Hunger auf Bildung
TU-Alumnus Thomas Cramer sammelt Sachspenden für kolumbianische
Universität
"Die Arbeit in Kolumbien
macht sehr viel Spaß, weil die Studierenden hier sehr
motiviert sind" |
Vor rund eineinhalb Jahren machte sich Dr. Thomas Cramer auf den
Weg nach Kolumbien. "Mehr oder weniger ins Blaue hinein bin
ich aufgebrochen", sagt er. Der Grund für diesen Aufbruch
lag im Persönlichen, denn der TU-Alumnus ist mit einer Kolumbianerin
verheiratet, die es nach 15 Jahren in Deutschland wieder in ihre
Heimat zog. Thomas Cramer, der bis 1996 Mineralogie an der TU Berlin
studierte, hatte im Jahr 2004 seine Doktorarbeit abgeschlossen.
"Beruflich hatte ich hier keine richtige Perspektive als Mineraloge,
und so fiel mir auch der Abschied nicht so schwer", erklärt
er. Nach Kolumbien kam er gerade zum richtigen Zeitpunkt, denn wenige
Monate, nachdem Thomas Cramer in Kolumbien ankam, schrieb die Universidad
Nacional de Colombia in Bogotá im Rahmen eines umfassenden
Reformkurses 300 Professoren-Stellen aus. Thomas Cramer war einer
von 4000 Bewerbern auf diese Stellen und ist heute Professor für
Geowissenschaften. "Die Arbeit macht sehr viel Spaß,
besonders, weil die Studenten hier so einen Bildungshunger haben
und sehr motiviert sind", stellt Thomas Cramer fest. Was er
jedoch ebenfalls schnell feststellte, war die Tatsache, dass es
an den wichtigsten Dingen wie Literatur, Mineralproben oder Geräten
fehlt. "An deutschen Forschungs- und Lehreinrichtungen haben
wir meist die ganze Ausstattung, aber oft zu wenig Personal - hier
ist es genau umgekehrt: Wir haben ausreichend Mitarbeiter, aber
keine Ausstattung", erklärt der Geowissenschaftler, der
es als seine Pflicht ansieht, hier seine Kontakte nach Deutschland
zu nutzen und somit zu helfen. Daher begann er Anfang diesen Jahres
mit einer Spendenaktion. "Ich habe Kontakt zu geowissenschaftlichen
Einrichtungen in Deutschland aufgenommen und um Sachspenden geworben.
Natürlich auch an meinem ehemaligen Institut an der TU Berlin."
Zusammengekommen sind bisher zahlreiche Bücher, Mineralproben
und Gerätschaften, die Thomas Cramer nun nach Kolumbien holen
musste. Dafür kam er im Juni extra nach Berlin, zentraler Sammelort
der Spenden war sein altes TU-Institut. Auch den Deutschen
Akademischen Austauschdienst (DAAD) konnte er von seiner Mission
überzeugen. "In letzter Minute habe ich eine Zusage bekommen,
dass der DAAD die Kosten für den Container und den Transport
bis Cartagena übernimmt - immerhin rund 3400 Euro", berichtet
Thomas Cramer, der während seines Aufenthaltes in Deutschland
damit beschäftigt war, Ordnung in die vielen gespendeten Dinge
zu bekommen. Nach einem zusätzlichen Konferenzvortrag in Frankreich
ist er mittlerweile wieder zurück in Bogotá und wartet
auf die Ankunft des Containers. Es wird nicht der letzte sein, den
er mit Spenden aus Deutschland füllen wird. Und der helfen
wird, die Voraussetzungen für künftige wissenschaftlich-akademische
Zusammenarbeit zwischen Bogotá und Berlin zu verbessern.
Bettina Klotz
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