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Januar 2006
TU intern
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Schutz vor Scharlatanen

 
  Wolfgang Hess, "bild der wissenschaft"
Foto: bdw

TU intern befragt Wissenschaftsjournalistinnen und -journalisten, was für sie die spannendste Forschungsnachricht der jüngsten Zeit war und welches Thema mehr Aufmerksamkeit in den Medien verdient. Wolfgang Hess ist seit 1994 Chefredakteur der Zeitschrift "bild der wissenschaft", die eine aktuelle Verkaufsauflage von 105000 Exemplaren hat.

Der freie Fall des von vielen Seiten einstmals so hochgelobten südkoreanischen Stammzellenforschers Hwang Woo Suk hat höchst eindrucksvoll offenbart, dass das bestehende und nach Meinung vieler Wissenschaftler auch bewährte System der Selbstkontrolle nicht mehr ausreicht, um in besonders dynamischen Forschungsdisziplinen die Qualität der Arbeit zu überprüfen. Wiederholt ist es nun vorgekommen, dass "renommierte" Forscher des Betrugs überführt wurden. Offenbar führen Publikationsdruck und die damit verbundene Förderung immer öfter dazu, sich mit krimineller Energie Reputation zu verschaffen. Selbstverpflichtungen von Forschern im Sinne "guter wissenschaftlicher Praxis" sind lobenswert, reichen aber nicht mehr aus, um den modernen Wissenschaftsbetrieb vor - gewiss sehr seltenen, wenn auch immer gerisseneren - Scharlatanen zu schützen.

Erfreulich für die Manager der Wissenschaft wie für die Mediennutzer ist, dass Forschungsergebnisse inzwischen verständlicher, oft auch spannend in die Öffentlichkeit gebracht werden. Sehr häufig allerdings stellen die Nachrichten und Features nur aktuell publizierte Sachverhalte in den Vordergrund. Dass in Forschung und Entwicklung auch so manches sicher Geglaubte verloren geht, wird in den Berichten nur am Rande erwähnt - wenn überhaupt. Woran es liegt, dass Brennstoffzellen nicht längst, wie vor Jahren behauptet, serienmäßig in Automobilen eingebaut werden, warum die viel gepriesene Gentherapie in der Krebsforschung nicht den großen Sprung nach vorne gebracht hat oder warum es fast ebenso viele Menschwerdungs-Szenarien gibt wie Paläoanthropologen, sollte dem Publikum häufiger berichtet werden.

 

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