Epidemien und Erdölförderung
Neu berufen: Prof. Dr. Petra Wittbold lehrt die Analysis von
Differenzialgleichungen
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Keine Angst vor Zahlen und
Formeln: die neue Mathematikprofessorin Petra Wittbold
Foto: TU-Pressestelle |
Sie kann Phänomene beschreiben, die für einen Laien
eigentlich nichts miteinander zu tun haben, wie etwa das Strömungsverhalten
von Erdöl und Wasser, das Bevölkerungswachstum oder chemische
Reaktionen. Auch die Ausbreitung von Krankheiten wäre kein
Buch mit sieben Siegeln für sie. Petra Wittbold kann dies,
weil sie Mathematikerin ist und ihr Fachgebiet die Analysis von
Differenzialgleichungen.
Ihr besonderes Interesse gilt den nichtlinearen partiellen Differenzialgleichungen.
Diese seien eine "besondere mathematische Herausforderung",
so Wittbold. "Im Zusammenhang mit Infektionskrankheiten zum
Beispiel könnte man Aussagen treffen, wie schnell sich die
Epidemie ausbreitet, welche geografischen Regionen davon betroffen
sind, inwieweit Kontrollmechanismen und Impfstrategien die Ausbreitung
beeinflussen und ob ein Stabilisierungsprozess eintritt. Solche
langfristigen Entwicklungen ließen sich analytisch untersuchen",
erklärt die neu berufene Professorin am Institut
für Mathematik ihr Fachgebiet.
In der Vergangenheit hat die 37-Jährige allerdings Differenzialgleichungen
betrachtet, die das Strömungsverhalten von Flüssigkeiten
in porösen Medien beschreiben. Dies spielt eine zentrale Rolle
bei der Erdölgewinnung, aber auch bei der Schadstoffausbreitung
in Flüssen und Meeren. "Nicht nur, dass Erdöl und
Wasser ein unterschiedliches Strömungsverhalten haben, auch
je nach Art des Gesteins ändert es sich. So kommt man zu Systemen
von Differenzialgleichungen, die gekoppelt sind, weil die unterschiedlichen
Flüssigkeiten wiederum untereinander Einfluss auf ihr Strömungsverhalten
nehmen", erklärt Wittbold. Für die Erdöl fördernde
Industrie sind Wittbolds mathematische Untersuchungen entscheidend,
denn am Ende der "Verwertungskette" ihrer Forschungen
könnten letztendlich andere Fördermethoden stehen.
Die Leidenschaft für die Mathematik entdeckte sie erst an
der Universität. In der Schule, sagt sie, sei Mathematik zu
einfach gewesen, als dass sie davon hätte fasziniert sein können.
Studiert hat sie an der Universität Essen, ihre Promotion und
ihre Habilitation jedoch schrieb sie in Frankreich an der Universität
in Besançon beziehungsweise an der Universität "Louis
Pasteur" in Straßburg.
Berlin ist für sie zurzeit der ideale Forschungsstandort.
Hier ist nicht nur das renommierte Weierstraß-Institut
angesiedelt, zu dem sie enge Kontakte pflegt, hier hat auch das
DFG-Exzellenzzentrum "Matheon
- Mathematik für Schlüsseltechnologien" seinen
Sitz, dessen Sprecher-Hochschule die TU Berlin ist und dem sie angehört.
Sybille Nitsche
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