Pluspunkte fürs Leben
Zwei Abiturientinnen begeistern sich für das Schülerstudium
an der TU Berlin
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Lust auf Mathe haben die Schülerinnen
Janna Brettingen (l.) und Tanja Avramenko. Sie machen Scheine
schon vor dem Studium
© TU-Pressestelle |
Vortrag gehört - Entscheidung gefällt - alles Notwendige
organisiert. Es gab kein Zweifeln, kein langes Überlegen. Als
die TU Berlin das Konzept des Schülerstudiums an ihrer Schule
vorstellte, war für Tanja Avramenko (18) und Janna Brettingen
(17) sofort klar: "Wir machen das."
Mit Beginn des Sommersemesters 2006 kamen die beiden Abiturientinnen
des Berliner Hildegard-Wegscheider-Gymnasiums
viermal wöchentlich für jeweils zwei Stunden zu Vorlesungen,
Tutorien und Übungen an die TU Berlin, um im Fach Mathematik
die Lehrveranstaltung Analysis I zu hören. Für Mathematikstudierende
ist Analysis I im ersten Semester Pflicht.
Die beiden, die soeben die 11. Klasse beendeten, haben ein Faible
für Mathematik. Logik fasziniert sie. Am Gymnasium besuchen
sie den Profilkurs Mathematik. "Als ich vom Schülerstudium
hörte, wusste ich sofort - da wird mir etwas Besonderes geboten,
das sollte ich nutzen", erzählt Janna Brettingen. Tanja
Avramenko empfand, dass sie damit "nur Pluspunkte fürs
Leben sammeln könnte".
Das Schülerstudium verlangt ihnen einiges ab: Leistungsbereitschaft,
Selbstständigkeit, Durchhaltevermögen. So müssen
sie sich um das Nachholen des versäumten Stoffes in der Schule
selbst kümmern. Und da sie sich dafür entschieden, auch
die entsprechenden "Scheine" zu bekommen, der Nachweis,
dass die Lehrveranstaltungen erfolgreich absolviert wurden, fallen
zu den schulischen Hausaufgaben noch fünf bis sechs Stunden
Hausaufgaben für die Uni an. Ohne den Willen, mehr zu tun,
als verlangt wird, und ohne sich von der landläufigen Vorstellung
eines Schul-Mathe-Genies zu verabschieden, dass man Mathe kann und
dafür nicht pauken muss, ist das Pensum nicht zu bewältigen.
Auf die Frage, ob das nicht eher demotivierend gewirkt habe, erwidert
Janna Brettingen kurz und knapp: "Den Weg des geringsten Widerstandes
bin ich nie gegangen."
Über die Lehrveranstaltungen berichten sie überwiegend
nur Lobendes. Alles werde klar und verständlich dargeboten,
für Fragen sei immer Zeit und das Tempo sei schnell, nicht
so zäh wie zuweilen im Unterricht. Tanja Avramenko konnte ihre
Neigung, sich Stoff lieber selbstständig anzueignen, ganz ausleben.
"In der Schule gibt der Lehrer ja vieles vor." Und Janna
Brettingen hat sich Klarheit darüber verschafft, ob ein reines
Mathematik-Studium das Richtige für sie wäre. "Nein",
sagt sie in ihrer unnachahmlichen Art, Dinge ohne viel Aufhebens
zu benennen: "Mathe allein ist mir zu schmalspurig."
Nur eine Sache blieb ihnen unverständlich und erschien ihnen
ganz und gar unlogisch - das Extra-Mathematik-Tutorium für
Frauen. "Wofür braucht man denn das?", fragt das
Mädchen Janna Brettingen sichtlich ratlos.
Sybille Nitsche
Studieren schon während der
Schulzeit
Mit dem Sommersemester 2006 startete an der TU Berlin das
Schülerstudium. Hoch motivierte, leistungsstarke Schülerinnen
und Schüler haben die Chance, schon während der
Schulzeit an Lehrveranstaltungen der Mathematik, Physik, Informatik,
Konstruktionslehre und der Chemie teilzunehmen und Leistungsnachweise
zu erbringen, die bei einem späteren Studium anerkannt
werden. Nach dem erfolgreichen Probelauf mit Schülerinnen
und Schülern des Hildegard-Wegscheider-Gymnasiums wird
diese Möglichkeit des Frühstudiums nun ausgeweitet
und auch anderen Schulen zugänglich gemacht. Am 14. September
2006 findet deshalb an der TU Berlin um 16 Uhr im Hörsaal
H 1028 eine zentrale Informationsveranstaltung für interessierte
Lehrerinnen und Lehrer, Eltern sowie Schülerinnen und
Schüler statt. Im Beisein des Präsidenten der TU
Berlin, Prof. Dr. Kurt Kutzler, werden die Initiatoren des
Schülerstudiums in Nordrhein-Westfalen über die
Entwicklung des Schülerstudiums und drei Schülerinnen
des Hildegard-Wegscheider-Gymnasiums über ihre Erfahrungen
berichten.
sn
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