"Steuern helfen Sparen"
Ein Experte der TU Berlin fordert eine globale Energiesteuer
zur Lösung des weltweiten Energieproblems
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Energie made in Germany: Das
Braunkohlekraftwerk Jänschwalde
Foto: Vattenfall |
Steigende Preise für Öl und Gas haben die Debatten
um die künftige Energieversorgung der Menschheit erneut angeheizt.
Jüngst forderte Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) die
Deutschen auf, Strom zu sparen. Auch der Energieexperte Prof. Dr.-Ing.
George Tsatsaronis vom Institut
für Energietechnik der TU Berlin fordert, die Anreize zum
Energiesparen weiter zu erhöhen.
George Tsatsaronis geht jedoch über die Forderungen aus dem
Bundeskabinett hinaus: "Die beiden Energiekrisen von 1973 und
1979 haben gezeigt, dass höhere Preise für fossile Brennstoffe
dazu führen, den Energieeinsatz zu senken, besonders wenn die
Verbraucher davon ausgehen, dass die Preiserhöhungen nicht
nur vorübergehend sind", sagt der Experte. "Um das
Energieproblem und die Emissionen von Kohlendioxid langfristig zu
lösen, brauchen wir eine globale Besteuerung der fossilen Energieträger.
Nur so können wir die notwendigen Anreize zum Sparen geben,
die Auswirkungen auf das Klima reduzieren und die Entwicklung alternativer
Energiequellen fördern." Teure Energieträger werden
zudem die Entwicklung effizienterer Kraftwerke und höhere Wirkungsgrade
bei der Energienutzung vorantreiben.
Außerdem würden die Verbraucher mehr Planungssicherheit
bekommen, weil sich die großen Energiepreisschwankungen reduzieren.
"Ein weiterer Effekt: Erneuerbare Energien könnten besser
mit fossilen Energien konkurrieren und würden schneller eingeführt",
argumentiert Tsatsaronis. In jedem Falle würde durch Steuern
verteuerte Energie die Verbraucher dazu anhalten, Strom und Wärme
sparsam einzusetzen.
George Tsatsaronis warnt davor, die Energiedebatte nur mit Blick
auf die kurzfristigen Preisentwicklungen auf dem Ölmarkt zu
führen. "In spätestens 200 Jahren werden die fossilen
Brennstoffvorräte erschöpft sein", sagt er. "Wir
müssen jetzt die Weichen stellen, damit künftige Generationen
ihren Energiebedarf dann aus anderen Quellen decken können.
Außerdem müssen wir dafür sorgen, dass die Erwärmung
der Atmosphäre durch Treibhausgase möglichst verzögert
wird."
Tsatsaronis' Modell zielt auf eine Energiesteuer, die weltweit
in allen Ländern - oder anfänglich mindestens in allen
Industrieländern - zeitgleich eingeführt wird, etwa nach
dem Vorbild der deutschen Benzinsteuer. Sie solle auf alle fossilen
Energieträger erhoben werden, als Aufschlag auf die Preisentwicklung
an den Brennstoffmärkten. "Ohne diese deutliche Verteuerung
der Energie wird es so weitergehen wie bisher: Die Industrienationen
werden ihren Energiebedarf kaum reduzieren und die Konzentration
des Kohlendioxids in der Atmosphäre wird kontinuierlich wegen
des steigenden Energiebedarfs der Schwellenländer zunehmen",
warnt er. "Die Lösung des Energieproblems wird weiter
vertagt."
In den vergangenen Jahren waren die Anreize für eine zukunftsweisende
Energiepolitik zu gering. Die Schere zwischen dem Industriehunger
der Industrienationen und der Schwellenländer öffnete
sich weiter. Geringer entwickelten Nationen fehlt oft das Kapital,
ihren Energiesektor zu modernisieren und effiziente Kraftwerkskapazitäten
aufzubauen. Dort laufen vielerorts noch Kraftwerke, die nach europäischen
Standards der Technik und des Umweltschutzes längst als überholt
gelten. Auch die Kraftwerke, die neu gebaut werden, entsprechen
in den meisten Fällen nicht dem letzten Stand der Technik.
Eine enge Zusammenarbeit zwischen Industrie- und Schwellenländern
ist erforderlich, um Anreize zu entwickeln, damit die Schwellenländer
die modernste Technologie anwenden. Es muss berücksichtigt
werden, dass ein fossiles Kraftwerk, das heute gebaut wird, mindestens
35 Jahre in Betrieb bleibt. "Es ist also sehr wichtig, dass
ein solches Kraftwerk so wenig wie möglich Kohlendioxid emittiert",
meint Tsatsaronis. "Auch darf es nur so wenig wie möglich
Brennstoff verbrauchen, um eine Kilowattstunde Elektrizität
zu erzeugen."
Um galoppierende Inflation und negative Effekte auf das Wirtschaftswachstum
zu verhindern, schlägt Tsatsaronis vor, die Energiesteuer für
fossile Brennstoffe vorsichtig in mehreren Stufen anzuheben. Damit
ein solcher Vorschlag politisch umgesetzt werden kann, sollten die
Vereinten Nationen eingeschaltet werden.
Heiko Schwarzburger
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