Nachgefragt
Schutz vor Scharlatanen
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Wolfgang Hess,
"bild der wissenschaft"
Foto: bdw |
TU intern befragt Wissenschaftsjournalistinnen und -journalisten,
was für sie die spannendste Forschungsnachricht der jüngsten
Zeit war und welches Thema mehr Aufmerksamkeit in den Medien verdient.
Wolfgang Hess ist seit 1994 Chefredakteur der Zeitschrift "bild
der wissenschaft", die eine aktuelle Verkaufsauflage von
105000 Exemplaren hat.
Der freie Fall des von vielen Seiten einstmals so hochgelobten
südkoreanischen Stammzellenforschers Hwang Woo Suk hat höchst
eindrucksvoll offenbart, dass das bestehende und nach Meinung vieler
Wissenschaftler auch bewährte System der Selbstkontrolle nicht
mehr ausreicht, um in besonders dynamischen Forschungsdisziplinen
die Qualität der Arbeit zu überprüfen. Wiederholt
ist es nun vorgekommen, dass "renommierte" Forscher des
Betrugs überführt wurden. Offenbar führen Publikationsdruck
und die damit verbundene Förderung immer öfter dazu, sich
mit krimineller Energie Reputation zu verschaffen. Selbstverpflichtungen
von Forschern im Sinne "guter wissenschaftlicher Praxis"
sind lobenswert, reichen aber nicht mehr aus, um den modernen Wissenschaftsbetrieb
vor - gewiss sehr seltenen, wenn auch immer gerisseneren - Scharlatanen
zu schützen.
Erfreulich für die Manager der Wissenschaft wie für die
Mediennutzer ist, dass Forschungsergebnisse inzwischen verständlicher,
oft auch spannend in die Öffentlichkeit gebracht werden. Sehr
häufig allerdings stellen die Nachrichten und Features nur
aktuell publizierte Sachverhalte in den Vordergrund. Dass in Forschung
und Entwicklung auch so manches sicher Geglaubte verloren geht,
wird in den Berichten nur am Rande erwähnt - wenn überhaupt.
Woran es liegt, dass Brennstoffzellen nicht längst, wie vor
Jahren behauptet, serienmäßig in Automobilen eingebaut
werden, warum die viel gepriesene Gentherapie in der Krebsforschung
nicht den großen Sprung nach vorne gebracht hat oder warum
es fast ebenso viele Menschwerdungs-Szenarien gibt wie Paläoanthropologen,
sollte dem Publikum häufiger berichtet werden.
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