Kleine Passagiere brauchen großen Schutz
"CHILD" sorgt für höhere Kindersicherheit
im Auto
|
Volker Schindler (r.) und
sein Mitarbeiter Sebastian Weber mit den Kinder-Dummys
© TU-Pressestelle |
Kinder sind bei Unfällen im Straßenverkehr nicht nur
als Fahrradfahrer oder Fußgänger gefährdet, sondern
insbesondere als Passagiere im Auto. Knapp über die Hälfte
der 153 Kinder unter 15 Jahren, die laut Statistischem Bundesamt
2004 bei Verkehrsunfällen in Deutschland ums Leben kamen, starben
im PKW. Wissenschaftler vom TU-Fachgebiet
Kraftfahrzeuge von Prof. Dr. Volker Schindler haben nun zusammen
mit 15 Partnern im europäischen Forschungsprojekt "CHILD"
untersucht, wie die Sicherheit für die kleinen Passagiere verbessert
werden kann.
"Viele Kinder wurden schwer oder tödlich verletzt, weil
sie nicht ausreichend gesichert waren. Zwei von dreien sind nicht
richtig angeschnallt", sagt Projektmitarbeiter Sebastian Weber.
Auch seien Kinder nur in neuen und teuren Kindersitzen ausreichend
bei Seitenaufprallunfällen geschützt. Aus Sicht der TU-Forscher
sind die Kinder am sichersten, wenn der Kindersitz vom Hersteller
für den entsprechenden Autotyp entwickelt wurde und die Kinder
auf der Rücksitzmitte sitzen. Jedoch gäben Autohersteller
diesen Platz nicht immer für Kindersitze frei, so Sebastian
Weber.
Seit 2002 forschen die Fachleute von Automobil- und Zuliefererindustrie,
Hochschulen sowie Forschungseinrichtungen in dem Projekt, um die
Kindersicherheit bei Autounfällen zu erhöhen. Vor allem
galt es, grundlegend zu verstehen, wie Kinder typischerweise bei
Autounfällen verletzt werden und welche Belastungen sie überstehen
können. Hier fehlten bislang verlässliche Daten. Daher
wurden mehr als 250 reale Unfälle analysiert und etwa 100 in
der Crash-Anlage des TU-Fachgebiets nachgestellt. Die neuen Erkenntnisse
ermöglichten es, einen neuen Kinder-Dummy für Unfalltests
zu entwickeln sowie bestehende Dummys zu überarbeiten. Neuartige
Sensoren wurden getestet, mit denen Kräfte, die auf den Bauchbereich
wirken, gemessen werden können. Zudem wurden Grenzwerte ermittelt,
die bei Kindersitztests eingehalten werden müssen, um abschätzen
zu können, wie schwer eine Verletzung gewesen wäre. Die
TU-Wissenschaftler hoffen nun, dass die Gesetzgebung geändert
wird und die Testverfahren verbessert, insbesondere Seitenaufpralltests
durchgeführt werden.
cho
www.childincarsafety.com/
Wissen schafft Arbeit
Über die erfolgreiche Forschung am TU-Fachgebiet Kraftfahrzeuge
hatte sich Ende Mai der Berliner Wirtschaftssenator Harald
Wolf informiert. An Beispielen wie den TU-Ausgründungen
HFC
Human-Factors-Consult, IAT Ingenieurgesellschaft für
Automobiltechnik mbH und IAV
GmbH wurde deutlich, wie durch exzellente Forschung erfolgreiche
Unternehmen und damit Arbeitsplätze entstehen. Senator
Wolf will erreichen, dass mittelständische Firmen enger
mit Forschungseinrichtungen zusammenarbeiten und für
die Autoindustrie komplette Systemlösungen anbieten.
Die Voraussetzungen dafür sind gegeben. "Berlin
ist die heimliche Hauptstadt der Fahrzeugsicherheit. Und dazu
zählt auch unsere praxisrelevante Forschung", so
Fachgebietsleiter Prof. Dr. Volker Schindler.
|
|
|