ist es der Technischen Universität Berlin gelungen,
gleich fünf Studierende zu platzieren, womit sie an der Spitze
der technischen Universitäten Deutschlands liegt.
"Diese Stipendien sind die begehrtesten in Richtung USA",
erklärt Dr. Carola Beckmeier, Leiterin des Akademischen
Auslandsamts der TU Berlin, "es ist daher sowohl für
die Kandidatinnen und Kandidaten als auch für die vorschlagende
Universität eine große Auszeichnung, wenn Studierende
dort angenommen werden."
Der Bewerbungsmarathon beginnt beim Akademischen Auslandsamt, das
dann die Studierenden der Fulbright-Kommission vorschlägt.
"Wir lassen die Bewerber aber danach nicht allein", sagt
Carola Beckmeier. "Alle werden von uns für ihren weiteren
Weg bis zur Nominierung noch einmal besonders geschult."
Bei der Bewerbung kommt es nicht nur auf die fachliche Qualifikation
an. Besonders ernst genommen werden auch die persönliche Eignung,
das Auftreten und der "Botschaftscharakter" der Studierenden,
mit dem sie ihr Land vertreten.
"Als ich las, dass nur 70 Leute im Jahr genommen werden, man
sich mit der deutsch-amerikanischen Tagespolitik auskennen müsse
und sowieso ein ganz toller Hecht sein müsse, habe ich fast
schon die Flinte ins Korn geworfen", sagt Alexander Lacher,
Student der Physikalischen Ingenieurwissenschaften und einer der
nominierten Stipendiaten, doch er war überrascht: "Ich
habe selten ein so nettes Bewerbungsgespräch geführt."
Besonders wichtig, laut Lacher, sei die zufrieden stellende Antwort
auf die Frage der fünfköpfigen Kommission, was man mitnehmen
würde, um das Heimatland in den USA zu repräsentieren.
Dies bedeutet jedoch nicht, gleich das Flugticket für die USA
in die Hand gedrückt zu bekommen; vorher müssen noch ein
Sprachtest und andere Eignungstests absolviert sowie ein Essay in
englischer Sprache für die amerikanische Seite des Programms
verfasst werden. Wer bei diesen Aufgaben versagt, der kann schließlich
doch noch scheitern. Deshalb genießt Lacher diesen ersten
Erfolg nach dem Motto: "Erst haben und ein Ende weg sein!"
Carola Beckmeier ist jedoch zuversichtlich: "Die Nominierten
haben in der Regel kein Problem, die Tests zu bestehen."
"Die nötige Bürokratie und der Papieraufwand sind
wirklich nicht zu unterschätzen!", stellt der Informatikstudent
Björn Brandenburg fest.
Jonas Marx, der an der TU Berlin Architektur studiert, erhofft
sich von dem einjährigen USA-Aufenthalt vor allem eine fachliche
Bereicherung: "Die von mir gewählten amerikanischen Hochschulen
verfolgen einen sehr viel kreativeren und interdisziplinäreren
Ansatz als die deutschen Universitäten, und auch die Betreuung
ist dort in den meisten Fällen unvergleichlich besser."
Auch der ebenfalls Architektur studierende David Külby wünscht
sich eine andere Perspektive sowie konkrete Lernziele innerhalb
seines Studiums, die, wie er hofft, in den USA vielleicht besser
vermittelt werden können als hier.
Jenny Algner
Was ist das Fulbright-Programm?
Das Fulbright-Programm ermöglicht den Austausch von
Studierenden zwischen den Vereinigten Staaten und zahlreichen
Ländern weltweit. Die amerikanische Fulbright-Stiftung
vergibt Stipendien zur fachlichen Vertiefung und Ergänzung
des Studiums an einer amerikanischen Hochschule. So soll das
gegenseitige Verständnis durch akademischen und kulturellen
Austausch zwischen den Ländern gefördert werden.
Als größtes und vielfältigstes Fulbright-Programm
weltweit hat das deutsch-amerikanische seit seiner Entstehung
im Jahr 1952 mehr als 40000 Amerikaner und Deutsche gefördert.
Jährlich werden 70 Stipendien für die Dauer eines
Studienjahres vergeben. Fulbright arbeitet mit einer Vielzahl
von Hochschulen unterschiedlichen Typs und in unterschiedlichen
Regionen der USA zusammen. Allerdings werden Fulbright-Stipendiaten,
die das mehrstufige Auswahlverfahren absolviert haben und
nominiert wurden, keine Zulassungsvergünstigungen in
den USA eingeräumt. Sie müssen sich der allgemeinen
Konkurrenz um die begrenzte Zahl der Studienplätze stellen.
jen
www.fulbright.de
|
|