Charme-Offensive der Fertigungstechniker
Multimediabasierte Lernmittel sollen die Ingenieurwissenschaften
für Studentinnen attraktiver machen
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Abstrakte Fakten begeistern
Frauen nicht besonders. Sie lernen besser durch Kommunikation
© TU-Pressestelle/Dahl |
Ingenieure
werden rar in deutschen Landen. Ingenieurinnen waren es schon immer.
Eine Ursache für das Fehlen des anderen Geschlechts in den
technischen Studiengängen ist, dass das Studium dort für
junge Frauen kaum attraktiv ist.
"Die herkömmliche Art, den Stoff nahezu ausschließlich
über abstrakte Fakten zu lehren, wirkt abschreckend und ist
nicht dazu angetan, Frauen für ein Ingenieurstudium zu begeistern",
sagt Prof. Dr.-Ing. Eckart Uhlmann, Leiter des Instituts
für Werkzeugmaschinen und Fabrikbetrieb (IWF). Nebenbei:
Diese wenig inspirierte Art und Weise der Wissensvermittlung ist
auch für junge Männer wenig motivierend - die hohe Abbrecherquote
beweist es. Die Industrie kritisiert es seit langem und fordert,
die Qualität, besonders auch die Praxisnähe des Ingenieurstudiums,
generell zu verbessern.
Am IWF nun will man die Abstinenz der Studentinnen nicht auf sich
beruhen lassen und hat im Rahmen des Zehn-Millionen-Programms der
TU Berlin "Offensive Wissen durch Lernen" (OWL) ein "Genderprojekt
zur Werbung von Schülerinnen sowie zur Verbesserung der Studiensituation
weiblicher Studierender der Ingenieurwissenschaften" unter
Leitung von Eckart Uhlmann initiiert. Die Universität stellt
dafür in den kommenden drei Jahren 180000 Euro zur Verfügung.
Die Charme-Offensive soll mit dem Einsatz von Multimedia zum Erfolg
führen. Ziel ist es, in Zusammenarbeit mit dem Multimediazentrum
für Lehre und Forschung (MuLF) eine Studienplattform zu
entwickeln, die ingenieurwissenschaftliches Grundlagenwissen vermittelt,
ausgerichtet an den spezifischen Präferenzen von Studentinnen.
Internationale Untersuchungen haben ergeben, dass bei diesen der
Prozess der Wissensaneignung eng gekoppelt ist an das Bedürfnis
nach Kommunikation und Austausch, da bei Frauen beim Reden eine
Verinnerlichung des Stoffes erfolgt. Ein wesentlicher Bestandteil
der Studienplattform werden deshalb so genannte kooperative Wissensräume
sein, in denen der gedankliche Austausch stattfinden kann. "Wir
werden die Internetplattform auf Basis unserer Demonstrations-CD
Funkenerosion' aufbauen, aber diese verbessern, weil die Studentinnen
aus den genannten Gründen nicht vollständig davon überzeugt
waren. Sie vermissten insbesondere Kommunikationsmöglichkeiten
zur gemeinsamen Bearbeitung von Aufgaben", so Dirk Oberschmidt,
Gruppenleiter am IWF. Gleichzeitig sollen die Studentinnen auch
die Chance haben, Experimente virtuell vorzuplanen, damit sie diese
in der Praxis durchführen. "Wir haben bei Übungen
häufig die Situation, dass die Studenten die praktischen Tätigkeiten
ausführen und die Studentinnen das Protokoll schreiben, weil
sie aus verschiedenen Gründen eine höhere Hemmschwelle
haben", sagt Oberschmidt. "Da muss dringend eine Gleichstellung
her."
Sybille Nitsche
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