7-9/06
Juli 2006
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Charme-Offensive der Fertigungstechniker

Multimediabasierte Lernmittel sollen die Ingenieurwissenschaften für Studentinnen attraktiver machen

Abstrakte Fakten begeistern Frauen nicht besonders. Sie lernen besser durch Kommunikation
© TU-Pressestelle/Dahl

Ingenieure werden rar in deutschen Landen. Ingenieurinnen waren es schon immer. Eine Ursache für das Fehlen des anderen Geschlechts in den technischen Studiengängen ist, dass das Studium dort für junge Frauen kaum attraktiv ist.

"Die herkömmliche Art, den Stoff nahezu ausschließlich über abstrakte Fakten zu lehren, wirkt abschreckend und ist nicht dazu angetan, Frauen für ein Ingenieurstudium zu begeistern", sagt Prof. Dr.-Ing. Eckart Uhlmann, Leiter des Instituts für Werkzeugmaschinen und Fabrikbetrieb (IWF). Nebenbei: Diese wenig inspirierte Art und Weise der Wissensvermittlung ist auch für junge Männer wenig motivierend - die hohe Abbrecherquote beweist es. Die Industrie kritisiert es seit langem und fordert, die Qualität, besonders auch die Praxisnähe des Ingenieurstudiums, generell zu verbessern.

Am IWF nun will man die Abstinenz der Studentinnen nicht auf sich beruhen lassen und hat im Rahmen des Zehn-Millionen-Programms der TU Berlin "Offensive Wissen durch Lernen" (OWL) ein "Genderprojekt zur Werbung von Schülerinnen sowie zur Verbesserung der Studiensituation weiblicher Studierender der Ingenieurwissenschaften" unter Leitung von Eckart Uhlmann initiiert. Die Universität stellt dafür in den kommenden drei Jahren 180000 Euro zur Verfügung.

Die Charme-Offensive soll mit dem Einsatz von Multimedia zum Erfolg führen. Ziel ist es, in Zusammenarbeit mit dem Multimediazentrum für Lehre und Forschung (MuLF) eine Studienplattform zu entwickeln, die ingenieurwissenschaftliches Grundlagenwissen vermittelt, ausgerichtet an den spezifischen Präferenzen von Studentinnen. Internationale Untersuchungen haben ergeben, dass bei diesen der Prozess der Wissensaneignung eng gekoppelt ist an das Bedürfnis nach Kommunikation und Austausch, da bei Frauen beim Reden eine Verinnerlichung des Stoffes erfolgt. Ein wesentlicher Bestandteil der Studienplattform werden deshalb so genannte kooperative Wissensräume sein, in denen der gedankliche Austausch stattfinden kann. "Wir werden die Internetplattform auf Basis unserer Demonstrations-CD ‚Funkenerosion' aufbauen, aber diese verbessern, weil die Studentinnen aus den genannten Gründen nicht vollständig davon überzeugt waren. Sie vermissten insbesondere Kommunikationsmöglichkeiten zur gemeinsamen Bearbeitung von Aufgaben", so Dirk Oberschmidt, Gruppenleiter am IWF. Gleichzeitig sollen die Studentinnen auch die Chance haben, Experimente virtuell vorzuplanen, damit sie diese in der Praxis durchführen. "Wir haben bei Übungen häufig die Situation, dass die Studenten die praktischen Tätigkeiten ausführen und die Studentinnen das Protokoll schreiben, weil sie aus verschiedenen Gründen eine höhere Hemmschwelle haben", sagt Oberschmidt. "Da muss dringend eine Gleichstellung her."

Sybille Nitsche

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