7-9/06
Juli 2006
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Hunger auf Bildung

TU-Alumnus Thomas Cramer sammelt Sachspenden für kolumbianische Universität

"Die Arbeit in Kolumbien macht sehr viel Spaß, weil die Studierenden hier sehr motiviert sind"

Vor rund eineinhalb Jahren machte sich Dr. Thomas Cramer auf den Weg nach Kolumbien. "Mehr oder weniger ins Blaue hinein bin ich aufgebrochen", sagt er. Der Grund für diesen Aufbruch lag im Persönlichen, denn der TU-Alumnus ist mit einer Kolumbianerin verheiratet, die es nach 15 Jahren in Deutschland wieder in ihre Heimat zog. Thomas Cramer, der bis 1996 Mineralogie an der TU Berlin studierte, hatte im Jahr 2004 seine Doktorarbeit abgeschlossen. "Beruflich hatte ich hier keine richtige Perspektive als Mineraloge, und so fiel mir auch der Abschied nicht so schwer", erklärt er. Nach Kolumbien kam er gerade zum richtigen Zeitpunkt, denn wenige Monate, nachdem Thomas Cramer in Kolumbien ankam, schrieb die Universidad Nacional de Colombia in Bogotá im Rahmen eines umfassenden Reformkurses 300 Professoren-Stellen aus. Thomas Cramer war einer von 4000 Bewerbern auf diese Stellen und ist heute Professor für Geowissenschaften. "Die Arbeit macht sehr viel Spaß, besonders, weil die Studenten hier so einen Bildungshunger haben und sehr motiviert sind", stellt Thomas Cramer fest. Was er jedoch ebenfalls schnell feststellte, war die Tatsache, dass es an den wichtigsten Dingen wie Literatur, Mineralproben oder Geräten fehlt. "An deutschen Forschungs- und Lehreinrichtungen haben wir meist die ganze Ausstattung, aber oft zu wenig Personal - hier ist es genau umgekehrt: Wir haben ausreichend Mitarbeiter, aber keine Ausstattung", erklärt der Geowissenschaftler, der es als seine Pflicht ansieht, hier seine Kontakte nach Deutschland zu nutzen und somit zu helfen. Daher begann er Anfang diesen Jahres mit einer Spendenaktion. "Ich habe Kontakt zu geowissenschaftlichen Einrichtungen in Deutschland aufgenommen und um Sachspenden geworben. Natürlich auch an meinem ehemaligen Institut an der TU Berlin." Zusammengekommen sind bisher zahlreiche Bücher, Mineralproben und Gerätschaften, die Thomas Cramer nun nach Kolumbien holen musste. Dafür kam er im Juni extra nach Berlin, zentraler Sammelort der Spenden war sein altes TU-Institut. Auch den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) konnte er von seiner Mission überzeugen. "In letzter Minute habe ich eine Zusage bekommen, dass der DAAD die Kosten für den Container und den Transport bis Cartagena übernimmt - immerhin rund 3400 Euro", berichtet Thomas Cramer, der während seines Aufenthaltes in Deutschland damit beschäftigt war, Ordnung in die vielen gespendeten Dinge zu bekommen. Nach einem zusätzlichen Konferenzvortrag in Frankreich ist er mittlerweile wieder zurück in Bogotá und wartet auf die Ankunft des Containers. Es wird nicht der letzte sein, den er mit Spenden aus Deutschland füllen wird. Und der helfen wird, die Voraussetzungen für künftige wissenschaftlich-akademische Zusammenarbeit zwischen Bogotá und Berlin zu verbessern.

Bettina Klotz

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